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Coronavirus | DFL-Mitgliederversammlung: Profifußball kämpft um Existenz

Eurosport
VonEurosport

Update 16/03/2020 um 19:31 GMT+1 Uhr

Der Profifußball ruht erst einmal bis zum 2. April. Wahrscheinlich aber noch viel länger. Der Deutschen Fußball Liga (DFL) bleibt nichts anderes übrig, als auf Zeit zu spielen. "Geisterspiele" sind die eine einzige Option, während sich große Vereine wie der FC Schalke 04 und Werder Bremen mit warnenden Statements zu Wort melden. Die Verschiebung der EM bleibt unausweichlich.

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert

Fotocredit: Getty Images

Die Stimme von Christian Seifert war belegt, seine Augen verrieten extreme Anspannung und große Müdigkeit. Sichtbar angefasst konnte der DFL-Chef seine existenziellen Sorgen als Folge der Coronakrise nicht verbergen.
"Es geht ums Überleben", verdeutlichte Seifert am Montag nach der Krisensitzung der Profiklubs in Frankfurt/Main mit eindringlichen Worten:
Es fühlt sich an wie in einem Science-Fiction-Film.
Wie die unmittelbare Zukunft angesichts einer immer neuen Nachrichtenlage aussehen wird, weiß auch die DFL nicht. Deshalb spielt der Profifußball weiter auf Zeit. Der Ball in der Bundesliga und der 2. Liga ruht vorerst bis zum 2. April.
"Der Beschluss bedeutet natürlich nicht, dass wir ab dem 3. April wieder spielen", sagte Seifert, der für Ende März die nächste Versammlung der Klubvertreter zum Fällen weitergehender Entscheidungen ankündigte: "Bis dahin haben die Klubs einen besseren Infostand. Niemand kann derzeit sagen, wann es wieder Profispiele geben wird. Es ist noch viel zu früh, um darüber zu spekulieren, ob am 19. April oder am 26. April oder im Mai oder im Juni gespielt werden kann."

EM-Endrunde wird immer unwahrscheinlicher

Mehr Klarheit erhofft sich Seifert nach der Krisensitzung per Videokonferenz der Europäischen Fußball-Union (UEFA) am Dienstag (10:00 Uhr). "Dann wird sehr viel deutlicher, welche Zeiträume wir zur Verfügung haben", äußerte Seifert, der nicht mehr an eine EM-Endrunde vom 12. Juni bis 12. Juli glaubt:
Ich gehe davon aus, dass die nationalen Ligen mehr Flexibilität bis Mai oder Juni haben werden. Die Wahrscheinlichkeit einer perfekten EM im Sommer in zwölf Ländern ist keine Zahl mehr vor dem Komma.
Dagegen wird die Wahrscheinlichkeit von "Geisterspielen" als letzte Rettung der Bundesliga-Saison immer größer - trotz Coronavirus-Erkrankungen bei einigen Profis und dem Protest von Fan-Gruppierungen.
"Niemand liebt Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Aber in nächster Zeit könnte das die einzige Chance zum Überleben für einige Klubs sein", sagte Seifert: "Ohne Einnahmen durch die Medien und die Sponsoren geht es eine Weile gut, aber nicht sehr lange. Ich bitte die Fans um Verständnis für diese Überlegungen - sonst könnte es bald keine 20 Profiklubs mehr geben."
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DFL-Chef Seifert: "Geisterspiele sind einzige Option, sonst..."

Obwohl es für die Vereine um 770 Millionen Euro geht und 56.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, wurde am Montag noch nicht über staatliche Hilfen gesprochen. "Wie müssen erst einmal einen Überblick bekommen, wer wie lange ohne Spiele durchhält", äußerte Seifert, der auch auf freiwillige Gehalts-Verzichte bei den Profis baut:
Es wird eine gewisse Solidarität geben, wie sie uns bereits bei anderen Sportarten vorgemacht wird.
Trotz der Ankündigung Seiferts, in "mehreren Szenarien" zu denken, soll die Spielzeit in jedem Fall zu Ende gebracht werden. "Alle Klubs haben den Anspruch, die Saison in irgendeiner Art und Weise - gemäß den rechtlichen Möglichkeiten und gesundheitlich vertretbar - regulär zu Ende kommen zu lassen", sagte der DFL-Boss.

Nackte Angst in der Bundesliga

Bei den Bundesliga-Klubs scheint die nackte Angst umzugehen. Schalkes Marketingchef Alexander Jobst sagte in einem öffentlichen Statement:
Wir alle sind uns in diesen Tagen der gesundheitlichen Bedrohung für das ganze Land bewusst. Absolute Priorität hat die Gesundheit der Bevölkerung! Die Auswirkungen der aktuellen Situation zeigen aber auch, dass es um die Existenz des FC Schalke 04 und der Clubs der ersten und zweiten Bundesliga geht.
Auch der Geschäftsführer von Werder Bremen, Klaus Filbry, merkte noch mal an: "Wir befinden uns in einer sehr dynamischen Krisensituation, die es in der jüngeren Geschichte so noch nicht gegeben hat."

Hannover-Boss Kind äußert sich

Laut Klubchef Martin Kind ist die Krise rund um die Coronavirus-Pandemie für den Zweitligisten Hannover 96 nicht existenzbedrohend. "Auch im Falle einer Worst-Case-Betrachtung wird Hannover 96 in dieser Saison voll wirtschaftlich handlungsfähig bleiben", sagte der Unternehmer:
Wir werden diese Krise überstehen.
Kind begrüßte zudem die Absicht der Deutschen Fußball Liga (DFL), die Saison in der Bundesliga sowie der 2. Liga zu Ende spielen zu wollen - notfalls mit Geisterspielen. "Das verschafft dringend notwendige Planungssicherheit. Wir werden auf Basis dieser Grundlage unsere Planungsrechnungen überarbeiten", sagte Kind. Anfang des Jahres hatte der 96-Geschäftsführer davon gesprochen, dass die Niedersachsen "nach dem Abstiegsjahr und nach dem Ende dieser Saison" einen "Verlust von 34 Millionen Euro erwirtschaftet haben" würden.
(SID)
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