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Jonathan Burkardt - Jungstar ohne Social Media: So tickt der Shootingstar des FSV Mainz 05

Jonas Klinke

Update 18/11/2021 um 08:29 GMT+1 Uhr

Schnell, treffsicher, kopfballstark: Jonathan Burkardt ist einer der Shootingstars der Bundesliga und hat sich mit seinen Leistungen beim FSV Mainz 05 in den Fokus von Bundestrainer Hansi Flick gespielt. Viele sehen in dem 21-Jährigen gar schon die Lösung für das deutsche Stürmer-Problem. Bei so viel Lob und Erfolg heben manche Jungstars schnell ab. Burkardt tickt da allerdings etwas anders.

Jonathan Burkhardt hat sich beim FSV Mainz 05 in den Fokus von Bundestrainer Hansi Flick gespielt

Fotocredit: Getty Images

5.000 Likes, 10.000 Likes, 20.000 Likes oder vielleicht sogar noch mehr - angesichts des aktuellen Hypes um Jonathan Burkardt ist es schwer abzuschätzen, wie viele Likes der 21-Jährige Anfang November bekommen hätte, wenn er auf seinen Social-Media-Accounts verkündet hätte, dass er von Bundestrainer Hansi Flick für die beiden WM-Qualifikationsspiele in die Nationalmannschaft berufen wurde.
Doch dazu kam es bekanntlich nicht, stattdessen spielte Burkardt in den vergangenen Tagen erneut für die U21-Auswahl in der EM-Qualifikation und führte diese am Dienstag drei Tage nach der bitteren 0:4-Klatsche gegen Polen mit einem Tor und einer Vorlage zu einem 4:0-Erfolg gegen Außenseiter San Marino. Zudem hat das anfängliche Gedankenspiel noch einen weiteren Haken, doch dazu später mehr.
Rein sportlich scheint es jedenfalls nur noch eine Frage der Zeit, bis Flick den Mainzer Stürmer in die Nationalmannschaft beruft. Schließlich gehört Burkardt aktuell zu den Shootingstars der Liga.
Und im Falle von Burkardt ist "Shootingstar" wörtlich zu nehmen. Denn der gebürtige Darmstädter trifft und trifft und trifft. In der laufenden Saison gelangen ihm acht Tore in 13 Partien für die Rheinhessen, dazu legte er weitere zwei Treffer auf. Er hat maßgeblichen Anteil am sich saisonübergreifend fortsetzenden Höhenflug der Mainzer, die unter Trainer Bo Svensson aktuell als Siebter an den Europapokalplätzen schnuppern.

Svensson lobt Burkardt: "Hat riesige Schritte gemacht"

Für Svensson, der Burkardt als Nachwuchstrainer bereits in der U19 des FSV trainierte, kommt diese Entwicklung nicht überraschend. "Mir war immer klar, dass das irgendwann kommen würde. Die Frage war ein bisschen: 'Wann?' Als ich jetzt hier zurückkam, habe ich einen Spieler wahrgenommen, der sich weiterentwickelt, aber halt noch nicht seine Tore geschossen hat. Das war aber auch das einzige, was ihm noch fehlte", sagte der Däne Anfang November und lobte: "Sein Thema war immer der mentale Aspekt und die Persönlichkeitsentwicklung. Da hat er riesige Schritte gemacht, aber er ist auch noch nicht am Ende."
Dies zeigt sich auch in der U21-Nationalmannschaft, wo er seit September die Kapitänsbinde trägt.
Angesprochen auf ein mögliches Erfolgsgeheimnis meinte Burkardt bei einer U21-Medienrunde selbst zuletzt bescheiden: "Es gibt kein Geheimnis. Ich habe ein bisschen mehr Abschlussglück und finde eine gute Position. Deswegen schieße ich jetzt Tore. Ich habe vorher auch schon ordentlich gespielt, jetzt gehen aber auch die Dinger rein, was natürlich sehr schön ist."
Das "bisschen mehr Abschlussglück" kommt aber natürlich nicht einfach so, sondern ist unter anderem das Ergebnis eines extra Stürmer-Trainings in Mainz. "Im Verein werden wir Stürmer vermehrt auch mal rausgezogen und machen Abschlüsse im Sechzehner, um uns da einfach weiterzuentwickeln", erklärte Burkardt. Zudem ist der Stürmer enorm flink. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 34,75 km/h gehört er zu den schnellsten Angreifern der Bundesliga. Auch mit dem Kopf ist der 1,81 Meter große Mittelstürmer gefährlich (zwei Kopfballtore).
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Jonathan Burkardt erzielte in der laufenden Saison bereits acht Tore für den 1. FSV Mainz 05

