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BVB-Trainer Edin Terzic nach Debakel in Stuttgart ohne Worte: "Dachten, wir hätten das Dümmste schon erlebt"
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Publiziert 15/04/2023 um 21:02 GMT+2 Uhr
Edin Terzic fehlten die Worte. Rat- und fassungslos blickte der BVB-Trainer auf das unglaubliche 3:3 beim VfB Stuttgart zurück. "Wir dachten, dass wir das Dümmste in dieser Saison schon erlebt haben", sagte der 40-Jährige: "Aber das heute toppt das Ganze." Dabei war Terzic anzumerken, wie "enttäuscht" er von seiner Mannschaft war. Der Glaube an die Chance im Meisterduell scheint zu schwinden.
Terzic schwer getroffen: "Viel zu viel Wut und Enttäuschung"
Quelle: Perform
Edin Terzic war sprachlos.
"Ich glaube, ihr werdet die richtigen Worte finden. Verzeiht mir, dass ich das nicht vor euch tue", stammelte der Trainer von Borussia Dortmund sichtlich bedient mit leerem Blick in einem denkwürdigen Interview.
Doch auch dem neutralen Beobachter fiel es schwer, den Wahnsinn zu beschreiben, der sich wenige Minuten zuvor in der Mercedes-Benz-Arena zugetragen hatte. Trotz 2:0-Pausenführung und 50 Minuten Überzahl hatte der BVB in der siebten Minute der Nachspielzeit beim Tabellenschlusslicht VfB Stuttgart den Ausgleich zum 3:3 kassiert.
"Es ist schwer, Worte dafür zu finden", beschrieb Terzic seine Gefühlslage nach Abpfiff bei "Sky". Nicht nur der 40-Jährige wurde durch den Kollaps im Schwabenland an den dritten Spieltag erinnert, als die Schwarz-Gelben zuhause gegen Werder Bremen bis zur 89. Minute 2:0 führten und am Ende noch verloren.
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Terzic: "Es gibt Gründe" für Dortmunds Meisterflaute
Quelle: Perform
Terzic geschockt: "Das toppt Bremen"
Doch der Punktverlust in Stuttgart wog noch schwerer als die Pleite an der Weser. "Wir dachten, dass wir das Dümmste in dieser Saison schon erlebt haben. Aber das heute toppt das Ganze", machte ein "enttäuschter" Terzic deutlich.
Denn zur Pause waren die drei Punkte für die Borussia eigentlich bereits in trockenen Tüchern.
Sébastien Haller (26.) und Donyell Malen (33.) hatten den Tabellenzweiten auf die vermeintliche Siegerstraße geführt - und damit den Worten des Trainers vor Anpfiff Taten folgen lassen.
Man wisse genau, worum es in der Bundesliga gehe, gerade nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal. "Wir sind nur noch in der Bundesliga dabei und wollen um den Titel spielen. Diese Ausgangslage in der Tabelle wollen wir mit Haut und Haar verteidigen", so Terzic kurz vor 15:30 Uhr.
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BVB-Kapitän Marco Reus war nach dem 3:3 in Stuttgart mächtig bedient
Fotocredit: Getty Images
Als Stuttgarts Abwehrboss Konstantinos Mavropanos 39 Minuten nach dem Anstoß mit Gelb-Rot vom Feld flog, glaubte in der Mercedes-Benz-Arena wohl nicht einmal mehr der treuste VfB-Fan noch an die Wende.
"Das Einzige, was dieses Spiel zum Kippen bringen konnte, war, wenn wir unsere Disziplin verlieren", erklärte Terzic nach der Begegnung, was er seiner Mannschaft in der Halbzeit mit auf den Weg gegeben hatte. Doch im zweiten Durchgang ließ das Team um Kapitän Marco Reus sämtliche Tugenden und Meisterambitionen vermissen.
