Bayer Leverkusen - Xabi Alonso mit Pep-Guardiola-Methoden zum Erfolg: Der Alchemie-Professor
Xabi Alonso ist das Gesicht des Erfolgs bei Bayer Leverkusen. Alles, was der Baske in der Farbenstadt anfasst, scheint sich in Gold zu verwandeln. Beim eindrucksvollen 3:0 gegen den FC Bayern ging er ins Risiko, stellte fragwürdig auf - und strafte mögliche Zauderer Lügen. Über den Alchemie-Professor des Fußballs, der sich anschickt, die (bessere) Kopie eines Trainer-Masterminds zu werden.
Alonso bremst Euphorie nach Sieg gegen Bayern: "Nur drei Punkte"
Quelle: Perform
Leverkusen ist jeck, qua geografischer Lage karnevalsafin.
Fällt ein Heimspieltag von Bayer 04 aufs Karnevalswochenende, dann zieren - wie am vergangenen Samstag - der Papst, Super Mario, Pilot:innen und Einhörner die Tribünen der BayArena.
Sie alle feierten nicht nur sich und die fünfte Jahreszeit, sie zelebrierten vor allem ihre Mannschaft. Mit 3:0 hatte die Werkself den unliebsamen FC Bayern wieder gen Süden geschickt - dorthin, wo Karneval den Namen "Fasching" trägt.
Es war eine Machtdemonstration des aktuellen Spitzenreiters gegen den Dauer-Primus, Leverkusen hatte in eindrucksvoller Manier bewiesen, dass es in dieser Saison auch die ganz großen Spiele erfolgreich über die Bühne bringt. Der Vorsprung auf die Münchner beträgt nun fünf Punkte. Der ewige Zweite erweckt in dieser Spielzeit den Eindruck, den Vize-Fluch endlich zu brechen.
Professor Xabi Alonso
Der Vater des Erfolgs, der Architekt der Konstanz ist Trainer Xabi Alonso. Leverkusens offizieller X-Account verkleidete den Basken im Nachgang virtuell als "El Profesor" - in Anlehnung an den genialen Anführer der beliebten Netflix-Gauner aus "La casa de papel" ("Haus des Geldes").
Xabi, der Professor, Alonso, das Mastermind. Es war eine passende Analogie zur Serie. Der Coach der Rheinländer hatte seinen Kontrahenten, namentlich Thomas Tuchel, nämlich zuvor gnadenlos ausgecoacht.
Tuchel experimentierte, stellte erstmals in dieser Saison auf Dreierkette um, ließ seinen neuen Rechtsverteidiger Sacha Boey überraschend über die linke Seite kommen, setzte den zuletzt stabilen Matthijs de Ligt und die Top-Spiel-erprobten Leistungsträger Joshua Kimmich und Thomas Müller auf der Bank.
Tuchels zerbrochener Spiegel
Der 50-Jährige habe Alonsos Aufstellung (normalerweise ebenfalls Dreierkette) spiegeln wollen, lautete die einstimmige Meinung. Doch der Spiegel zerbrach schon vor Anpfiff. Anders als erwartet agierte Alonsos Team diesmal aus einer Viererkette.
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In der 60. Minute, als es aus Bayern-Sicht bereits 0:2 stand, wechselte Thomas Tuchel (l.) Joshua Kimmich (M.) und Thomas Müller ein.
Fotocredit: Imago
Anstelle des unangefochtenen Stammspielers Jeremie Frimpong, dem Tuchel mit dem schnellen Boey begegnen wollte, spielte Bayern-Leihgabe Josip Stanisic, einen echten Mittelstürmer suchte der FCB in der Bayer-Elf vergebens.
Ein Vorgehen, das bisweilen an Trainer-Meister Pep Guardiola erinnerte. Der Übungsleiter von Manchester City hatte während seiner Laufbahn regelmäßig mit unkonventionellen Aufstellungen und taktischen Marschrouten für Aufsehen gesorgt.
