Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Schalke 04: So soll Manuel Baum den taumelnden Riesen retten

Luca Baier

Update 02/10/2020 um 17:27 GMT+2 Uhr

Bis zum Spiel bei RB Leipzig sind von Manuel Baum keine Wunderdinge zu erwarten, zu kurz ist die Zeit vor seinem Debüt als Schalke-Trainer. Der Nachfolger von David Wagner muss bis zum Wochenende eine Grundlage schaffen, um dann in der folgenden Länderspielpause an etwas zu feilen, was den Königsblauen seit Monaten fehlte: einer klare Identität auf dem Platz.

Manuel Baum ist der neue Trainer von Schalke 04

Fotocredit: Getty Images

Spielaufbau? Fehlanzeige. Pressing? Abgeschafft. Kompaktheit? Höchstens phasenweise. So wie Schalke sich zuletzt präsentierte, konnte man schlichtweg nicht in der Bundesliga bestehen.
Zu all den Unzulänglichkeiten im taktischen Bereich kamen auch noch ein unausgewogener Kader, in dem gerade zurückkehrende Leihspieler wie Rudy, Fährmann oder Bentaleb entweder keine Lust auf Schalke hatten oder Schalke eigentlich gar nicht mit dem jeweiligen Spieler plante.
Die Diskussion, ob man den Trainerwechsel nicht besser vor der Saison hätte vornehmen müssen, ist zwar berechtigt, bringt aktuell aber auch niemanden weiter. Mit Manuel Baum ist nun ein neuer Trainer im Amt, der der Mannschaft möglichst schnell von einer Art Fußball überzeugt, die zu ihr passt.

Wird die Pressingmaschine neugestartet?

Vor etwas mehr als einem Jahr erlebte Schalke einen Saisonstart, der nicht nur ergebnisbedingt, sondern vor allem aufgrund der Leistung Hoffnung bei den Fans der Königsblauen weckte.
Mit einem aggressiven Pressing als Basis zwang man dem Gegner das eigene Spiel auf und bestimmte den Spielrhythmus – eine Spielphilosophie, die sowohl zum Kader als auch zum "Malocher-Verein“ passte.
Manuel Baum kann im Wesentlichen auf den gleichen Kader zurückgreifen, der das hohe Pressing im 4-2-3-1 und im 4-4-2 mit Mittelfeldraute auf höchstem Niveau gezeigt hat. Dass Wagner das hohe Anlaufen als Basis nach einigen Negativergebnissen ad acta legte und die Mannschaft mit einem plötzlichen Kurswechsel zu einer passiven Haltung offensichtlich verunsicherte und damit lähmte, dürfte sein größter Fehler gewesen sein.
Baum, der sich durch seine Zeit beim DFB und als TV-Experte viel mit dem Bundesligafußball und den daraus erwachsenen Trends beschäftigt hat, wird sich an die beste Schalker Saisonphase erinnern und sicherlich zum hohen Pressing zurückkehren wollen - zumindest mittelfristig.
Einen spielerisch so starken Gegner wie Leipzig in nur zwei richtigen Trainingstagen plus Abschlusstraining direkt mit hohem Pressing unter Druck zu setzen - nachdem man monatelang nur abwartend agierte - ist zwar nicht undenkbar, aber durchaus riskant.
picture

David Wagner von Schalke 04

Fotocredit: Getty Images

Stärken im Zentrum, Nachholbedarf auf den Außenbahnen

In seiner ersten Pressekonferenz stellte Baum sofort klar, er wolle den Spielansatz an den Stärken der Mannschaft ausrichten. Nach den letzten Monaten kann es durchaus sein, dass der ein oder andere die Stärken des Schalker Kaders vergessen hat.
Am besten besetzt sind die Schalker im zentralen Mittelfeld, wo man mit Spielern wie Mascarell, dem aktuell verletzten Serdar, Rudy, Bentaleb und Harit einige grundsätzlich überdurchschnittliche Bundesligaspieler zur Verfügung hat und mit Schöpf und dem talentierten Boujellab sogar noch nachlegen kann.
Baum dürfte daher also eine Grundformation mit mindestens drei zentralen Mittelfeldspielern wählen - bei einer Mittelfeldraute könnte er sogar vier der besten Spieler unterbringen.
Für die "üblichen" Systeme 4-3-3 oder 4-2-3-1 braucht es gute Flügelspieler, die sich im direkten Duell durchsetzen können und sowohl an der Linie als auch in engeren Räumen im Zentrum wohlfühlen.
Hier hat der Schalker Kader am meisten Luft nach oben – Rabbi Matondo, Benito Raman und Steven Skrzybski sind die einzigen nominellen Flügelspieler. Da Raman und Skrzyksbi als Spielertypen allerdings eher als zweite Spitze gut aufgehoben sind, scheint ein 4-3-3 oder 4-2-3-1 eher unpassend für den Schalker Kader zu sein.
picture

Manuel Baum hat mit der Arbeit auf Schalke begonnen

Fotocredit: SID

4-4-2 mit Raute oder 3-5-2?

Ein 4-4-2 mit Mittelfeldraute scheint also eine sinnvollere Option zu sein. Dafür spricht auch die Personalstruktur im Sturm. Hier haben die Königsblauen nicht den typischen Mittelstürmer, der als alleinige Spitze agiert und mit Rücken zum Tor Bälle ablegt.
Mark Uth ist ein Stürmer, der viel in Bewegung ist und immer wieder zwischen den Ketten agiert. Der schon angesprochene Raman kann mit seinem Tempo gut für tiefe Laufwege zwischen Innen- und Außenverteidiger des Gegners sorgen.
Eigengewächs Ahmed Kutucu kann genau wie Neuzugang Goncalo Pacienca mit seiner Wucht überzeugen. Zusammen mit Oldie Vedad Ibisevic als Kopfballspezialist lassen sich einige interessante Kombinationen für ein Sturmduo basteln.
Eine andere Möglichkeit, die Stärken des Kaders in ein passendes System zu gießen ist die Umstellung auf ein 3-5-2. Hier könnte man drei der vier starken Innenverteidiger Stambouli, Sané, Nastasic und Kabak unterbringen - auch wenn Letzterer nun erst einmal gesperrt ist.

Schalke fehlt ein Spieler auf einer Schlüsselposition

Die im 3-5-2 vorgezogenen Außenverteidiger könnten offensiver agieren als in der Viererkette, gerade Bastian Oczipka auf der linken Seite könnte seine hohe Flankenqualität häufiger einbringen.
Auf der rechten Seite fehlt bislang ohnehin ein Puzzleteil im Kader. Es gibt keinen nominellen Rechtsverteidiger bei Schalke, zuletzt half Rudy dort aus. Im 3-5-2 könnte auch Schöpf vorübergehend einspringen, trotzdem muss Schalke hier bis zum Transferschluss nachlegen.
Eurosport-Check: Dass Schalke zuletzt in keinem Bereich bundesligareif abgeliefert hat, ist Fakt. Fakt ist aber auch, dass aus diesem Kader mit einem starken Zentrum und der vielseitigen Auswahl im Sturm ein gut funktionierendes Team gemacht werden kann. Schalke muss zurück zu einer aktiven Spielweise finden, an die die Spieler glauben, weil sie zu ihnen passt. Und das ist dann am Ende des Tages wichtiger als die Zahlenspiele 4-4-2 oder 3-5-2.
Das könnte Dich auch interessieren:
picture

Lewandowski mega stolz: Darum bin ich ein Mannschaftsspieler

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung