Meyer, Aubameyang und Co.: Das Geschäft mit wechselwilligen Stars

Max Meyer wird den FC Schalke 04 zum Saisonende ablösefrei verlassen. Er lehnte eine Vertragsverlängerung ab und stellte sich danach als Mobbing-Opfer dar. Meyer ist nicht der erste Profi, der mit eigenwilligem Verhalten auffällt. Das Problem: Vereine verdienen an der Unlust ihrer Angestellten. Eurosport-Kommentator Sigi Heinrich analysiert die bedenkliche Entwicklung im Profi-Fußball.

Max Meyer (FC Schalke 04)

Fotocredit: Imago

Plötzlich kommen die vorher so wunderbar gezirkelten Pässe nicht mehr beim Mitspieler an. Der Sprint an der Seitenlinie verliert an Wucht. Zweikämpfe werden den Kollegen überlassen. Man will ja sein wichtigstes Gut, die körperliche Unversehrtheit, nicht aufs Spiel setzen.
Den Torschüssen fehlt plötzlich die Genauigkeit. Und pünktlich zum Training erscheinen ist auch nicht mehr so entscheidend. Ein paar kleine Ausflüge während die Kollegen sich auf das nächste Spiel vorbereiten, schaden auch nicht, um klar zu machen: In anderen Vereinen wäre Platz.
Fußballspieler, denen ihre derzeitigen Millionengehälter nicht reichen, die sich sozial in ihrer Branche am Rande der Gehaltstabelle befinden, ziehen dann ihre Stutzen nicht mehr bis an die Knie hoch. Sie lassen ihre Manager einfliegen, die längst mit neuen Verträgen wedeln und nur dann ja auch richtig verdienen, wenn es horrende Ablösesummen gibt. Eine Einhaltung der bestehenden Verträge macht den Manager zum Hungerleider.
Aber anstatt die Arbeitsverweigerer an ihre bestehenden Verträge zu erinnern, gehen auch die Vereine den Weg des geringsten Widerstandes. Sie verdienen plötzlich an der Unlust ihrer Angestellten.

Draxler als Vorreiter

Julian Draxler wechselte 2015 von Schalke 04 zum Ligakonkurrenten VfL Wolfsburg und erhielt dort einen Fünfjahresvertrag (!). 2017 wechselte er zu Paris St. Germain. Seine Leistungen vor dem Wechsel an die Seine waren zu diesem Zeitpunkt dürftig. Bei Schalke lief sein Vertrag übrigens ursprünglich bis 2018. Aber Papier ist ja erfahrungsgemäß und vor allem in der Fußball-Branche sehr geduldig. In Paris drehte er dann übrigens richtig auf.
Pierre-Emerick Aubameyang erhielt dereinst von Borussia Dortmund einen Vertrag bis 2018, später wurde dieser sogar bis 2021 verlängert. Garantiert auch von Dortmunder Seite, um eine noch höhere Ablösesumme herausschlagen zu können bei einem Abgang, der sich abzeichnete. Dafür gibt es das Wort Doppelmoral. Mit vielen Eskapaden und wenig mannschaftsdienlichem Verhalten gegen Ende seiner Dienstzeit sorgte er dafür, dass ihn Dortmund im Januar nach London ziehen ließ. Mit fast 70 Millionen Euro war er der bis dahin teuerste Einkauf von Arsenal.
Ousmane Dembélé schoss den Vogel ab. Bei seiner Verpflichtung für die Saison 2016/17 erhielt er in Dortmund einen Vertrag bis Ende der Saison 2021. Mittlerweile spielt er, wenn er denn spielt, beim FC Barcelona. Für Dortmund erneut ein glänzendes Geschäft. Annähernd 150 Millionen spülte der neuerlich vorzeitige Wechsel, den Dembele mit unverblümter Trainingsverweigerung anschob, in die Kassen.

Klubs planen mit Epressungen

Nein, es nicht so, dass ausschließlich die Spieler die Vereine mit ihrem Verhalten erpressen. Es ist durchaus auch so, dass die Klubs mit solchen Aktionen rechnen, sie einplanen in ihre Kalkulation.
Max Meyer hat es bei Schalke 04 jetzt tatsächlich auf die Tribüne geschafft. Nach einigen harschen Vorwürfen gegen Sportvorstand Christian Heidel und Trainer Domenico Tedesco hat sich eines der größten Talente hierzulande (U21-Europameister) so geschickt ins Abseits manövriert, dass er ablösefrei jetzt garantiert einen Verein finden wird, der ihm hilft, mit vernünftigem Salär so einigermaßen über die Runden zu kommen. Ein kolportiertes Angebot von Schalke von fünf Millionen Euro pro Jahr reichte augenscheinlich nicht.
Manchmal und leider immer öfter, macht es uns die kickende Zunft sehr schwer, frohen Herzens und mit Begeisterung ihre Vorführungen zu verfolgen. Zu oft werden wir vorgeführt.
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