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Eurosport Taktik-Check: Manchester United - der Geheimfavorit in der Champions League

Luca Baier

Update 30/09/2015 um 11:57 GMT+2 Uhr

Der VfL Wolfsburg gastiert heute abend (20:45 Uhr im Liveticker) bei einer absoluten Topmannschaft: Manchester United ist aktuell deutlich mehr als der Spitzenreiter der Premier League. Die Red Devils erfüllen die Vorgaben von Trainer Louis van Gaal immer besser, zudem haben die Neuzugänge eingeschlagen. eurosport.de analysiert, warum mit dem Team auch international wieder zu rechnen ist.

Der Eurosport-Taktik-Blog zu Manchester United

Fotocredit: Imago

Eine Rarität in der Premier League

Lange Schläge und Kampf um den zweiten Ball? Kurzpässe und Ablagen! Flanken auf den bulligen Mittelstürmer? Bälle in die Schnittstellen der Viererkette! In der Premier League wirkt Manchester United mit seiner neuen Spielweise oft wie ein Fremdkörper. Die englische Liga mag die teuerste der Welt sein, auch die individuelle Klasse der Spieler ist unbestritten - taktisch hinkt die milliardenschwere Gemeinschaft jedoch weit hinter den Standards der europäischen Topteams hinterher.
Kaum eine Mannschaft kann ein ordentliches Ballbesitzspiel aufziehen, um die Partie so zu beruhigen. Noch weniger Mannschaften gelingt es, konsequent Druck auf den Gegner auszuüben, ohne dabei die komplette Defensive zu entblößen.

Die Entdeckung der Langsamkeit

Diesen Status hat Louis van Gaal längst erkannt und seine Mannschaft dementsprechend verändert. Die wohl wichtigste Lektion: Tempo ist nicht alles! Mit seinem Wunschspieler Bastian Schweinsteiger, Neuzugang Morgan Schneiderlin und Routinier Michael Carrick setzt der Niederländer in der Schaltzentrale auf Spieler, die das Spiel mit Präzision, Konzentration und Übersicht kontrollieren.
Dass die drei Spielmacher, die sich auf der Doppelsechs abwechseln, allesamt eher langsam sind, verleitet die Gegner oftmals zu unüberlegten Manövern. Immer wieder attackieren die gegnerischen Sechser Schweinsteiger und Co. weit in Uniteds Hälfte – und öffnen so große Räume. Machen die Wolfsburger den gleichen Fehler, könnten Naldo und Dante hinten große Probleme bekommen.

Kontrolle und Chancenqualität

Der neue, kontrollierte Stil der Red Devils macht sie nicht nur zu einer aktuell sehr erfolgreichen Mannschaft, sondern auch zu einem Geheimfavoriten in der Champions League. Zusammen mit Wayne Rooney und Juan Mata, die sich immer wieder aus der offensiven Dreierreihe des 4-2-3-1 fallen lassen, können die spielstarken Sechser das Spiel kontrollieren und den Gegner laufen lassen.
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United-Superstars Schweinsteiger (li.) und Rooney (re.)

Fotocredit: Imago

Dies ist – wie auch von Pep Guardiola häufig gepredigt – kein Selbstzweck, sondern Defensiv- und Offensivtaktik zugleich. Einerseits gilt die goldene Regel, dass man kein Tor kassiert, solange der Ball in den eigenen Reihen ist. Andererseits wird der Gegner müde gespielt, so dass sich zwangsläufig Räume öffnen.
Dementsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Manchester United in der Statistik abgegebene Schüsse nur im unteren Mittelfeld der Premier League bewegt. Van Gaal will, dass seine Spieler die Chancen sauber herausspielen und wirklich nur dann abschließen, wenn sie unbedrängt sind. Zwar wirkt dieser Spielstil in Partien, in denen es nicht so gut läuft, wenig zielstrebig, die Resultate können sich aber sehen lassen.

Van Gaal kann auch Plan B

"Er ist ein guter Trainer, aber es fehlt der Plan B". Diesen Vorwurf müssen sich kurioserweise fast ausschließlich Trainer anhören, deren Mannschaften mit viel Ballbesitz agieren. So auch van Gaal in seiner Zeit beim FC Bayern und über weite Strecken seiner ersten Saison beim Traditionsklub aus Manchester.
Mittlerweile hat der Tabellenführer von der Insel jedoch einige Varianten parat, die sie immer wieder abrufen. So überlässt United dem Gegner hier und da mehrere Minuten den Ball und zieht sich weit zurück. Dies dient nicht nur der Erholung, sondern lockt den Gegner und öffnet so Räume für die konterstarken Stürmer. Neuzugang Martial profitiert dabei am stärksten von Rooney und Matas hervorragenden Fähigkeiten im Dribbling und Passspiel. Die nicht ganz so beweglichen Wolfsburger Innenverteidiger und Vordermann Guilavogui so in Bedrängnis zu bringen, dürfte ein wichtiger Aspekt in van Gaals Matchplan für Mittwoch sein.
Kommt United weder mit ihrem Kurzpassspiel noch mit den schnellen Kontern zum Erfolg, darf es für van Gaal dann doch auch mal die "feine englische Art" sein: Gegen Gegner, die den Spielaufbau der Roten unterbanden, fungierte der kopfballstarke Fellaini als Zielspieler im offensiven Mittelfeld. Das Pressing wurde einfach mit langen Bällen auf den Belgier überspielt, der die Bälle stark behaupten und weiterleiten kann. Und wenn es am Ende eng wird, geht es auch mit der Brechstange – ganz englisch eben.
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