Endlich echte Gegner: Borussia Dortmund hofft auf Aufputschmittel Champions League

Aufputschmittel oder nächster Rückschlag? Borussia Dortmund befindet sich in einer Phase, die mit Abstrichen an die Saison 2014/15 erinnert. Während es in der Bundesliga kriselt, geht es am Dienstag (ab 20:45 im Liveticker) als Gruppensieger im Champions-League-Achtelfinale gegen Benfica Lissabon. Für Thomas Tuchel könnte die Partie ein Wegweiser für die eigene Zukunft sein.

Der BVB feiert nach dem 2:2 gegen Real Madrid im Estadio Bernabeu

Fotocredit: AFP

Rückblick: Wir befinden uns in der Hinrunde der Saison 2014/15. In der Bundesliga kann Borussia Dortmund am 4. Spieltag mit einem Sieg in Mainz die Tabellenführung übernehmen. Durch Treffer von Shinji Okazaki und Matthias Ginter (Eigentor) verliert der BVB die Partie jedoch mit 0:2. Was zunächst wie ein Ausrutscher aussah, entpuppte sich im weiteren Verlauf der Vorrunde als Startschuss einer handfesten Krise, die den Verein zwischenzeitlich ans Tabellenende der Bundesliga spülte und ganz nebenbei das Ende der Ära Jürgen Klopp in Dortmund einläutete.
Das Bemerkenswerte an der Geschichte: Während der kompletten Krisenzeit läuft es in der Champions League, dem Wettbewerb mit dem eigentlich höheren Schwierigkeitsgrad, ausgezeichnet. Dortmund siegt in den Hinspielen gegen Arsenal, Galatasaray und Anderlecht jeweils zu Null und wird am Ende der Vorrunde, mit nur einer Niederlage, Gruppensieger vor den "Gunners".

Gravierende Unterschiede

Und heute? In der Bundesliga läuft es schleppend, wenn auch nicht ganz so schleppend wie noch vor zwei Jahren. Die Mannschaft spielt inkonstant, die Ergebnisse entsprechen nicht den eigenen Ansprüchen. es herrscht allgemeine Unzufriedenheit. Dennoch ist die Borussia weit davon entfernt, erneut in den Abstiegsstrudel zu geraten.
In der Champions League läuft es erneut ausgezeichnet. Ohne Niederlage und mit herausragenden Leistungen in einer Gruppe mit Real Madrid, Sporting Lissabon und Legia Warschau wurde der BVB mal wieder Gruppensieger. Parallelen zur Saison 2014/15 sind erkennbar. Allerdings gibt es entscheidende Unterschiede.

Kein Rückhalt für Tuchel

Ex-Coach Klopp konnte auch in schwierigsten Zeiten auf Unterstützung der Vereinsführung setzen. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc sprachen dem damals erfolgreichsten BVB-Trainer aller Zeiten stets das Vertrauen aus. Dass der gebürtige Schwabe am Ende der Saison selber die Reißleine zog und den Verein verlies, traf die BVB-Familie mitten ins Mark.
picture

Hans-Joachim Watzke und Thomas Tuchel

Fotocredit: Imago

Ein klares Bekenntnis zu Tuchel sucht man in der sportlich aktuell weitaus weniger prekären Situation vergeblich. Im Gegenteil. Das Verhältnis zwischen Trainer und Oberen wirkt seit Wochen angespannt. Und auch Tuchels Äußerungen tragen derzeit selten dazu bei, die Öffentlichkeit vom Gegenteil zu überzeugen.

Schicksalsspiel gegen Benfica?

Nach der Blamage bei Darmstadt 98 hatte der 43-Jährige mit seinen Worten selbst erneut Stoff geliefert, der als schmucklos verpackte Kritik am Anspruchsdenken von Watzke und Zorc interpretiert werden konnte:
Während die "Bild" aktuell darüber spekuliert, dass ein Verbleib Tuchels über das Saisonende hinaus eng mit den beiden Achtelfinalspielen gegen Benfica Lissabon verknüpft ist, ruht Tuchel selbst weiter in sich, bzw. im "Auge des Sturms", wie er die vermeintlich nur äußere Unruhe im Verein bildlich umschreibt.

Bilanz spricht für Tuchel

Das mag mit seiner durchaus beachtlichen Bilanz als BVB-Trainer zusammenhängen. Der BVB hat 30 Liga-Heimspiele in Serie nicht verloren, steht im DFB-Pokal im Viertelfinale. In der Liga ist das Saisonziel Platz drei auch nach der bitteren Niederlage in Darmstadt noch locker drin.
Zudem ist der BVB in den "großen" Spielen in dieser Saison stets zur Stelle. Siege gegen Bayern München (1:0), RB Leipzig (1:0) sowie zwei Unentschieden gegen Real Madrid in der Königsklasse (jeweils 2:2) zeigen, dass es den furiosen BVB der ersten Tuchel-Saison auch in dieser Spielzeit noch gibt.

Wohlfühloase Champions League

In Lissabon (ab 20:45 im Liveticker bei Eurosport.de), bei der laut Marcel Schmelzer "stärksten portugiesischen Mannschaft", hofft ganz Dortmund nun auf eines dieser "großen" Spiele. Denn gegen "echte Gegner" erreicht die Mannschaft konstant ihr Topniveau, während es gegen die vermeintlich kleinen (siehe Darmstadt, Augsburg, Ingolstadt) des Öfteren hakt.
Einen Favoriten gibt es laut Tuchel in einem Champions-League-Achtelfinale nicht, was demnach für eine deutliche Leistungssteigerung der Schwarz-Gelben sprechen würde, wie Tuchel erklärt:
Nutzt Borussia Dortmund also die Champions League als Wohlfühloase und tankt in Portugal das nötige Selbstvertrauen für die Bundesliga?
Verwundern würde das niemanden. Keinen Experten und schon gar nicht Tuchel selbst, der auf positive Gefühle in unruhigen Zeiten setzt:
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung