VfB Stuttgart: Mehr als "nur" Serhou Guirassy - warum die Schwaben mit Sebastian Hoeneß oben stehen
Der VfB Stuttgart hat mit sechs Siegen aus sieben Partien den besten Bundesliga-Start der Klubgeschichte hingelegt, die Konkurrenz reibt sich verwundert die Augen: Wie machen die das im Ländle nur? Klar, dass bei dieser Frage der Name Serhou Guirassy fällt. Der Stürmer stellte mit 13 Toren in sieben Spielen einen Liga-Rekord auf, und doch steckt noch viel mehr hinter dem schwäbischen Höhenflug.
Hoeneß mit VfB im Glück: "Was geht hier eigentlich ab?"
Quelle: Perform
Es herrscht die pure Euphorie in Bad Cannstatt. Wer jetzt VfB-Tickets erwerben möchte für die fünf ausstehenden Heimspiel der Hinrunde, hat es verdammt schwer. Verständlich, schließlich trägt in der MHPArena Deutschlands derzeit zweitbeste Mannschaft ihre Spiele aus - und das hat keiner kommen sehen.
"Man muss jetzt auch mal innehalten und genießen", entfuhr es Trainer Sebastian Hoeneß nach dem jüngsten 3:1-Erfolg in der Liga gegen den VfL Wolfsburg. Fast auf den Tag fünf Monate war es her, dass der 41-Jährige mit seiner Mannschaft den Abstieg gerade noch so in der Relegation verhindert hatte.
Seitdem haben sich die Schwaben neu erfunden. Etwas anderes blieb dem Klub auch nicht übrig. Der überraschende Wechsel von Kapitän Wataru Endo zum FC Liverpool in der Sommerpause tat extrem weh, der defensive Mittelfeldspieler war eine der tragenden Säulen in Hoeneß' System.
Die Abgänge von Innenverteidiger Konstantinos Mavropanos (West Ham United) und Linksverteidiger Borna Sosa (Ajax Amsterdam) kamen oben drauf und wurden zunächst ebenfalls als Schwächung gedeutet.
Keine Panik! VfB-Bosse agieren souverän und clever
Doch die Vereinsführung um Sportdirektor Fabian Wohlgemuth und den Vorstandsvorsitzenden Alexander Wehrle reagierte besonnen und clever. Obwohl man für alle Neuzugänge zusammen nur etwas mehr als 21 Millionen Euro ausgab, denen knapp 50 Millionen an Transfereinnahmen gegenüberstehen, ist der Kader heute hervorragend besetzt.
Vor allem die Verpflichtungen von Angelo Stiller (5,5 Mio. Euro, Hoffenheim), Woo-yeong Jeong (2,8 Mio, Freiburg), Alexander Nübel (Leihe, FC Bayern), Jamie Leweling (Leihe, Union Berlin), Maximilian Mittelstädt (500.000 Euro, Hertha BSC) und Deniz Undav (Leihe, Brighton) zahlen sich sportlich aus. Dazu entpuppte es sich als Glücksgriff, den von Stade Rennes ausgeliehenen Guirassy fest unter Vertrag zu nehmen.
Der VfB habe "die richtigen Personalentscheidungen getroffen und mit Alex Wehrle einen der besten CEOs der Bundesliga geholt. Der weiß ganz genau, welche Schalter er in Bewegung setzten muss, damit etwas dabei herauskommt", lobte der ehemalige Stuttgarter Profi Markus Babbel im "Sport1"-Doppelpass.
Die Beendigung der Zusammenarbeit mit dem einstigen Sportdirektor Sven Mislintat, den Babbel als "Sonnengott" verunglimpfte, sei ebenfalls entscheidend gewesen. Mit Wohlgemuth habe der VfB einen Mann geholt, "der das Business kennt".
Stiller macht Endo vergessen, Führich im siebten Himmel
Diese neuen Rahmenbedingungen hat Hoeneß für einen spektakulären Höhenflug zu Saisonbeginn genutzt. Der Coach hat zu dieser Saison auf ein 4-2-3-1-System umgestellt, in dem Neuzugang Stiller sich als adäquater Nachfolger für Kapitän Endo im defensiven Mittelfeld etabliert hat. Das Fehlen des Japaners fällt nicht auf, so gut macht Stiller seine Sache.
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Angelo Stiller (VfB Stuttgart)
Fotocredit: Getty Images
Es gibt eine ganze Reihe dieser kleinen Erfolgsgeschichte im Innenleben des Kaders. Da ist zum Beispiel Leweling. Der Rechtsaußen spielte aufgrund von Sprunggelenksproblemen bei Silas zuletzt zweimal von Beginn an und überzeugte vollauf. "Jamie trainiert seit Wochen sehr intensiv und hatte jetzt richtig gute Offensivaktionen im letzten Drittel. Er hat sich das erarbeitet und verdient", lobte Hoeneß den 22-Jährigen.
Oder Linksaußen Chris Führich. Der 25-Jährige zog mit seinen couragierten Auftritten das Interesse von Neu-Bundestrainer Julian Nagelsmann auf sich. Der Lohn: Führich wurde für die USA-Reise erstmals für die Nationalmannschaft nominiert. "Chris ist überglücklich, hat sich gefreut wie ein kleines Kind. Er hat schon in der Vergangenheit gezeigt, über welch' enorme Qualitäten er verfügt. Das bringt er im Moment jede Woche auf den Platz", erklärte Hoeneß. "Es ist schon der Wahnsinn, was aktuell bei uns passiert", befand Führich.
Jeongs Gold-Coup wird zum Facetime-Erlebnis
Eine ganz besondere Erfolgsgeschichte hat auch Woo-yeong Jeong Anfang Oktober erlebt. Der 24-Jährige gewann mit Südkorea Gold bei den Asienspielen, beim 2:1 im Endspiel gegen Japan erzielte er den ersten Treffer für die Koreaner.
Ein Coup, an dem der offensive Mittelfeldspieler die VfB-Kollegen teilhaben ließ. "Die ganze Mannschaft hat gerade mit ihm über Facetime gesprochen. Er saß da hinten im Bus mit der Medaille in der Hand", berichtete Hoeneß direkt nach der Partie gegen Wolfsburg. Er freue sich sehr über den Erfolg seines Schützlings, zumal Jeong dadurch großenteils vom 20-monatigen Militärdienst in seiner Heimat befreit ist und sich nun "voll auf uns und seine Karriere konzentrieren" könne.
Die Episode zeigt, wie gut der Zusammenhalt im Team ist - und wenn dann mit Guirassy ein Stürmer auf dem Platz steht, der aus seinen ersten acht Torschüssen der Saison acht Tore macht und mit 13 Treffern die Torjägerliste der Liga souverän anführt, kommt eben Rang zwei in der Tabelle heraus - hinter Bayer und vor Bayern.
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Hoeneß lobt Guirassy: "Komplette Palette" gezeigt
Quelle: Perform
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