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Maximilian Philipp begeistert bei Borussia Dortmund: Durchstarter mit Verzögerung

Florian Bogner

Publiziert 24/09/2017 um 10:58 GMT+2 Uhr

Maximilian Philipp feiert eine nahezu perfekte englische Woche mit dem BVB. Beim 6:1 (3:0) gegen Borussia Mönchengladbach überzeugt er mit zwei Toren und einer Vorlage - wobei der Assist hervorsticht. Seine mannschaftsdienliche Spielweise findet schnell Fans im eigenen Team. Und auch wenn Peter Bosz ihn nicht öffentlich loben will: die 20 Millionen Euro Ablöse für Philipp scheinen gut angelegt.

Maximilian Philipp (Borussia Dortmund)

Fotocredit: Getty Images

Es sah so leicht aus, so flüssig, so: richtig.
Borussia Dortmund zeigte am Samstagabend gegen Borussia Mönchengladbach mehrere Szenen zum Zunge schnalzen. Keine war jedoch so schön, so formvollendet, wie das 3:0.
Der Pass von Sokratis Papastathopoulos durch zwei Gladbacher Reihen hindurch war die Ouvertüre, Pierre-Emerick Aubameyangs Tor die Veredelung.
Das Filetstück aber war Maximilian Philipps Vorarbeit. Statt selbst abzuziehen, spielte Philipp den Ball zwischen zwei Gladbachern hindurch perfekt auf Aubameyang - schlicht Weltklasse.
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Christian Pulisic, Pierre-Emerick Aubameyang, Maximilian Philipp (v.l.) von Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Philipp ist egal, wer trifft

Wichtig dabei: Philipp spielte den Ball nicht quer, um den Gegner zu foppen, um auf noch mehr Show zu machen. Er spielte ihn quer, weil er es als die beste Lösung ansah. Und eben nicht den heute so alltäglichen Egoismus an den Tag zu legen.
"Mir ist es egal, ob ich das Tor schieße oder jemand anderes", sagte der Offensivspieler anschließend bei "Sky" und es klang ehrlich. Eine Entscheidung, die in Bruchteilen einer Sekunde zu treffen war, wenngleich der 23-Jährigen seinen Angriffspartner zuvor schon wahrgenommen hatte:
Es war, glaube ich, sicherer quer zu spielen, als Eins-gegen-Eins gegen den Torwart. So habe ich ihn rüber gelegt und Auba musste ihn nur noch ins leere Tor schieben. So ist es einfacher.

Vier Tore in einer Woche

Mit neun Punkten aus drei Spielen ist dem BVB eine beachtliche englische Woche gelungen. 5:0 gegen den 1. FC Köln, 3:0 beim Hamburger SV, jetzt 6:1 gegen Borussia Mönchengladbach. In der Tabelle steht die Eins, der FC Bayern ist erstmal auf drei Punkte distanziert.
Philipp ist dabei so etwas wie die Entdeckung der Woche. Zwei Tore gegen Köln, jetzt zwei Tore (28./38.) und der bemerkenswerte Assist (45.) gegen Gladbach - geht kaum besser.
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Maximilian Philipp trifft für Borussia Dortmund gegen Borussia Mönchengladbach

Fotocredit: Getty Images

Durchstarten mit Verzögerung nennt man das wohl, in den ersten Spielen war Philipp vor allem durch vergebene Torchancen aufgefallen.
"Ich habe die ersten Spiele viele Chancen vergeben, da musste ich konzentrierter im Abschluss sein", erklärte er am Samstag. Gegen Köln sei dann aber "der Knoten geplatzt". Auch dank der neuen Teamkollegen.

