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FC Bayern: Die verzweifelte Suche nach einem Tuchel-Nachfolger - die Anziehungskraft des Weltklubs schwindet

Thomas Gaber

Update 26/04/2024 um 09:08 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern handelt sich bei der Suche nach einem Nachfolger für Thomas Tuchel eine Absage nach der anderen ein. Ob Xabi Alonso, Julian Nagelsmann oder Unai Emery - die Wunschkandidaten zeigen den Münchnern die kalte Schulter. Der Standort München verliert an Attraktivität und die Verzweiflung der Bayern nimmt zu, sonst würden sie einem streitbaren Ex-Rivalen nicht ihr Baby anvertrauen wollen.

Bayern-Trainersuche: Eberl und Hainer geben Update - "Haben mit vielen gesprochen"

Die Bayern-Fans bringen sich allmählich in Stellung. Eine am Dienstag gestartete Online-Petition mit dem Titel "Wir wollen Thomas Tuchel und keinen Rangnick" hatte Donnerstagmittag (13:00 Uhr) 7.273 Unterschriften eingesammelt.
Der scheidende Trainer ist plötzlich wieder "hip", dem möglichen Neuen wird vorsorglich schon mal die Gefolgschaft entzogen. Auf die Trainersuche des FC Bayern mag dies keine Auswirkungen haben, doch die wachsende Verzweiflung der Münchner Chefetage bleibt auch den Anhängern nicht verborgen.
Es hätte alles so geschmeidig laufen können, wäre Xabi Alonso dem Lockruf aus dem Süden bloß gefolgt.
Weil der neue Stern am Trainerhimmel aber lieber in Leverkusen bleibt, Sebastian Hoeneß prophylaktisch seinen Vertrag in Stuttgart verlängerte und Julian Nagelsmann die WM 2026 mehr reizt als die Aussicht auf ein Champions-League-Finale dahoam 2025, stehen die Bayern noch immer neuen Übungsleiter da. Ach ja, Unai Emery ist ebenfalls vom Markt - Aston Villa hat für den Spanier (derzeit) eine größere Strahlkraft als der FC Bayern.

Trapattoni, Hitzfeld, Guardiola - Bayern hatte sie alle

Dabei wollte Sportvorstand Max Eberl die Angelegenheit auf jeden Fall noch im April von der Backe haben. Danach sieht es nicht aus und es kann auch nicht im Interesse des Vereins sein, das Halbfinal-Hinspiel der Königsklasse gegen Real Madrid (30. April) mit der Bekanntgabe des neuen Trainers zu überlagern.
Die Tatsache, dass ein Kandidat nach dem anderen den Bayern die kalte Schulter zeigt, ist ein Armutszeugnis für den Verein. Der Standort München hat offensichtlich an Attraktivität eingebüßt.
Über Jahrzehnte hinweg gaben sich beim FC Bayern international anerkannte Toptrainer die Klinke in die Hand: Udo Lattek, Jupp Heynckes, Franz Beckenbauer, Giovanni Trapattoni, Ottmar Hitzfeld, Louis van Gaal.
2013 gelang es Uli Hoeneß, mit Pep Guardiola den begehrtesten und für viele Experten besten Trainer der letzten 15 Jahre aus dessen New Yorker Penthouse nach München zu lotsen. Guardiola beendete sein Sabbatical und empfand es seinerzeit als "Geschenk und großes Glück, dass einer der größten Vereine der Welt überhaupt auf die Idee gekommen sind, mich hierher zu holen."

Geschacher auf Trainerposition und Führungsebene

Nach drei Guardiola-Jahren wurde mit Carlo Ancelotti der nächste Welttrainer verpflichtet. Der Italiener kam mit der Empfehlung von 17 Titeln, darunter drei in der Champions League. Mit Julian Nagelsmann bekamen die Bayern 2022 zudem den deutschen Starcoach in spe und zwischendurch willigte Jupp Heynckes immer wieder ein, wenn Uli Hoeneß anrief und seinen Freund bat, als Interimslösung auszuhelfen.
In diesen Tagen tut sich die (einstige) Topadresse FC Bayern verdammt schwer bei der Rekrutierung des Nachfolgers von Thomas Tuchel. Mit dem 50-Jährigen verlässt nach der Saison der achte Trainer in den letzten neun Jahren München. Die meisten wurden nach relativ kurzer Zeit entlassen, Hansi Flick warf nach einem Zerwürfnis mit Sportdirektor Hasan Salihamidzic hin und "flüchtete" zum DFB.
Zudem wurden auch die Positionen auf Führungsebene immer wieder neu besetzt. Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge verabschiedeten sich aus dem operativen Geschäft. Oliver Kahn scheiterte als Vorstandsvorsitzender mit Getöse, mit ihm musste auch Salihamidzic 2023 seinen Posten räumen.
Mittlerweile haben Jan-Christian Dreesen als CEO, Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund das Sagen, Herbert Hainer wacht als Präsident und Aufsichtsratvorsitzender.

Scharfe Kritik von Philipp Lahm

Nach Meinung von Philipp Lahm hat der Verein in den letzten Jahren kein gutes Bild abgegeben. "Kontinuität auf allen Ebenen ist enorm wichtig. Die war nicht gegeben: keine Stabilität, keine Ruhe“, sagte der ehemalige Bayern-Kapitän der "Bild am Sonntag“. "Es herrscht seit Jahren Unruhe - von der Führung bis zum Trainer. Dazu wurden viele Transfers getätigt, die nicht erfolgreich waren“, so Lahm weiter.
In dieser Gemengelage verliert selbst ein Weltklub wie der FC Bayern München seine Anziehungskraft und das bekommt der Verein bei seiner Trainerfahndung derzeit zu spüren.
Die Liste der potentiellen Kandidaten wird immer kürzer, die Not dagegen immer größer. "Ralf Rangnick muss nur noch 'Ja' sagen", schrieb die "Süddeutsche Zeitung" am Mittwoch.
Ausgerechnet Rangnick, mit dem sich Hoeneß einige verbale Scharmützel geliefert hatte. Ausgerechnet Rangnick, ein Trainer mit unbestritten hoher fachlicher Kompetenz, aber auch einer, der Macht und Entscheidungsgewalt für sich beansprucht und eine Trainertätigkeit immer als "Projekt" sieht.
Ralf Rangnick gibt es entweder ganz oder gar nicht. Und diesem Mann will der FC Bayern nun sein Baby anvertrauen. Ob Rangnick der Verführung aus München erliegt, ist derweil noch völlig offen. Eine weitere Absage würde die Trainersuche endgültig ad absurdum führen.
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Tuchel hatte mit Nagelsmann-Verlängerung gerechnet


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