Fotocredit: Getty Images

Burkardt darf von der WM 2022 in Katar träumen

Hinzu kommt sein Fleiß, nicht nur im Training, sondern auch im Spiel. Der Statistikdatenbank "fbref.com" zufolge kreiert Burkardt 18,59 Drucksituationen auf seine Gegenspieler pro Partie. Das ist auch im europäischen Vergleich ein Spitzenwert.
Schnell, treffsicher, kopfballstark und stark im Pressing - Burkardt bringt alle Attribute mit, die ein heutiger Stürmer haben sollte. Kein Wunder, dass Flick ihn auf dem Radar hat. Erst recht, da es in Deutschland aktuell an klassischen Mittelstürmern mangelt.
Angesichts dessen scheint auch eine Teilnahme an der WM 2022 in Katar für Burkardt nicht ausgeschlossen - und das obwohl er bisher noch nicht für die Nationalmannschaft berufen wurde.
Ein Alleinstellungsmerkmal im DFB-Team hätte er dann aber nicht nur mit seinem Status als "klassischer Mittelstürmer". Er wäre dann auch der einzige Nationalspieler, der keine eigenen Social-Media-Accounts besitzt.

Burkardt erklärt Social-Media-Verzicht: "Möchte mich nicht ablenken lassen"

Ja, richtig gelesen. Jonathan Burkardt hat keinen eigenen Social-Media-Account. In der heutigen Zeit eigentlich kaum zu glauben. Womit wir auch wieder beim Anfang dieser Geschichte wären. Denn selbst wenn Hansi Flick Burkardt berufen hätte, hätten wir die Likes für solch einen Post nie erfahren, weil Burkardt auf Social Media gar nicht aktiv ist.
Ein junger aufstrebender Fußballer mit Aussichten auf die Nationalmannschaft ohne eigenen Social-Media-Account. Da stellt sich automatisch natürlich die Frage: Warum?
"Ganz einfache Antwort: Ich möchte mich nicht ablenken lassen. Ich kann mir einfach nur vorstellen, wie viele Kommentare ich mir durchgelesen hätte, wenn ich jetzt Instagram hätte, über A-Nationalmannschaft und Sonstigem. Da möchte ich mir einfach meine realistische Einschätzung bewahren und mich nicht irgendwie beeinflussen lassen von der Scheinwelt, die Instagram, Twitter oder auch Facebook beinhaltet", erklärte Burkardt.
Eine bemerkenswerte Aussage und zugleich ein völliger Kontrast zu nahezu allen anderen Jungstars, die wie selbstverständlich ihr Leben und ihre Gedanken über die Sozialen Medien teilen. Da wird dann gerne auch schon mal mit Luxuskarren geprahlt oder es werden ausgefallene Lammfelljacken präsentiert.

Burkardt denkt nicht an die WM: "Ist noch so weit weg"

Das alles scheint nicht Burkardts Ding nicht zu sein. Stattdessen berichtete er bei der Medienrunde von einem Wasserschaden in seiner Wohnung, weswegen es zur kuriosen Situation kam, dass er beim Anruf von Hansi Flick zunächst dachte, dass dies der Sanitätsdienst sei, da er die Nummer nicht kannte. Trotz der Spekulationen im Vorfeld schien er überrascht, dass sich der Bundestrainer tatsächlich bei ihm meldet.
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Burkardt erzählt von Flick-Anruf: "Dachte, es wäre der Sanitärdienst"

Da verwundert es nicht, dass Mainz-Manager Christian Heidel vor wenigen Tagen im Vereins-Radio "05er.fm" zu dem Rummel um seinen Jungstar sagte: "Jonny ist ein Spieler, der damit gut umgehen kann, nicht abhebt."
Dies zeigte sich auch bei der U21-Medienrunde, bei der Burkardt auf die Eurosport-Frage, ob er bereits von der WM träume, antwortete: "Ganz ehrlich: Das ist noch so weit weg. Ich konzentriere mich jetzt auf die Saison mit Mainz. Wir haben noch nicht mal die Hinrunde gespielt. Bis dahin kann noch so viel passieren. Deswegen spielt es für mich überhaupt gar keine Rolle momentan."
Doch wer weiß, wie es in einem Jahr aussieht. Wenn seine Entwicklung so weitergeht, kann es sein, dass der sonst so bescheidene Jonathan Burkardt im November 2022 dann doch mal abhebt. Und zwar zusammen mit der Nationalmannschaft im Flieger auf dem Weg nach Katar.
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