Hertha BSC vor dem Bundesliga-Match gegen den FC Bayern im Taktik-Check: Graue Maus war gestern!

Wenn Hertha BSC am Freitag die Bayern empfängt (live und exklusiv bei Eurosport 2 HD Xtra und im Eurosport Player), kommt es etwas überraschend zum Spitzenspiel – Hertha steht nur drei Punkte hinter Spitzenreiter Bayern auf dem vierten Platz. Eurosport.de analysiert im Taktik-Check vor dem Bundesliga-Kracher im Olympiastadion, warum die Berliner so gut in die Saison gestartet sind.

Hertha BSC

Fotocredit: Eurosport

In den vergangenen Jahren waren Spiele mit Berliner Beteiligung oft schwere Kost für den Zuschauer: Der Spielaufbau bestand aus langen Bällen auf Vedad Ibisevic, in der Viele Gegner taten sich gegen Hertha schwer, die Berliner kamen selbst jedoch ebenfalls kaum zu Torchancen.
In der Sommerpause hat Pál Dárdai mit seiner Mannschaft aber offenbar an einem neuen Stil gearbeitet: Hertha spielt jetzt Fußball!

Aus Asymmetrie mach Energie

Besonders auffällig sind nun der kontrollierte Spielaufbau und die Positionierung der Viererkette. Diese agiert asymmetrisch: Marvin Plattenhardt rückt von links oftmals weit nach innen, während Rechtsverteidiger Valentino Lazaro sehr weit nach vorne schiebt. Hier hat Dárdai sehr passende Rollen für seine Spieler gefunden.
Der spielstarke Plattenhardt bildet also mit den beiden Innenverteidigern eine Dreierkette und ist viel ins Aufbauspiel eingebunden. Lazaro, der ohnehin eigentlich Flügelstürmer ist, hält sich in Ballbesitz quasi ausschließlich im zweiten oder letzten Drittel auf, wo seine Qualitäten im Dribbling gebraucht werden.
Diese asymmetrische Anordnung der Abwehrkette sorgt für weitere Verschiebungen im Offensivbereich. Salomon Kalou rückt von seiner nominellen Position als Rechtsaußen ins Zentrum und spielt um Mittelstürmer Ibisevic herum. Dahinter agiert mit Ondrej Duda ein technisch starker Zehner, der den letzten Pass spielen kann und auch selbst den Abschluss sucht. Flankiert von Lazaro rechts und dem schnellen Neuzugang Javairo Dilrosun links bietet das Dreigestirn im Zentrum eine beachtliche Offensivpower.

Maier belebt die Doppelsechs

In Szene gesetzt – gleichzeitig aber auch abgesichert – wird die Hertha-Offensive von der Doppelsechs. Hier sticht vor allem Arne Maier hervor, der sich in seinen jungen Jahren im Eiltempo zum Leistungsträger entwickelt hat. Der 19-Jährige strahlt am Ball eine beeindruckende Ruhe aus und trifft auch unter Gegnerdruck fast immer die richtigen Entscheidungen.
Er lässt sich im Spielaufbau nicht zu weit fallen, sondern achtet bei seiner Positionierung stets darauf, dass ein Anspiel auf ihn auch einen oder besser mehrere Gegner „aus dem Spiel nimmt“. Maier kommt daher oft in Positionen an den Ball, in denen schon Dynamik entstanden ist – so lässt sich das Spiel natürlich besser ankurbeln als nach einem weiten Laufweg nach hinten, um sich bei den Innenverteidigern den Ball abzuholen.

Mutigeres Verteidigen

Defensiv arbeitet Maier – entweder zusammen mit Marko Grujic oder Routinier Fabian Lustenberger – diszipliniert gegen Mann und Gegner. Oftmals werden die gegnerischen Kreativspieler im Zentrum klassisch verfolgt, sodass sie sich bei der Ballannahme nicht in Richtung des Berliner Tores drehen können. Am Freitag müssen sie dabei jedoch aufpassen, dass Spieler wie Thiago oder James Rodriguez sie hier nicht mit Finten bei der Ballannahme ins Leere laufen lassen.
Diese situativen Manndeckungen gab es im Spiel der Hertha schon in den vergangenen Jahren zu sehen, allerdings waren die Innenverteidiger da nicht so mutig wie jetzt. Oftmals schafften es die Gegner, die Berliner Doppelsechs aus dem Zentrum zu ziehen, um den Passweg auf einen entgegenkommenden Stürmer zu öffnen. Herthas Viererkette fiel dann zurück, um dem Mittelfeld Zeit zum Zurückeilen zu geben.
Jetzt sind die Innenverteidiger in solchen Situationen stets auf dem Sprung, um auch mal aus der Kette rauszutreten und zu attackieren – gegen Lewandowskis Zurückfallen kann dies mit der nötigen Prise Aggressivität ein probates Mittel sein. Herthas Spiel wird so kompakter, da der Abstand zwischen der Viererkette und den vordersten Spielern deutlich kleiner ist als noch vor der Sommerpause. Kürzere Wege und somit bessere Zugriffsmöglichkeiten sind die logische Folge.

Eurosport-Check:

Herthas Saisonstart spricht dafür, dass Dardai es wirklich ernst meint mit dem Philosophiewechsel. Auffällig oft betonte er zuletzt in Interviews und Pressekonferenzen die spielerischen Aspekte. Die Partie am Freitag gegen Bayern wird aller Voraussicht nach dennoch anders aussehen. Die Mannschaft ist in dem neuen Spielstil noch nicht so gefestigt, um ihn gegen den Rekordmeister auf den Platz zu bringen, hier wird man wohl eher die klassische, kampfbetonte Hertha sehen.
Trotzdem können einzelne Elemente des neuen Stils auch gegen Bayern wichtig werden: Ein konstruktiver Aufbau kann den Gegner etwas weiter anlocken, sodass die Räume hinter Hummels und Co. größer werden, zudem ist die aggressivere Art zu Verteidigen womöglich vielversprechender gegen Bayern als das weit verbreitete Einigeln am eigenen Sechzehner.
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