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Dortmund - Benfica: Verheißungsvoller Teenager Christian Pulisic - einer wie Mario Götze

Andreas Morbach

Update 10/03/2017 um 00:23 GMT+1 Uhr

Christian Pulisic hat sich mit dem wichtigsten Tor seiner Karriere in den Geschichtsbüchern des BVB verewigt. Der 18-Jährige, der von der Statur her an Mario Götze erinnert, gehörte im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Benfica Lissabon zu den Dortmunder Aktivkräften. Für seinen Trainer Thomas Tuchel ist Pulisic inzwischen mehr als nur eine Alternative für Marco Reus und Mario Götze

Christian Pulisic

Fotocredit: Imago

Die Dortmunder Fußballer waren nach dem geglückten Viertelfinaleinzug gegen Benfica Lissabon noch bei der gemeinschaftlichen Freudenhopserei vor der Südtribüne, da stand Thomas Tuchel schon in seiner Trainerkabine und sah fern. Es lief die fünfminütige Extrazeit beim Parallelspiel im Camp Nou, Barcelona hatte nach dem 0:4 im ersten Duell gegen Paris Saint-Germain soeben das 5:1 erzielt. "Ich war noch vollkommen euphorisiert von unserem Spiel", erzählte der BVB-Coach. "Doch dann kam es mir vor, als wäre ich gerade selbst dort im Stadion."
Mit einem Schlag füllte sich die Kabine, nun starrten auch Tuchels Assistenten mit auf den Bildschirm. "Wir hatten alle das Gefühl, die machen noch eins", berichtete der Chef. Barcelona machte noch eins, warf Paris in einer unvergesslichen katalanischen Nacht noch aus dem Wettbewerb. Und Tuchel seufzte: "Ich dachte, wir wären die Nachricht des Spieltags. Aber im Vergleich zu Barca war unser 4:0 doch wieder langweilig."
Dramatik schlägt Spannung – und für den entscheidenden Spannungsabfall im schwarz-gelben Fußballtempel sorgte ein 18-jähriger Amerikaner. Mitten hinein in die nächste Privatshow des dreifachen Torschützen Pierre-Emerick Aubameyang platzierte Christian Pulisic den schönsten Treffer des Abends. Zudem war sein gefühlvoller Heber zum 2:0, über Benficas starken Keeper Ederson hinweg, für den BVB der bahnbrechende Moment im Duell mit den Portugiesen.
Aubameyang, beim 0:1 im Hinspiel noch der personifizierte Chancentod und von Tuchel ("In Lissabon haben wir noch seinen Zwillingsbruder gesehen, heute war er selbst da") entsprechend ironisch gewürdigt, köpfte die Gastgeber bereits nach vier Minuten in Führung. Doch gegen Ende der ersten und zu Beginn der zweiten Halbzeit drohte das Spiel zu kippen. Was auch daran lag, dass Benfica Dortmunds zentralem Kreativspieler - Pulisic - das Leben speziell in dieser Phase zur Hölle machte.
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Christian Pulisic gegen Benfica

Fotocredit: Imago

"Vor der Pause standen sie ihm auf den Füßen, da war es schwer für ihn. Aber es zeichnet ihn aus, dass er den Kopf nicht hängen lässt", betonte Julian Weigl. Dann führte das 21-jährige Leichtgewicht aus dem defensiven Mittelfeld der Borussia weiter aus: "Er ist cool, braucht kaum Anlaufzeit, ist sofort da – ein wichtiger Spieler für uns." Das findet auch Thomas Tuchel. Und zwar nicht erst, seit sich Marco Reus im letzten Ligaspiel gegen Leverkusen verletzt hat und die Position im Rücken von Aubameyang vakant wurde.
Reus fällt vermutlich bis Anfang April aus - eine gute Gelegenheit für Pulisic, noch stärker auf sich aufmerksam zu machen als ohnehin schon. Denn trotz seines zarten Alters ist der Junge aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania bereits fester Bestandteil im Dortmunder Team: Von 23 Ligaspartien in dieser Saison hat er 19 mitgemacht. In den sechs Gruppenspielen in der Champions League stand Pulisic, wie Tuchel nach dem Lissabon-Spiel extra erwähnte, fünf Mal in der Startelf.

Anerkennende Worte von Tuchel

"Wir müssen aufpassen, dass wir nicht mehr überrascht sind von seinen Leistungen“, lobte der BVB-Coach den Teenager zunächst etwas kryptisch, dann nannte er dessen zentrale Qualitäten: Verlässlichkeit, Druckresistenz, Zähigkeit, Kritikfähigkeit. "In der zweiten Halbzeit hatte er ein gutes Gefühl für den Rhythmus - das war bezeichnend für unser ganzes Spiel", fasste Tuchel den kühlen Märzabend aus BVB-Sicht zusammen.
Von Statur, Begabung und Spielanlage her erinnert Pulisic an Mario Götze. Im Gegensatz zum Siegtorschützen des WM-Finals 2014 hat der US-Nationalspieler (acht Länderspiele) allerdings das Glück, dass er seine verheißungsvolle Karriere bislang weitgehend im Verborgenen vorantreiben konnte. Vor drei Jahren fiel er den Dortmundern bei einem Jugendturnier in der Türkei auf, nach sieben Monaten im Nachwuchsleistungszentrum des BVB wechselte er im Februar 2015 offiziell zu den Westfalen.
In der Bundesliga traf der Techniker mit dem ausgeprägten Kämpferherz bereits fünf Mal, gegen Benfica gelang ihm nun auch sein Premierentor in der Königsklasse. "Jeder Tor fühlt sich großartig an. Aber dieses hier war einfach unglaublich - vor so einer Kulisse, in der K.o.-Phase der Champions League, sagte Pulisic kurz vor Mitternacht ergriffen. Und dem jungen Mann dämmerte: "Ich kann mich nicht an ein so wichtiges Tor von mir erinnern."
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