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Kommentar zur Freistellung von Julian Nagelsmann beim FC Bayern: Oliver Kahns gefährliches Spiel mit der Zukunft

Thomas Janz

Update 24/03/2023 um 20:05 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern hat sich in einer Nacht- und Nebelaktion von Trainer Julian Nagelsmann getrennt. Mit Thomas Tuchel übernimmt ein Champions-League-Sieger, der an der Säbener Straße schon einmal im Gespräch war. Eurosport Online-Chef Thomas Janz ist der Meinung, dass der Rauswurf von Nagelsmann ein hochriskantes Manöver ist, das CEO Oliver Kahn noch auf die Füße fallen könnte.

Medien: Bayern entlässt Nagelsmann - Tuchel steht bereit

Nach nur 631 Tagen Amtszeit als Trainer des FC Bayern ist Julian Nagelsmann Geschichte. Derweil propagierte Oliver Kahn im Interview mit "Sky" zuletzt, "Kontinuität im Kader, im besten Fall auf der Trainerposition und in der Führung". Worte wie Schall und Rauch.
Der Druck auf Kahn und den sogenannten "Boardroom" mit Sport-Vorstand Hasan Salihamidzic und Präsident Herbert Hainer an der Spitze muss vor den Wochen der Wahrheit mit dem Bundesliga-Topspiel gegen Spitzenreiter Borussia Dortmund und den beiden Duellen im Viertelfinale der Champions League mit Manchester City unermesslich gewesen sein. Nur so kann man sich die Übersprungshandlung erklären, quasi über Nacht einen erfolgreichen Trainer auf die Straße zu setzen und sowohl die Fans des Rekordmeisters weltweit als auch Sponsoren und Medien rund 20 Stunden später ob der wahren Gründe dieser weitreichenden Entscheidung im Dunkeln tappen zu lassen.
Nach nur fünf Siegen in den letzten zehn Spielen haben Kahn & Co. Nagelsmann die Durchsetzungskraft auf dem Weg zu einem möglichen Triple nicht mehr zugetraut. Der Nachfolger von Karl-Heinz Rummenigge war anfangs skeptisch, schenkte dem "Projekt Nagelsmann" am Ende schließlich doch sein Vertrauen.
Offenbar hat ihn sein Bauchgefühl nicht getäuscht. Das Risiko war groß, einen 33-jährigen Trainer zu verpflichten, der außer seinem guten Ruf keinerlei bedeutende Titel vorzuweisen hatte. Ein Standing-Problem innerhalb der Mannschaft war quasi vorprogrammiert. Insbesondere unter Berücksichtigung der Großwetterlage im deutschen Fußball mit der 50+1-Regel und internationaler Konkurrenz, deren Geldquellen aus arabischer Herkunft sprudeln.
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Kahn braucht Siege, Siege, Siege

Kahn braucht in den kommenden Wochen Siege und Titel. Nur über Trophäen und einer Erfolgsgeschichte mit "Mia-San-Mia"-Charakter kann der 53-Jährige vorhandene Sponsoren zufriedenstellen und neue Geldgeber an Land ziehen. Der Gewinn der Champions League ist elementar für die Einnahmenseite des deutschen Rekordmeisters. Der Wert der Bundesliga-Rechte könnte in der nächsten Vergabeperiode unter die Milliarden-Euro-Grenze fallen, da sie extrem fragmentiert sind. Kein Medienhaus ist mehr im Stande, die Bundesliga-Rechte zu refinanzieren. Damit reduzieren sich auch die Erlöse des FC Bayern aus der heimischen Liga.
Eine Entscheidung kontra Nagelsmann und pro Thomas Tuchel ist hochriskant. Performt die Mannschaft unter Tuchel nicht wie gewünscht gegen den BVB und ManCity, wird die aggressive Münchner Medienlandschaft und der Boulevard unermüdlich in der offenen Wunde bohren.
War die Entlassung von Nagelsmann die richtige Entscheidung?

Emotionalität beim FCB verkümmert unter Kahn

Geld, Strategie und Marke sind die Schlagworte, für die Kahn seit seiner Amtseinführung als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern steht. Die emotionale Seite des Weltklubs an der Isar ist unter der Ägide des "Titan" nahezu verkümmert. Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge lebten den FCB als Familie, sie ließen ihren Gefühlen stets freien Lauf, wenn auch manchmal völlig überzogen. In der öffentlichen Wahrnehmung war jedoch immer klar: Familiengeist und Emotion sind Teil der bayerischen DNA, Teil des "Mia-San-Mia".
Mentoring und Leadership in Phasen, in denen es eng wird, sind die Attribute, für die Kahn einstehen sollte. Kahn sollte Leitsätze wie, "ich habe in meiner Karriere solche Situationen oft erlebt, wir schaffen das", propagieren und für Trainer und Mannschaft nahbar sein. Es wäre seine Aufgabe gewesen, Nagelsmann zu führen und zu formen.
Ihn jetzt vom Hof zu jagen, könnte dem CEO noch auf die Füße fallen.
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