BVB-Coach fehlt die Erklärung
"Wenn wir uns nur auf den Nebenmann verlassen und die Verantwortung wegschieben, dann droht das Ganze zu kippen, wenn wir uns nicht mehr unterstützen, dann ist das eine Situation, die das Publikum zurückbringen kann", zitierte Terzic bei "Sky" seine Kabinenansprache.
Aber die Gäste gaben das Zepter von der ersten Sekunde der zweiten Hälfte vollkommen aus der Hand. Wie man die Vorgaben umgesetzt - oder eben auch nicht umgesetzt habe - sei "unerklärlich", legte der Mendener schonungslos offen.
Schon nach 52 Minuten brachten zehn Stuttgarter den Ball zum ersten Mal in Gregor Kobels Tor unter. Der Videoassist kassierte den Treffer von Serhou Guirassy zwar wieder ein, doch die Dortmunder Reaktion auf den lauten Warnschuss blieb dennoch aus.
Kobel attackiert BVB-Defensive
"Wir haben extrem nachgelassen, wir haben schlecht defensiv gestanden", schimpfte der Schweizer Torhüter und attackierte seine Vorderleute: "Es kann nicht sein, dass Stuttgart in Unterzahl zu großen Chancen kommt. Das geht nicht! So verteidigt man nicht."
Nichtsdestotrotz spielten die Ergebnisse der Borussia weiterhin in die Karten. Nur zwei Tore brauche es, um die Lage in der Meisterschaft zu wenden, hatte Terzic vor der Begegnung erklärt: "Das ist ein Tor für uns und eines gegen die Bayern. Dann kann die Situation wieder ganz anders aussehen."
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Edin Terzic fehlten nach dem 3:3 in Stuttgart die Worte
Fotocredit: Getty Images
Das Tor fiel: Als Andrej Kramaric 190 Kilometer Luftlinie entfernt in der Allianz Arena zum Ausgleich für die TSG Hoffenheim beim FC Bayern (1:1) traf, war der BVB in der Tabelle um kurz nach 17 Uhr plötzlich wieder punktgleich mit dem Rekordmeister.
Doch anstatt die Steilvorlage aus München - mit dem Rückenwind der frohen Kunde - anzunehmen, zerfiel der BVB einmal mehr in seine Einzelteile und kassierte den brutalen Nackenschlag.
"Wir haben einfach als Mannschaft eine riesige Chance liegen lassen und das ist brutal enttäuschend", konstatierte der bediente Trainer. Kobel pflichtete seinem Übungsleiter bei, sprach von einer "vertanen" Gelegenheit.
Terzic muss sich bremsen
Dass die Tür durch den erneuten Patzer der kriselnden Münchner einmal mehr sperrangelweit aufstand, wurmte den BVB-Coach schlussendlich aber dennoch weniger als der Schock über den drastischen Leistungsabfall seiner Elf.
"Wenn man ehrlich ist, hätten wir fast vier Tore gegen eine Mannschaft in Unterzahl kassiert", machte Terzic deutlich und musste sich – wie er eingestand – seiner Truppe gegenüber noch bremsen: "Es wäre nicht gut gewesen, wenn ich alles ausdrücken würde, was ich gerade denke."
Auf der Pressekonferenz bot er einen Einblick in sein Seelenleben, offenbarte "viel zu viel Wut und Enttäuschung". Gegenüber der "Sportschau" äußerte er sich noch drastischer und wirkte schon nah an der Resignation: "Es gibt schon Gründe, warum es in den letzten zehn Jahren immer nur einen deutschen Meister gab und wir es nicht geschafft haben."
Zehn Tage nach dem unterirdischen Pokalaus in Leipzig (0:2) scheint nicht nur der neutrale Beobachter zu erkennen, dass dem BVB in dieser Spielzeit einmal mehr die Titelreife fehlt.
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Disziplin verloren: Terzic findet keine Erklärung
Quelle: Perform
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