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Arsenal - FC Bayern: Ohne Philipp Lahm in London - das Bayern-Dilemma der Zukunft

Florian Bogner

Update 07/03/2017 um 16:02 GMT+1 Uhr

Philipp Lahm hört im Sommer auf. Gelbgesperrt steht er dem FC Bayern München im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League beim FC Arsenal nicht zur Verfügung. An seiner statt stellt Trainer Carlo Ancelotti Rafinha auf, der jedoch keine langfristige Lösung sein kann. Wie geht es also rechts hinten weiter bei den Bayern? Ein Dilemma zeichnet sich ab, weil auch der Transfermarkt wenig hergibt.

Rafinha, Kimmich - FC Bayern München

Fotocredit: Imago

Aus London berichtet Florian Bogner
Carlo Ancelotti beherrscht die hohe Kunst des spontanen Witzes.
Am Montagabend fragte Eurosport.de ihn, ob es denn nur Zufall sei, dass er in letzter Zeit öfter ältere Spieler gegenüber den Jungspunden Joshua Kimmich, Renato Sanches und Kingsley Coman bevorzuge. Erfahrung vor jungem Eifer.
Ancelottis Antwort: "Ach was, bei der Aufstellung schaue ich nicht auf das Alter. Alle unsere Spieler sind in der Lage, in diesen Spielen gut zu spielen - so wie Coman in Köln beispielsweise."
Nachfrage: "Ist denn Joshua Kimmich für sie zumindest eine Option als Rechtsverteidiger?"
Ancelotti: "Eine Option schon, aber gegen Arsenal wird Rafinha spielen."
"Warum?"
"Weil er älter ist."
Der Presseraum unter der Haupttribüne des Emirates Stadium bückte sich ordentlich ab.

FC Bayern ohne Lahm

Am Dienstag wird es ein bisschen ernsthafter zugehen. Dann, wenn der FC Bayern den Ernstfall für die kommende Saison probt, unter Wettkampfbedingungen simuliert, wie es denn ohne den Unersetzbaren geht. Ohne Philipp Lahm.
Der fehlt in London nämlich gelbgesperrt. Verpasst das Achtelfinal-Rückspiel beim FC Arsenal, darf sich zuhause wie Jérôme Boateng (der am Samstag erstmals 2017 im Kader stehen wird) ausruhen.
Am Wochenende gab er seinen Kollegen noch mit auf den Weg:
Wir müssen sehr konzentriert ins Spiel gehen und vor allem in der ersten Viertelstunde zeigen, dass für Arsenal an die nächste Runde nicht mehr zu denken ist.

Rafinha die Position, Neuer die Binde

Auf dem Platz müssen die Bayern schauen, wie es ohne ihn geht. Personell wird er, wie Ancelotti erwähnte, von Rafinha ersetzt. Die Kapitänsbinde übernimmt Manuel Neuer, so wie auch im DFB-Team. Doch Lahms Präsenz, seine Ruhe am Ball, wird schwer zu ersetzen sein.
Unbestritten gehört Lahm auch mit 33 Jahren noch zu den absolut Besten. Das stellt er diese Saison erneut unter Beweis. Kein Rechtsverteidiger schirmt den Ball so ab wie er, kaum einer tackled so fließend und fair, niemand könnte Arjen Robben den Rücken so gut freihalten, wie er es tut. Vorwärts verteidigend.
Und doch brauchen die Bayern einen Plan B. Rafinha (31) ist das nur kurzfristig, so wie am Dienstag. "Er ist gut drauf, hat gegen Schalke gut gespielt deswegen spielt er", sagte Ancelotti.
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Rafinha

Fotocredit: SID

Kimmich? Rudy? Eher nicht…

Doch an die Brillanz des langjährigen DFB-Kapitäns reicht er nicht heran. Will Bayern auch 2017/18 rechts hinten nahezu perfekt aufgestellt sein, muss eine andere Lösung her.
Kimmich ist scheinbar eine. Doch anders als Joachim Löw, der Kimmich schon bei der EM 2016 rechts einsetzte, sieht Ancelotti den 22-Jährigen lieber im zentralen Mittelfeld. Dort setzte er ihn diese Saison 20-mal (oft als Joker) ein, rechts hinten nur fünfmal.
Sebastian Rudy, der kostenlose Sommerneuzugang von der TSG 1899 Hoffenheim, ist eine weitere Alternative; doch auch der 27-Jährige hat seine Stärken eher im zentralen Mittelfeld, spielt dort im Kraichgau eine herausragende Saison. Im DFB-Trikot dagegen überzeugte er als Rechtsverteidiger nicht.
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Sebastian Rudy (TSG 1899 Hoffenheim)

Fotocredit: Imago

Carvajal? Bellerín? Semedo?

Die wahrscheinlichste Lösung ist also, sich einen neuen Rechtsverteidiger zu kaufen. Doch Rechtsverteidiger von Weltformat, geschweige denn vom Kaliber eines Lahms, sind derzeit rar. Im Top-Regal ist eigentlich nur Dani Carvajal zu finden - der spielt leider schon für Real Madrid.
Knapp darunter liegen mit Héctor Bellerín (Arsenal), César Azpilicueta (FC Chelsea) und Kyle Walker (Tottenham Hotspur) Spieler, die in der Premier League gutes Geld verdienen und sündhaft teuer wären.
Bei Youngstern wie João Cancelo (21, FC Valencia) oder Nélson Semedo (23, Benfica) hingegen lässt sich noch nicht genau sagen, ob sie mal Weltniveau erreichen.

Einer wird’s nicht…

In Deutschland wurde zuletzt immer wieder Benjamin Henrichs (20, Bayer Leverkusen) mit den Bayern in Verbindung gebracht, soll dem Rekordmeister mit an die 20 Millionen Euro geforderter Ablöse laut "kicker" zu teuer sein. Hilft nichts.
Also erstmal Rafinha. In London. Und einer, der es ganz sicher nicht wird, wie Ancelotti am Montagabend verriet.
Ein englischer Journalist wollte wissen, wie es denn um den Rechtsverteidiger des FC Everton stünde, und fragte: "Jetzt, wo Lahm aufhört, haben sie Seamus Coleman als möglichen Nachfolger auf dem Zettel?"
(Kunstpause) "Nein", sagte Ancelotti kurz und trocken. Er kann’s eben.
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