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Youngster der Woche: Landry Dimata - des VfL Wolfsburgs vergessliches Juwel

Dennis Melzer

Update 22/09/2017 um 18:17 GMT+2 Uhr

Mit Mario Gomez fällt beim VfL Wolfsburg der Kapitän und wohl wichtigste Spieler lange aus. Im Sturm der "Wölfe" müssen nun Spieler wie Liverpool-Leihgabe Divock Origi, Neuzugang Paul-George Ntep oder Youngster Landry Dimata Verantwortung übernehmen. Letzterer kam vor der Saison für stattliche zehn Millionen Euro in die Autostadt und ist unser Youngster der Woche.

Landry Dimata vom VfL Wolfsburg

Fotocredit: Getty Images

Man mochte kaum hinsehen, als Mario Gomez im Niedersachsen-Derby gegen Hannover 96 mit dem linken Fuß im Rasen hängenblieb und im Anschluss minutenlang mit schmerzverzerrter Miene behandelt werden musste. Die bittere Diagnose für den Nationalstürmer am nächsten Tag: Bänderan- und Kapseleinriss des Sprunggelenkes.
Als sich abzeichnete, dass es für Gomez nicht weitergehen würde, herrschte reges Treiben auf der Wölfe-Bank, vor zwei Wochen Noch- mittlerweile Ex-Trainer Andries Jonker, musste seinen Kapitän ersetzen. Die Wahl des Niederländers fiel auf Landry Dimata, ein 20-jähriges Juwel, das erst im Sommer für eine durchaus saftige Ablöse von zehn Millionen Euro aus dem belgischen Oostende in die Autostadt gewechselt war.
Hektisch entledigte sich der Angreifer seiner Trainingskleidung, streifte das weiß-grüne Trikot über und bemerkte just im selbigen Moment, dass die passende Hose zum Jersey fehlte. Ganz zum Unmut des Übungsleiters, der wild gestikulierend seinen Frust an der Wolfsburger Bank ausließ.
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Landry Dimata vom VfL Wolfsburg

Fotocredit: Imago

"Ich hätte mir gewünscht, dass es schneller geht", gab Jonker im Anschluss an die Begegnung recht nüchtern zu Protokoll, bevor sich Sportchef Olaf Rebbe auf Spurensuche begeben wollte:
Wir müssen klären, ob er die falsche oder gar keine Hose hatte.
Dimata hatte seine Hose schlicht in der Kabine vergessen, weshalb er erst mit reichlich Verspätung zu seinem bis dato dritten Bundesliga-Einsatz kam, ohne der Partie noch eine entscheidende Wendung geben zu können. Eine Anekdote, die die bisherige Bundesliga-Saison des VfL - und gleichermaßen den Einstand Dimatas - bestens widerspiegelt.

Aus dem Kongo nach Belgien

Dimata erblickte im September 1997 in der kongolesischen Metropole Mbuji-Mayi das Licht der Welt, wanderte aber schon früh mit seinen Eltern nach Belgien aus. Beim Brüsseler Klub FC Saint-Michel machte er seine ersten fußballerischen Gehversuche, danach ging es weiter zum WS Woluwe FC und später zu Efj Molenbeek, ehe er sich 2012 der Jugendakademie des RAEC Mons anschloss, wo prompt Talentscouts auf den physisch und technisch starken Offensivmann aufmerksam wurden.
Zu den Spähern zählte auch Belgiens U17-Trainer Bob Browaeys, der Dimata für die Auswahl des KBVB (Königlich Belgischer Fußballverband) nominierte. Über die Leistungen in der Nachwuchsmannschaft der Roten Teufel gelang dem Rechtsfuß der Sprung zu Standard Lüttich.
Mit dem Bewerbungsschreiben von neun Treffern in 13 Auftritten für die U19-Nationalmannschaft hoffte Dimata auf sein Debüt im Profiteam der "Rouges", wurde allerdings bitter enttäuscht. Das Resultat: Der Torjäger forcierte einen Vereinswechsel.