Mannschaft nimmt Philipp gut auf

Auch der BVB ist eine Leistungsgemeinschaft, doch Einsatz wird anerkannt im Kader. Philipp:
Die Mannschaft hat mich gestärkt, an mich geglaubt und mich immer unterstützt. Sie hat immer gesagt, dass ich gut gespielt habe, mannschaftsdienlich, was mir sehr, sehr wichtig ist. So kommt das Selbstvertrauen.
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Borussia Dortmund feiert ein Tor von Maximilian Philipp

Fotocredit: Getty Images

Peter Bosz vermeidet es dabei noch peinlichst genau, Philipp öffentlich zu loben. Intern hat der Niederländer aber offenbar schon die richtigen Worte gefunden. Bosz habe "großen Anteil" an Philipps aktuellen Leistungen, sagte der Spieler und es klang nicht so daher gesagt:
Er vertraut meinen Stärken, weiß was ich kann. Er hat mich immer aufgebaut, mir gesagt, was ich verbessern muss und was ich schon sehr gut mache. Daran arbeite ich und versuche direkt in jedem Training umzusetzen, was er mir mitgibt. Bis jetzt läuft's gar nicht so schlecht.
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Maximilian Philipp

Fotocredit: Getty Images

Kleine Schritte auf dem Weg nach oben

Durchstarten mit Verzögerung - das passt generell zu Philipp. Spieler wie Leroy Sané, Timo Werner, Max Mayer, Julian Brandt oder Serge Gnabry sind jünger als der gebürtige Berliner und sorgten auch schon früher für Furore. Wenn es nicht läuft, haftet Philipp manchmal auch noch etwas Zauderhaftes an. So als könne er dann selbst gar nicht glauben, wie gut er eigentlich spielen kann.
Im Sommer wurde er mit Deutschland U21-Europameister. Doch statt dem Turnier seinen Stempel aufzudrücken, musste er zunächst auf die Bank, spielte erst ab dem Halbfinale von Beginn an und blieb am Ende ohne Tor oder Vorlage.
2012 erst war Philipp als schmächtiger 18-Jähriger beim SC Freiburg gelandet. Auf den zweiten Bildungsweg sozusagen: körperlich beinahe unterentwickelt, aber lernwillig. "Milli" nannten sie ihn früher. Bei Hertha BSC ausgebildet aber auch früh aussortiert, war er über Tennis Borussia Berlin in der A-Jugend von Energie Cottbus gelandet. Dort entdeckten ihn die Freiburger Talentescouts.
Von da an ging es in kleinen Schritten voran. 25 Scorerpunkte für Freiburgs Reserve in der Regionalliga 2013/14, zwei Jahre später waren es 19 für die erste Mannschaft in der zweiten Liga.

20 Millionen - gut investiertes Geld

2016/17 schloss Philipp mit neun Toren und drei Vorlagen in 25 Spielen für das Team von Christian Streich ab, der in forderte wie förderte und schon längst verstanden hatte, dass Philipp eigentlich viel zu gut für Freiburg ist.
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Maximilian Philipp

Fotocredit: SID

Im Sommer schlug Dortmund zu, 20 Millionen Euro legte man für den U21-Europameister hin. "Maximilian hatte nicht erst in dieser Transferperiode große Möglichkeiten. Jetzt wollte er den Weg zu einem Topklub unbedingt gehen, und wir mussten schauen, was das Beste für den Klub ist", sagte Freiburgs Sportvorstand Jochen Saier.
Philipp war dabei eher mulmig zumute. "Diese Summen sind meines Erachtens unmenschlich", klagte er:
Das ist für mich viel zu viel Geld.

Am Dienstag gegen Real Madrid

Das Geerdete ehrt ihn. Philipp spielt jetzt bei Borussia Dortmund vor 80.000 Zuschauern, am Dienstag geht es gegen Real Madrid. Doch Philipp schaut vor allem auf sich selbst.
So sagte er nach dem Gladbach-Spiel, seinem wohl besten Bundesliga-Spiel überhaupt:
Es war eine sehr gute erste Halbzeit, aber ich muss mir eingestehen: In der zweiten Halbzeit habe ich nachgelassen.
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