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"Durchsetzt von Amateuren": Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge rechnet mit DFB ab

VonSID

Update 20/07/2018 um 19:25 GMT+2 Uhr

Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat in einer beispiellosen Generalkritik mit DFB-Präsident Reinhard Grindel abgerechnet und die Führungsstruktur beim Deutschen Fußball-Bund gegeißelt. "Mir fehlt im Moment die klare professionelle Handhabe der Krisensituation. Es wundert mich aber auch nicht, der DFB ist nur noch durchsetzt von Amateuren. Mir fehlt da die Fußball-Kompetenz."

Karl-Heinz Rummenigge (FC Bayern München)

Fotocredit: Imago

Vom Sommerurlaub gebräunt und mit Dreitagebart stellte sich Karl-Heinz Rummenigge vor ein Abbild von Jupp Heynckes - dann setzte der Bayern-Boss zu einem beispiellosen Rundumschlag gegen den DFB an. "Mir fehlt im Moment die klare professionelle Handhabe der Krisensituation. Es wundert mich aber auch nicht, der DFB ist nur noch durchsetzt von Amateuren. Mir fehlt da die Fußball-Kompetenz", sagte der 62-Jährige ruhig, aber in aller Schärfe am Rande einer Ehrung für Heynckes in der sogenannten Erlebniswelt des FC Bayern.
Präsident Reinhard Grindel, ja die gesamte Führungsriege des Deutschen Fußball-Bundes bekam für das Missmanagement bei der Aufarbeitung des historischen WM-Desasters ihr Fett weg. Einzig Bundestrainer Joachim Löw nahm Rummenigge von seiner harschen Schelte aus. Dem Coach sei der DFB auch aufgrund des WM-Titels von 2014 "zur Dankbarkeit verpflichtet". Die Entscheidung, mit ihm weiterzumachen, daher die richtige:
Er hat zwölf Jahre einen überragenden Job gemacht.

Rummenigge spricht von "Landesfürsten" und Valium"

Zu den Beratungen am Donnerstag in Frankfurt seien "die ganzen Landesfürsten eingeladen und dann offensichtlich mit viel Valium erstmal beruhigt worden. Aber das ist nicht der Ansatz, eine Krise zu bewältigen, wie man sie bei der WM erlebt hat." Die Regional- und Landesverbände hatten nach einer Sitzung Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff und Löw ihr Vertrauen ausgesprochen.
Mit einer Rücktrittsforderung an Grindel, der seine Landespräsidenten per Mail zu öffentlichem Schweigen aufgefordert haben soll, wollte Rummenigge seine Schelte nicht verbinden. "Ich fordere gar nichts, ich stelle nur fest, dass beim DFB komplett Amateure das Geschehen übernommen haben", sagte Rummenigge. Der DFB müsse sich mehr "dem professionellen Fußball öffnen. Fußball-Deutschland interessiert das, was die Nationalmannschaft abliefert, und nicht die Amateurligen."
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Präsident-Grindel will demnächst Konsequenzen ziehen

Fotocredit: SID

Rummenigge bringt Lahm ins Gespräch

Einer, der aus Rummenigges Sicht mehr Professionalität in den Verband bringen könne, sei Ex-DFB-Kapitän Philipp Lahm. Dieser habe "die Qualität, für einen Verband zu arbeiten", sagte der Bayern-Boss und schlug vor, Lahm künftig für eine Rolle als Vizepräsident in Betracht zu ziehen.
Auch das Verhalten in der Affäre um Mesut Özil, den Bierhoff und Grindel mit öffentlichen Äußerungen in die Position eines Alleinschuldigen brachten, stößt Rummenigge sauer auf. "Die ganze Geschichte ist nicht gut gehandhabt worden, aber jetzt Mesut Özil als exklusiven Sündenbock darzustellen: Sorry, das halte ich für weit überzogen", sagte er.
Rummenigge empfahl, sich bei der Aufarbeitung des Russland-Debakels an das Jahr 2000 zu erinnern. "Da hat Deutschland eine EM in den Sand gesetzt. Aber damals gab es eben einen Profi an der Spitze. Gerhard Mayer-Vorfelder hat sich mit den Verantwortlichen der Bundesliga hingesetzt, in erster Linie mit den Vereinen, die die Nationalspieler abgestellt haben, und dann relativ schnell mit klugen Schachzügen die Kurve gekriegt."
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Philipp Lahm

Fotocredit: Imago

Die Geburt der Nachwuchsleistungszentren sei damals "das Wichtigste" gewesen. "Aus denen sind dann in der Folge die Müllers, Neuers, Lahms und Schweinsteigers entstanden", beschrieb Rummenigge. In der aktuellen "Krise des DFB" sei er nicht überzeugt, "dass mit diesen Leuten die richtigen Ansätze gefunden werden. Ich lese immer, es soll analysiert werden, aber vorher werden die ganzen Dinge schon festgezurrt", sagte der "erstaunte und irritierte" Rummenigge.
Die ersten öffentliche Einordnungen des WM-Fiaskos vom deutschen Branchenführer, sie hatten es in sich.

DFB entschärft Rummenigges Worte

Grindel selbst äußerte sich in einer Reaktion am frühen Freitagabend deeskalierend. Das DFB-Präsidium arbeite "sehr gut" mit Vertretern von Bundesliga und Amateurfußball zusammen, es bestehe Einigkeit "über den Weg, den wir gehen wollen. Auch ich persönlich arbeite mit Karl-Heinz Rummenigge sehr gut zusammen", so Grindel, "und ich bin ganz sicher, dass wir an dieser guten Zusammenarbeit auch festhalten werden."
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