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Der FC Arsenal liefert mit dem Sieg in London die Anleitung: So schlägt man den FC Bayern München

Florian Bogner

Publiziert 21/10/2015 um 18:14 GMT+2 Uhr

Bayern-Gegner aufgemerkt: Der Branchenprimus FC Bayern München ist nicht unbezwingbar! Der FC Arsenal liefert eine schöne Anleitung, wie den vermeintlichen Über-Bayern beizukommen ist. Leicht nachzumachen ist das jedoch nicht. „Wir wissen, was wir falsch gemacht haben“, sagte Manuel Neuer.

So schlägt man die Bayern: Arsenal macht's mit Mesut Özil und Per Mertesacker vor

Fotocredit: AFP

So richtig viel ausgemacht hat Pep Guardiola die Pleite nicht. Statt grüblerisch oder gar zornig die Einsamkeit zu suchen, stand der Trainer des FC Bayern München knapp eine halbe Stunde nach der 0:2-Niederlage beim FC Arsenal mit einem alten Bekannten zusammen und ging locker die Partie durch.
Mit Thierry Henry, Arsenal-Legende und ehemaliger Barcelona-Schützling von Guardiola, stand er knapp zehn Minuten lang plaudernd vor dem Bayern-Bus, scherzte sogar ein wenig und gab dem Franzosen zum Abschied einen leichten Klapps auf den Po.
Er selbst wusste ja am besten, dass seine Bayern auch nach zwölf Siegen am Stück nicht unbesiegbar sind. Aber nun steht da eben dieser Makel, diese Niederlage im Geschichtsbuch. WWWWWWWWWWWWL schrieben die Engländer am Mittwoch plakativ – die "W" stehen für Wins, also Siege, das "L" für Losses, also Niederlagen. "Ihr seid jetzt nicht mehr unbesiegbar", schrieb die "Sun" dazu.
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Mesut Özil und Arsenal räumen Zweifel aus dem Weg

Fotocredit: SID

Rückschlag mit "Tradition"

Man könnte nun natürlich behaupten, die Niederlage sei gut für die Bayern. Ein Dämpfer zur rechten Zeit, eine wohltuende Erinnerung an die eigene Sterblichkeit, die es übrigens auch vor den zwei Champions-League-Titeln gab, 2012/13 beim 1:3 in Minsk gegen Borissow und 2000/01 beim vom damaligen Präsidenten Franz Beckenbauer so herrlich grantig verurteilten 0:3 bei Olympique Lyon. Besser jetzt als im Halbfinale der Champions League, da waren sich alle Bayern-Beteiligten einig.
Auf der anderen Seite macht der Arsenal-Sieg aber auch Mut, nämlich den kommenden Bayern-Gegnern, die nun zumindest eine Art Anleitung, einen Bauplan vorliegen haben, wie diesen Bayern diese Saison beizukommen ist. Die gute Nachricht für die nächsten Gegner Köln, Wolfsburg (Pokal) und Frankfurt: Die Bayern sind verwundbar. Die schlechte: Es muss dennoch einiges zusammenkommen, damit sie verlieren.
Ansatz Nummer eins: Tu etwas Überraschendes. Im vorliegenden Fall bediente sich Arsenal-Trainer Arsène Wenger eines Doppelbluffs. Weil die Bayern damit am wenigsten rechneten, spielte Arsenal, das man offensiv erwartet hatte, einfach so wie die meisten Bayern-Gegner: mit vielen Spielern vor dem eigenen Tor. "Uns hat keiner so tief stehend erwartet", meinte Abwehrspieler Per Mertesacker zu Wengers Maßnahme, sieben Feldspieler mehr oder weniger ausschließlich verteidigen und damit den Bayern den Ball zu lassen.
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Wenger, Arsenal

Fotocredit: AFP

Immerhin, und da war Wenger mutig: Gleich drei Arsenal-Angreifer – Mesut Özil, Theo Walcott und Alexis Sánchez - mussten nur die Bayern-Verteidiger anlaufen, konnten sich sonst aber darauf beschränken, bei Ballgewinn so schnell wie möglich Konter einzuleiten. "Ihre drei Stürmer haben permanent vorne gelauert und gar nicht versucht, zu verteidigen", sagte Thomas Müller. "Da hatten wir zwei, drei Ballverluste, die sie sehr schnell umgesetzt haben und wir mussten schnell 40, 50 Meter nach hinten laufen, um zu retten, was noch zu retten ist."

"Unser Matchplan ist voll aufgegangen"

Ansatz Nummer zwei: Gerate nicht in Rückstand. Klingt banal, da aber wird’s für die meisten schon schwierig, hier war auch bei Arsenal ein bisschen Glück im Spiel. Doch die Gunners schafften es immerhin, das Zentrum engmaschig dicht zu halten und den Bayern keine hundertprozentige Torchance zu ermöglichen. Für den Rest war Petr Cech zuständig. "Unser Matchplan ist voll aufgegangen: Bayern auf die Außen drängen und so lange wie möglich das zu Null halten. Wir wussten, dass wir unsere Chancen bekommen werden", sagte Mertesacker. Douglas Costa spielte seinem Gegenspieler Hector Bellerin zwar in der ersten Halbzeit außen Knoten in die Beine, seine Flanken fanden aber keine Abnehmer.
Ansatz Nummer drei: Triff Bayern im Zentrum. Das Außenspiel der Gunners war kaum existent, musste es auch nicht sein. Wengers Kontertaktik sah es vielmehr vor, bei Ballgewinn zunächst das Gegenpressing zu eliminieren und dann so schnell wie möglich in den zentralen Raum hinter Xabi Alonso zu kommen. "Wenn man die erste Pressingwelle umgeht, hat man eine Chance gegen sie", sagte Walcott, der oft mit Tempo auf die Innenverteidiger zulaufen und so brenzlige Situationen heraufbeschwören konnte.
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Manuel Neuer mit Weltklasse-Parade gegen Arsenal

Fotocredit: AFP

Ansatz Nummer vier: Mach ein Tor durch eine Standardsituation. Auch nicht so einfach, wie es klingt, aber Bayern ist hier genau so anfällig wie jede andere Mannschaft auch – gerade, wenn mit Lahm, Alaba, Bernat, Vidal und Thiago mehrere eher kleine Spieler auf dem Feld stehen. Im Luftraum ging Bayern in London vor allem Javi Martínez sehr ab, auch der Wechsel von Bastian Schweinsteiger macht sich hier bemerkbar. Und Manuel Neuer hat viele Stärken, das Herauslaufen gehört nicht unbedingt dazu. "Wenn ich auf der Linie bleibe, passiert nichts", kreidete er sich nach dem Spiel selbst an.
Für Bayern ging es am Mittwoch, als der Himmel in London passend grau war und englandtypisch tropfte, schon an die Fehleranalyse. "Wir wissen, was wir falsch gemacht haben", sagte Neuer. Was wiederum nicht besonders gut für die kommenden Gegner ist.
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