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Unsicherheit beim FC Bayern: Wie gut waren wir jetzt eigentlich gegen Juventus?

Florian Bogner

Update 24/02/2016 um 08:59 GMT+1 Uhr

Berauschend gespielt, groß gefightet, aber nur 2:2 – die Entscheidung im Achtelfinale der Champions League zwischen dem FC Bayern München und Juventus Turin ist aufs Rückspiel vertagt. Während Pep Guardiola vor allem die positiven Punkte hervorhebt und Joshua Kimmich Welpenschutz bietet, reist Manuel Neuer mit einem "mulmigen Gefühl" ab.

Robert Lewandowski (Bayern München)

Fotocredit: AFP

Aus Turin berichtet Florian Bogner
Massimiliano Allegri hörte mitten im Satz auf zu reden und fiel dem Mann hinter ihm um den Hals. Arturo Vidal wollte gerade in der Interview-Zone am Coach von Juventus Turin vorbei, als dieser ihn aufhielt und innig herzte. "Arturo!", sagte Allegri anerkennend. Dann plauderte er weiter.
Vidal ist in Turin durchaus eine große Nummer. Vier Jahre Herzstück der Juve, Motor, Antreiber. Das soll er auch beim FC Bayern sein, besser: werden. Für Spiele wie am Dienstagabend haben sie ihn geholt. Und er lieferte: großen Einsatz, aber nicht übermotiviert gegen die Ex-Kollegen, vielleicht sein bestes Spiel im Bayern-Trikot.
"Wenn man an den Ort zurückkehrt, an dem man Publikumsliebling war, ist es etwas Besonderes. Er hat einen sehr souveränen Auftritt hingelegt, da kann man nur den Hut vor ziehen", sagte Manuel Neuer über seinen chilenischen Teamkollegen.
Auch auf der anderen Seite gab’s ein emotionales Wiedersehen. Mit Mario Mandzukic, der Bayern in der Schlussphase mit seiner Körperlichkeit derart nervte und aufrieb, dass Juventus nach 0:2-Rückstand tatsächlich noch zum Ausgleich kam. "Er ist ein intensiver Gegenspieler, keine Frage", sagte Thomas Müller ebenfalls anerkennend.

Müller: "Ausgangslage ordentlich bis gut"

Neutral betrachtet ist dieses spektakuläre 2:2 eine prima Sache. Das Rückspiel in drei Wochen hat durch Juves Aufholjagd an Bedeutung gewonnen, an Brisanz. Sicher, Bayern hat historisch betrachtet immer noch eine 80,6 prozentige Chance aufs Weiterkommen. Aber nach den Eindrücken der zweiten Hälfte bleiben auch ein bisschen Restzweifel.
Wie gut sind die Bayern denn nun? Die Antwort: Sie sind sich selbst nicht so sicher. Manuel Neuer war jedenfalls angenervt. "Es ist bitter für uns, dass wir nicht als Sieger vom Platz gegangen sind. Es war mehr drin", sagte der Bayern-Keeper.
Es ist kein katastrophales Ergebnis, aber wir fahren schon mit einem mulmigen Gefühl nach Hause, weil wir schon gedacht haben, dass wir hier ein perfektes Ergebnis mitnehmen können. Deswegen überwiegt die Enttäuschung.
Seine Mitspieler waren da indifferenter. "Grundsätzlich ist die Ausgangslage ordentlich bis gut", so Thomas Müller. Philipp Lahm meinte gar: "Die Ausgangslage ist sehr gut für uns." Robert Lewandowski sagte derweil: "Die Chancen fürs Rückspiel stehen immer noch fifty-fifty."
60 Minuten lang spielte Bayern nahe an der Perfektion. Wie einst beim 3:1 bei Manchester City, war ein (Königs-)Klassenunterschied zu bemerken. Ohne etatmäßige Innenverteidigung ging Pep Guardiolas Matchplan lange auf: Während sich Juventus hinten einigelte, schnitt Bayern mit einem fluiden 3-3-4 und einem enorm freien Philipp Lahm elegant durch die Reihen. Die Tore von Thomas Müller (43.) und Arjen Robben (55.): nur die Konsequenz der spielerischen Dominanz. "Ein großes taktisches Kompliment" gab’s von Guardiola, der Allegri ausmanövriert hatte.

Welpenschutz für Kimmich

"Wir Trainer haben der Welt heute mit großer Intensität und Charakter unsere Spielweise gezeigt", dozierte der Bayern-Trainer: "Juventus Turin mag die Verteidigung im kleinen Raum und den Angriff im großen Raum. Ich mag dagegen die Verteidigung im großen Raum und den Angriff im kleinen Raum. Das ist der Unterschied."
Sein Fazit:
Ich bin mit der Leistung zufrieden. Wir haben nicht nur 60 sondern 90 Minuten wahnsinnig gut gespielt. Aber das ist Fußball, wir müssen das Spiel und nicht nur das Ergebnis analysieren.
Das lautete am Ende nunmal 2:2. Weil - so hart muss man sein - Joshua Kimmich bei Juventus’ Gegentreffern durch Paulo Dybala (63.) und Stefano Sturaro (76.) zweimal den entscheidenden Fehler beging.
Einen Vorwurf wollte dem 21 Jahre alten Aushilfsinnenverteidiger, der ansonsten durch eine enorm abgeklärte Spielweise und mit grandiosen Pässen glänzte, keiner machen. "Er hat ein super Spiel gemacht", urteilte Neuer und erwartete von den Kritikern, dass sie "bei jungen Spielern ein bisschen zurückhaltend" bleiben. Guardiola meinte sogar, Kimmich habe "perfekt, perfekt, perfekt" gespielt. Welpenschutz.
Und doch bleibt das Gefühl der Unruhe. Wie gut waren wir eigentlich? Das Rückspiel wird’s zeigen. "Wir müssen kämpfen und wir werden kämpfen", sagte Lewandowski. Ein guter Ansatz. Vidal und Mandzukic werden schließlich auch wieder dabei sein.
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