Guardiola sorgt für Kopfschütteln
Manchmal ging es gut und unterstrich die Brillanz des Katalanen. In manch entscheidendem Spiel reizte Guardiola seine vermeintliche Genialität dann doch etwas zu sehr aus und hinterließ Kopfschütteln.
Zum Beispiel im Champions-League-Finale 2021, als er gegen den FC Chelsea aus heiterem Himmel seinen Stabilisator Rodri auf die Bank verbannte und seine Mannschaft in ein unbekanntes Taktik-Korsett zwang. Damaliger Nutznießer: Tuchel, der mit den Blues 1:0 gewann.
Guardiola steckte seiner Zeit reichlich Kritik ein, Alonso wäre im Falle einer Niederlage gegen Tuchels Bayern am Samstag wohl auch ein wenig in Erklärungsnot gekommen.
Xabi als Pep-Kopie? Ein wenig - aber eben im positiven Sinne. Die Gefahr des Verrennens scheint bei ihm dieser Tage nämlich überhaupt nicht zu bestehen. Nach dem Motto "in Xabi we trust" folgen seine Jungs ihm und seinen Ideen bedingungslos.
Der Kniff mit Stanisic erwies sich als meisterlicher Schachzug, der Kroate stellte mit seinem ersten Tor für Bayer 04 - ausgerechnet gegen den Heimatklub - die Weichen auf Sieg. Auch ansonsten bot sich den Zuschauern ein fußballerisch schlüssiges Bild, Leverkusen machte einmal mehr in dieser Spielzeit klar, dass die Darbietungen weniger an spezielle Namen, sondern vielmehr ans Kollektiv geknüpft ist.
Vollstes Vertrauen in Xabis Künste
Sportdirektor Simon Rolfes erklärte mit Blick auf Xabis Vorgehen am Sonntag im "Sport1 Doppelpass": "Ab und zu überrascht er mich auch. Aber jeder Spieler hat eine wichtige Rolle, wir glauben an jeden einzelnen", erklärte der Bayer-Boss. Er schob nach: "Das muss man den Jungs auch zeigen - und diesen Mut hat Xabi immer wieder. Er hält nicht an einer Elf fest, sondern passt das System an."
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Bayer 04 war nach Frimpongs Tor außer Rand und Band
Fotocredit: Getty Images
Das funktioniert. Und zwar immer und immer wieder. Egal auf welche Elf er setzt. Die Serie von 31 ungeschlagenen Pflichtspielen spricht eine mehr als deutliche Sprache. Nicht nur die nackten Zahlen spiegeln das Vertrauen wider. Wie sehr Xabi alle mitnimmt, verdeutlichten auch die Bilder. Nach dem Sieg war Xabi wichtig, nicht alleine vor die jubelnde Kurve zu gehen, der 42-Jährige animierte sein gesamtes Trainerteam, mitzukommen. Physio, Analyst, Athletik-Coach - sie alle sollten sich feiern lassen.
Leverkusen Alaaf
Ein anderes Beispiel: Der bereits angesprochene Vielspieler Frimpong, der es gegen den FCB überraschend nicht in die Startelf geschafft hatte. Statt Trübsal zu blasen, gab der Niederländer nach seiner Einwechslung (65.) sofort Gas und krönte seinen Auftritt mit dem technisch anspruchsvollen Tor zum Endstand (90.+5). Im Anschluss ging Frimpong mit seinen Teamkollegen steil, als hätte er den SVB höchstselbst so eben zur Meisterschaft geschossen.
Es stand sinnbildlich für die Geschlossenheit. Was Xabi in dieser Spielzeit anpackt, scheint sich in Gold zu verwandeln. Xabi ist Bayers Alchemist. Ein Professor der Alchemie, um den Bogen zu Leverkusens Kostümbeitrag bei X zu spannen. Leverkusen Alaaf.
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Tuchel nach Pleite: "Übernehme Verantwortung für Taktik"
Quelle: Perform
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