3 Dinge, die bei Hoffenheim gegen den BVB auffielen: Schaf im Wolfspelz
Borussia Dortmund vermeidet mit dem 1:1 (0:1) bei der TSG 1899 Hoffenheim zwar die erste Saison-Niederlage, die Elf von Trainer Lucien Favre bekleckert sich dabei aber nicht mit Ruhm - was auch für das Schiedsrichter-Gespann gilt. Marius Wolf fällt als Mittelstürmer durch, Abdou Diallo erlebt einen gebrauchten Tag. Dazu gibt es erneut VAR-Diskussionen. Was uns beim Topspiel am 4. Spieltag auffiel.
Lucien Favre mit Axel Witsel und Co. (TSG 1899 Hoffenheim vs. Borussia Dortmund)
Fotocredit: Getty Images
VAR was?
Strittige Szene in der 7. Spielminute: Christian Pulisic legte den Ball auf dem rechten Flügel an Nico Schulz vorbei und kam an der Strafraumgrenze zu Fall. De facto war ihm der deutsche Nationalspieler exakt auf der Strafraumlinie auf den Fuß getreten. Der US-Amerikaner nahm das aber dankbar an und hob etwas theatralisch in den Strafraum ab - Schiedsrichter Harm Osmers verweigerte den Strafstoß.
Obwohl der Kontakt merklich und auf den TV-Bildern klar ersichtlich war, sah sich Osmers - offensichtlich nach Rücksprache mit Köln - nicht gezwungen, den Video-Beweis zu Rate zu ziehen, was auf BVB-Seite doch für Verwunderung sorgte.
Mehr Glück mit dem VAR hatten die Gäste dafür in der 50. Minute, in der Ermin Bikakcic vermeintlich das 2:0 köpfte. Bikakcic jubelte, ganz Hoffenheim jubelte und machte sich sogar schon bereit zum BVB-Anstoß, als sich doch noch Video-Schiedsrichter Christian Dingert meldete und Osmers das Tor wieder aberkannte.
Eine korrekte Entscheidung: Eckballschütze und Flankengeber Andrej Kramaric hatte im Abseits gestanden, als Leonardo Bittencourt die kurz gespielte Ecke zu ihm zurücktropfen ließ. Das Problem allerdings war erneut die Kommunikation der Zurücknahme vor Ort: So begriff zunächst niemand im Stadion so richtig, warum das Tor nicht galt.
"Der Sport wird fairer, ich beschwere mich nicht. Aber es muss ein bisschen schneller gehen", sagte Julian Nagelsmann:
Der TSG-Coach nannte sein Monieren aber auch "Jammern auf hohem Niveau".
Osmers beging zu allem Überfluss einen Folgefehler: So ließ er den indirekten Freistoß nach dem Aberkennen des Treffers nicht an der Stelle der Abseitsposition von Kramaric, sondern von BVB-Keeper Roman Bürki zentral im Strafraum ausführen, was alle Betrachter zusätzlich irritierte, weil es nahelegte, dass ein Foul im Strafraum stattgefunden habe.
Schaf im Wolfspelz
Nein, das war nichts. Marius Wolf ging wütend vom Platz und ließ seine Frustration in Form eines Schlags gegen das Ersatzbankgehäuse raus.
In Abwesenheit von Paco Alcácer (Oberschenkelprobleme) hatte beim BVB diesmal nicht Marco Reus, sondern Wolf die BVB-Sturmspitze gegeben - und war glatt durchgefallen. "Es war keine gute Idee", sagte auch "Sky"-Experte und Ex-BVB-Spieler Christoph Metzelder.
Der Neuzugang von Eintracht Frankfurt war nur 16 Mal am Ball und gewann keinen seiner sechs Zweikämpfe. Der 23-Jährige positionierte sich oftmals falsch, verlor einfache Bälle (z.B. vor Bittencourts Großchance in Halbzeit eins) und kam überhaupt nicht zum Abschluss - da standen ihm seine Kollegen aber in nichts nach.
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Bundesliga: Die TSG 1899 Hoffenheim und Borussia Dortmund trennen sich 1:1
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Den ersten BVB-Torschuss brachte jedenfalls erst Shinji Kagawa nach 56 Minuten zustande - abgefälscht trudelte die Kugel links am TSG-Kasten vorbei.
"Hoffenheim war ein unangenehmer Gegner", bilanzierte Reus: "Sie besetzen die Räume sehr gut und das macht es für uns schwer, in die richtigen Räume zu gehen."
Kurz darauf hatte Trainer Lucien Favre genug von Wolf gesehen und tauschte ihn gegen Jadon Sancho aus (zudem kam Thomas Delaney für Mahmoud Dahoud, 60.). In der letzten halben Stunde gab dann wieder Reus den Mittelstürmer und das BVB-Spiel nahm deutlich an Schwung zu - so kam es nicht von ungefähr, dass Reus die Vorlage zum schmeichelhaften 1:1-Ausgleich durch Christian Pulisic gab (84.).
Reus erklärte:
Unsicherheitsfaktor Diallo
Der 99. Ballkontakt war sein letzter - dann sah er Rot. Abdou Diallo erlebte einen gebrauchten Tag als Innenverteidiger des BVB. Unrühmlicher Höhepunkt: Sein erster Bundesliga-Platzverweis nach vermeintlicher Notbremse gegen Andrej Kramaric (76.).
Auch hier hatten Osmers und Dingert ihre Finger im Spiel. Die große Frage: Verhinderte Diallo durch sein Gerangel im Laufduell mit Kramaric wirklich eine klare Torchance?
Immerhin hatte der 22-Jährige den Ball vor Osmers Pfiff noch in Richtung Roman Bürki köpfen können (sein 99. Ballkontakt) - und Kramaric wäre wohl auch ohne die Berührung mit Diallo nicht mehr rangekommen.
Doch Osmers nahm den Platzverweis auch nach Rücksprache mit Dingert nicht zurück.
"Das war keine Rote Karte", schimpfte Marco Reus hinterher:
Trainer Lucien Favre sagte:
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Abdou Diallo (l.) diskutiert mit BVB-Kollegen mit Schiedsrichter Harm Osmers (TSG 1899 Hoffenheim vs. Borussia Dortmund)
Fotocredit: Getty Images
Ob nun berechtigt oder nicht, fügte sich Diallos verfrühter Abgang ins schlechte Bild, das er an diesem Nachmittag abgab. So gewann der Franzose nur fünf seiner elf Zweikämpfe und sah in mehreren brenzligen Szenen nicht gut aus. Vor dem 0:1 durch Joelinton (43.) köpfte er beispielsweise den Ball direkt auf den Torschützen, beim zurückgenommenen 0:2 sprang er kürzer als Bikakcic.
Im Angriffsspiel des BVB nahm Diallo aber eine nicht unwichtige Rolle ein. So hatte er bis zur Roten über 20 Ballkontakte mehr als jeder seiner Teamkollegen, spielte 40 Pässe in des Gegners Hälfte, davon sechs ins Angriffsdrittel und insgesamt mit einer Erfolgsquote von knapp 95 Prozent.
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