Einladung zum Kracher gegen Real Madrid

Schon damals reihte sich Wolfsburg in die lange Liste namhafter Interessenten ein, lud Dimata sogar zum Champions-League-Spiel gegen Real Madrid (Wolfsburg gewann mit 2:0) ein, damit dieser sich selbst ein Bild vom professionellen Umfeld machen konnte. "Dieser Sieg war einfach unglaublich. Ein großartiges Spiel", erinnerte sich das Sturmjuwel vor wenigen Wochen.
Trotz des beeindruckenden Erlebnisses in Deutschland zog es der Youngster vor, in seiner Heimat zu bleiben, wählte mit Bedacht einen kleineren Klub, den KV Oostende quasi als Zwischenstation, um sich weiterentwickeln zu können.
Eine Entscheidung, die sich - rückblickend - als sinnvoll erwies. In seiner Debütsaison für die Hafenstädter steuerte Dimata elf Tore sowie drei Vorlagen in 24 Liga-Spielen bei, traf unter anderem gegen die ehemaligen Teamkollegen aus Lüttich. Am Ende stand mit Rang vier in der Pro League sowie das Erreichen des Pokalfinals die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte zu Buche, während sich der Goalgetter über die Auszeichnung zu Belgiens Nachwuchsspieler des Jahres freuen durfte.
Abermals standen etliche europäische Schwergewichte auf der Matte, wobei Dimata die Avancen aus Niedersachsen und den damit verbundenen unvergesslichen Königsklassen-Abend selbstredend nicht vergessen hatte. Mitte Juni meldete der Deutsche Meister von 2009 Vollzug.
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Landry Dimata - VfL Wolfsburg

Fotocredit: SID

"Er hat sehr großes Talent, das wir weiter fördern wollen. Er kann ein wertvoller Spieler für den VfL werden", begründete Rebbe den Transfer bei "Bild". Und weiter:
Landry ist schnell und hat in Eins-gegen-Eins-Situationen gute Lösungen. Es ist nicht einfach, ihn zu stoppen.

Nicht nur auf dem Platz lernfreudig

Dimata selbst fiel zu Beginn vor allem durch seine Demut auf, den Willen, etwas zu lernen. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch die Sprache seiner neuen Wahlheimat. Zweimal in der Woche paukt der Neuzugang Deutsch in der Schule. "Wenn du etwas lernen willst, dann ist es einfach", sagte er zuletzt und gab einen kurzen Einblick in sein Seelenleben:
Ich fühle mich wohl. Alle helfen mir sehr. Der Coach spricht viel mit mir, das hilft. Und Freddy Ljungberg (Co-Trainer unter Jonker, mittlerweile aber auch nicht mehr in Diensten der Wölfe, Anm. d. Red.) gibt mir Ratschläge. Er ist super für uns junge Spieler.
Verlief die Integration ins neue Team reibungslos, wartet Dimata, der in allen fünf Spielen zum Einsatz kam, aktuell noch auf den viel zitierten platzenden Knoten. Bislang konnte der Hoffnungsträger weder Treffer noch Assist in Deutschlands Beletage zustande bringen. Über prominente Unterstützer darf er sich dennoch freuen. "Romelu Lukaku hat mir gesagt, dass ich Potenzial habe und wir uns irgendwann vielleicht in Belgiens Nationalmannschaft sehen", verriet Dimata jüngst im Gespräch mit der "Bild".
Bleibt aus seiner Sicht zu hoffen, dass auch Neu-Trainer Martin Schmidt, der unter der Woche als neuer VfL-Trainer vorgestellt wurde, das Talent zu schätzen weiß. Und so will Dimata ausgerechnet gegen den großen FC Bayern erstmals für Furore sorgen, seine Vorschusslorbeeren legitimieren. Am liebsten natürlich mit einem Tor in der Allianz Arena. Im Idealfall trägt er dabei sogar eine Hose.
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