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Bayer Leverkusen feiert den Königsklassen-Coup, doch es gibt einen Stimmungskiller

Andreas Morbach

Publiziert 27/08/2015 um 09:14 GMT+2 Uhr

Lars Bender machte einen entspannten Eindruck, beim Stichwort Bayern hatte dieses Gefühl aber vorübergehend Pause. "Aaahh", entfuhr es dem Leverkusener Kapitän beim Gedanken an das nächste Spiel - es klang, als plagten Bender plötzliche Schmerzen. In Wahrheit aber war es, eine Stunde nach dem 3:0 über Lazio und der Qualifikation für die Königsklasse, ein Brunftschrei vor der Reise in die Heimat.

Lars Bender feiert den Einzug in die Königsklasse

Fotocredit: Imago

Aus der BayArena berichtet Andreas Morbach
Bender, der gebürtige Rosenheimer, betonte: "Jetzt sind wir am Grinsen. Aber am Samstag warten die Bayern auf uns – und ich hoffe, dass wir das Grinsen dann noch ein bisschen verlängern können."
Es war ein wahrer Kraftakt, mit dem das Team von Roger Schmidt das 0:1 aus dem ersten Playoff-Spiel in Rom zu seinen Gunsten umbog. "Und das mit 31 Jahren", klagte Stefan Kießling mit spitzbübischem Blick, als er gegen Mitternacht als letzter aus dem Bayer-Ensemble das Stadion verließ.
Verwirrung um Son
Mit hängenden Armen, akkurat auf dem Buckel platzierten Rucksack und einem für seinen Schädel etwas zu großem Käppi auf dem Kopf, stand der vielerprobte Angreifer da wie ein übermüdeter Langzeitstudent. Dabei fühlte sich Kießling innerlich tatsächlich etwas zerrissen - trübte die Personalie Heung-Min Son das erhabene Gefühl, wieder in der Champions League mitmischen zu dürfen, doch beträchtlich.
Der Offensivkollege aus Südkorea, den – respektive dessen Vater – es offenkundig gewaltig zu Tottenham Hotspur auf die britische Insel zieht, hatte seine Mitspieler mit seinem Verhalten in der ersten Wochenhälfte mächtig irritiert. Wobei nun einige nebulöse Details über Sons mutmaßlich letzten Tage im Rheinland ans Tageslicht kamen. "Er hat nach dem Training am Dienstag noch zwei, drei Sätze zu dem Thema gesagt", berichtete Lars Bender.
Und Mittelfeldregisseur Hakan Çalhanoğlu, der immer besonders viel Spaß mit dem flinken Asiaten gehabt hatte, erzählte enttäuscht: "Normalerweise ist er ein Typ, der immer ans Handy geht. Aber jetzt haben wir alle vergeblich versucht, ihn zu erreichen." Zudem erklärte der Schütze des ersten Treffers gegen Rom: "So eine Nachricht vor dem Spiel gegen Lazio – das muss nicht sein."
Dabei sind die Leverkusener nun in der bizarren Situation, dass sich einerseits ein Top-Spieler wie Son auch – so deutete Sportdirektor Rudi Völler zumindest an – wegen des enorm starken Konkurrenzkampfes auf seiner Position aus dem Staub macht. Während nach den vielen langfristigen Ausfällen von Akteuren wie Ömer Toprak, Tin Jedvaj oder Charles Aránguiz andererseits akuter Handlungsbedarf auf dem Transfermarkt besteht.
"Man braucht in der Champions League natürlich einen anderen Kader als in der Europa League", bekräftigt Geschäftsführer Michael Schade. Noch bis zum 31. August können Spieler verpflichtet werden. "Ich möchte jetzt nicht direkt von einem Schnellschuss sprechen", kommentiert Routinier Kießling. "Aber es ist nicht so, dass wir viel Zeit haben."
Schmidt strahlt: "Nahe an der Perfektion"
Dafür haben die Rheinländer spätestens seit dem mit immensem Einsatz erzwungenen Erfolg über Lazio die Zuversicht, in dieser Saison noch besser abzuschneiden als im Vorjahr. Da war in der Champions League im Achtelfinale, im DFB-Pokal im Viertelfinale Schluss, in der Liga lief Leverkusen auf Rang vier ein.
"In der zweiten Halbzeit haben wir den Spielstand nicht verwaltet, sondern den Gegner in der eigenen Hälfte festgenagelt. Wie wir nach dem 2:0 gespielt haben, war nahe an der Perfektion", analysierte Cheftrainer Schmidt genüsslich. Und Sportchef Völler befand: "Wir sind einen Schritt weiter, das hat man schon in den Bundesligaspielen gesehen. Vor allem sind wir stabiler als im letzten Jahr."
Auch Kießling hob die "starke Physis" der Mannschaft hervor und erklärte stolz: "Wir haben Lazio den Schneid so was von abgekauft." Fortsetzungen sollen folgen, nach Möglichkeit schon bei den Bayern (r). "Gegen Rom war ganz viel Herz dabei", schwärmte Çalhanoğlu – und schlussfolgerte dann: "Wenn wir so in München auftreten, haben wir auch dort eine gute Chance."
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