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Understatement-Meister BVB: Jetzt geht richtig was

Marc Hlusiak

Update 16/12/2018 um 14:10 GMT+1 Uhr

Borussia Dortmund ist wieder da - und zwar genauso, wie sie die eigenen Fans am liebsten haben. Zurückhaltend, schüchtern, erfolgreich. Nach dem 2:1-Sieg gegen Werder Bremen im vorletzten Heimspiel der Hinrunde ist der BVB Herbstmeister. Ein Titel, der beim BVB niemanden interessiert und der gekonnt heruntergespielt wird. Ein Zeichen dafür, dass in dieser Saison der ganz große Wurf möglich ist.

Marco Reus und Paco Alcácer (2018, li.), Mario Götze und Nuri Sahin (2011, re.)

Fotocredit: Imago

Borussia Dortmund ist das Team der Vorrunde in der Bundesliga.
Mit neun Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten Borussia Möcnehngladbach steht der BVB bereits zwei Spieltage vor Ende der Hinrunde als Herbstmeister fest. Für den Understatement-Meister aus dem Ruhrpott kein Grund, die Bodenhaftung zu verlieren. "Ja, danke", sei die kurze wie emotionslose Antwort von Trainer Lucien Favre in den Katakomben kurz nach dem 2:1-Zittersieg gegen Werder Bremen gewesen, als ihm von einem Betreuer zur Herbstmeisterschaft gratuliert wurde. Im "Sky"-Interview führte der Schweizer weiter aus:
Das bedeutet mir nicht viel. Das ist gut, wir sind zufrieden, aber das nächste Spiel ist immer das Wichtigste. Ich will noch nicht darüber sprechen, ob wir in der Lage sind, den Meistertitel zu holen.

Eine lang gepflegte Tradition

Diese Art und Weise, mit Erfolg umzugehen, hat beim BVB eine lange Tradition. Eingeführt wurde sie in der erfolgreichen Ära unter Jürgen Klopp im Jahr 2010. Auch damals legte der BVB völlig überraschend eine Sensationshinrunde hin, holte 43 Punkte und schloss die Hinserie mit zehn Punkten vor Verfolger Mainz 05(!!!) ab.
Auch damals, vor nun knapp acht Jahren, nahm das Wort "Meisterschaft" keiner der Spieler und auch keiner der Verantwortlichen in den Mund. "Von Spiel zu Spiel denken" oder "die Saison ist noch lang" war alles, was Journalisten aus den Westfalen herausbekamen.
Der Erfolg gab dem Team um den damaligen Leader Nuri Sahin und die Youngster Mario Götze und Shinji Kagawa recht - der BVB schnappte sich die Meisterschaft und wurde zu einem der spannendsten Teams Europas. Der Kickstart einer großen Trainerkarriere, die Klopp aktuell in Liverpool fortführt.

Neustart in Windeseile

Nicht nur dank Favre, der auch als Tabellenzehnter ähnlich wortkarg auftreten würde, werden unweigerlich die Erinnerungen an diese 2011er-Elf wach. Der BVB steht genau wie damals völlig überraschend an der Tabellenspitze.
Klar, mittlerweile ist die Saison 15 Spieltage alt und man hat sich daran gewöhnt, dass die Borussia von ganz oben grüßt. Die vergangene Spielzeit ließ dennoch nicht erahnen, dass sich Schwarz-Gelb innerhalb nur eines Sommers vom Sorgenkind zum Topfavoriten auf den Meistertitel emanzipieren würde.
Sebastian Kehl erklärt sich den Aufschwung so:
Der Trainer hat viel investiert und im Sommer viele Veränderungen vorgenommen, nicht nur in der Kaderstruktur, auch im Umgang mit der Mannschaft. Ich glaube, dass sich die Dinge jetzt auszahlen.
Ex-Kapitän Kehl, für den im Sommer eigens die Stelle des Leiters der Lizenspielerabteilung geschaffen wurde, wäre nicht Angestellter beim BVB, ließe er nicht direkt den typischen Understatement-Satz folgen. Man wisse jedoch auch, "dass wir noch ein bisschen zu gehen haben".

Matthäus: "Dominanz, Spielfreude, Sicherheit"

"Sky"-Experte Lothar Matthäus ist sich sicher, das Wort "Meisterschaft" wird Borussia Dortmund "gar nicht sagen". Im Gegenteil, Zurückhaltung sei nun angesagt:
Nach dieser Hinrundenleistung muss in Dortmund eigentlich jeder nur noch von der Meisterschaft reden, aber man will es nicht, weil man den Spielern keinen Druck auferlegen will. Das tut ihnen ganz gut.
Der Weltmeister von 1990 weiter: "Sie haben Grund zu feiern. Glückwunsch zur Herbstmeisterschaft - vollkommen verdient. Mit großem Abstand. Wenn sie so weiterspielen, wird es nicht nur für Bayern schwierig, sondern auch für alle anderen Mannschaften, Dortmund einzuholen. Es ist einfach Dominanz, Sicherheit und Spielfreude auf dem Platz."

Schlüsselspiel in Leipzig

In der Meistersaison 2010/2011 ließ sich der BVB von der Winterpause nicht stoppen, auch wenn man in der Rückrunde elf Punkte weniger (32) holte als in der Hinserie. Das erste Spiel der Rückserie wurde mit großer Spannung erwartet, es ging zum Tabellendritten Bayer Leverkusen. Ein Schlüsselspiel, dass der BVB mit 3:1 gewann und sich damit endgültig als Meisterschaftsfavorit in den Köpfen der Fußballfans festsetzte.
Eine weitere Parallele zur aktuellen Saison, denn die Borussia muss nach der Weihnachtspause erneut auswärts bei einem Hochkaräter ran. Es geht zu RB Leipzig, dem aktuell Tabellenvierten. Ein Sieg in der Red-Bull-Arena am 18. Spieltag könnte dann ebenfalls wieder der ultimative Kickstart auf dem Weg zur Meisterschaft sein.
Auch wenn es große Töne nicht zu hören geben wird - damals wie heute.
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