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FC Bayern: Kimmich, Süle, Goretzka, Gnabry - Diese Spieler sind die Zukunft

Florian Bogner

Update 03/05/2018 um 18:47 GMT+2 Uhr

Was sich beim FC Bayern München anfühlen mag wie das Ende einer Ära, ist möglicherweise der Beginn von etwas Neuem: Beim Champions-League-Aus gegen Real Madrid zeigt sich bereits ein Teil der Bayern, die das Team in Zukunft prägen könnten, wenn das Gros der 2013er-Siegertruppe abgedankt. Der Umbruch ist jedenfalls längst eingeleitet: Niko Kovac bekommt gewiss keine Altherrentruppe übergeben.

Joshua Kimmich; Corentin Tolisso

Fotocredit: Eurosport

Die vermeintlich große Leere füllt Gott sei Dank in ein paar Wochen ein recht anspruchsvolles Turnier namens WM.
"Das ist das extrem Bittere: Dass jetzt wieder der ganze Schmarrn von vorne losgeht", schloss Thomas Müller am Dienstagabend im Estadio Santiago Bernabéu seine Analyse zum Champions-League-Aus des FC Bayern bei Real Madrid.
Was für Müller im ersten Moment wie das unglückliche Ende von etwas Großem gewirkt haben mag, vielleicht sogar ein wenig wie das letzte Geläut des harten Kerns der 2013er-Siegermannschaft, kann man auch als Anfang sehen.
Sicher, Franck Ribéry (35) wird nicht mehr ewig durch die Strafräume der Königsklasse pflügen, maximal noch ein Jahr, wenn er das Vertragsangebot der Bayern annimmt. Für Arjen Robben (34) gilt dasselbe, dem hatte jedoch ohnehin einmal mehr sein Körper einen Strich durch die Rechnung gemacht, in zivil schritt der Niederländer nach der Pleite den Rasen ab.
Sicher, auch die Karrieren von Rafinha (32), Manuel Neuer (32) und Arturo Vidal (31) biegen langsam auf die Zielgerade ein. Und Robert Lewandowski, Mats Hummels, Jérôme Boateng, Javi Martínez und Sven Ulreich setzen alle im Laufe des Jahres noch einen Dreier vor ihre Jahreszahl.

FC Bayern: Der Umbruch ist längst eingeleitet

Und doch: Niko Kovac muss als Heynckes-Nachfolger nicht befürchten, eine bessere AH-Mannschaft im kommenden Jahr zu trainieren. Im Gegenteil. Madrid hat gezeigt, dass hinter den arrivierten Kräften eine neue Generation Bayern heranwächst. Eine, die das Gerüst der kommenden Jahre bilden kann.
"Die Mannschaft hat einen Charakter", sagte Jupp Heynckes nach dem 2:2 bei Real Madrid. Seine Startelf war im Übrigen 1,3 Jahre jünger als das der Hausherren. "Ein großes Kompliment an meine Mannschaft", so der Bayern-Coach.
Ich habe den FC Bayern seit Jahren nicht in so einer Verfassung gesehen.
Was Mut macht fürs nächste Jahr. "Wenn man bedenkt, was wir ohne Robben, Vidal, Neuer, Coman, Boateng abgeliefert haben, dann kann man sagen, dass wir nächstes Jahr wieder gefährlich sein werden", sagte Hummels, wohlwissend, dass man dieses Jahr bereits das Karriereende von Xabi Alonso und Philipp Lahm kompensiert hatte.
Der Umbruch ist ja längst eingeleitet, schleichend zwar, doch Bayern verjüngt sich peu a peu, in Maßen eben. Nach dieser Saison wird es wieder Härtefälle geben: Sebastian Rudy, Juan Bernat und Arturo Vidal sollen dem Vernehmen nach zur Disposition stehen.
Dazu erlaubten sich Lewandowski und Boateng zuletzt, sich öffentlich Gedanken zu ihrer Zukunft zu machen. Thiago soll wiederum vom FC Barcelona und Manchester City umworben werden.
Mit Serge Gnabry (22) und Leon Goretzka (23) kommen dafür schon zwei hungrige deutsche Nationalspieler nach München.
Wie sieht der FC Bayern München der Zukunft aus, wer könnte die nächste Ära prägen? Eurosport.de nennt die Kandidaten.

Joshua Kimmich (23): Der neue Lahm

2017 spielte Philipp Lahm in Madrid sein letztes Champions-League-Spiel, 2018 lieferte sein Nachfolger dort eine erstklassige Partie. Als Kapitän und Autoritätsperson hat Kimmich seinen Vorgänger noch nicht ersetzt, legt aber schon denselben beharrlichen Willen und eine ähnliche Entschlossenheit an den Tag wie der Weltmeister.
Lahm blieb bekanntlich in über 100 Champions-League-Spielen ein Tor versagt, Kimmich stieg mit seinen zwei Toren gegen Real Madrid zu Bayerns Topscorer dieser Champions-League-Kampagne auf (4 Treffer, 3 Vorlagen). Tore in Hin- und Rückspiel gegen Real Madrid waren zuvor nur Giovane Elber (2000/01) und Lúcio (2006/07) gelungen.
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James Rodriguez und Joshua Kimmich

Fotocredit: Imago

"Kimmich ist ein herausragender Spieler mit einer überragenden Einstellung zu seinem Beruf", lobt ihn Jupp Heynckes in Madrid. Macht er so weiter, dann auch mit einer überragenden Zukunft beim FC Bayern. Inklusive Kapitänsbinde, irgendwann.

Niklas Süle (22): Mehr als ein Boateng-Vertreter

Dass Jérôme Boateng fehlte, machte er vergessen: Süle bot in Madrid nicht weniger als eine herausragende Leistung mit vielen tollen Rettungsaktionen, fast perfekter Passquote (97 Prozent) und der Vorlage zum 2:2 von James.
Dass es gleich in seinem ersten Bayern-Jahr so gut laufen würde, hatten ihm wohl die wenigsten zugetraut. In Sachen Einsatzzeit ließ Süle jedenfalls Boateng, David Alaba und Javi Martínez hinter sich, sammelte die fünftmeisten Minuten aller Feldspieler.
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Cristiano Ronaldo; Niklas Süle

Fotocredit: Getty Images

Dass sich das 90-Kilo-Paket zwischendrin auch mal einen Döner gönnt – geschenkt, wenn er Cristiano Ronaldo jedes Mal so kalt stellt.
Für einen jungen Spieler wie mich, der noch nicht so viele Champions-League-Spiele auf dem Buckel hat, ist das eine Wahnsinnssache, gegen so einen Spieler zu spielen. Das hilft mir ungemein für meine Erfahrung, und das nehme ich positiv für meine Zukunft mit.
Fällt Boateng länger aus, winkt nun sogar ein Stammplatz bei der WM.

Kingsley Coman (22): Der schmerzlich Vermisste

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Kingsley Coman (Bayern)

Fotocredit: Getty Images

Hievte sich zu Beginn der Saison am eigenen Haarschwänzchen aus einem Leistungstief namens "Saison 2016/17" und war bis Februar an 15 Toren beteiligt, ehe ihn ein Syndesmosebandriss aus der Bahn warf und Franck Ribéry einen Stammplatz bescherte.
Die Bayern malen sich lieber nicht aus, was mit ihm als weitere Option gegen Real Madrid drin gewesen wäre. Coman müsste mal verletzungsfrei durch eine ganze Saison kommen, dann ist ihm die Ribéry-Nachfolge vollends zuzutrauen.
Deswegen haben ihm die Bayern auch einen Vertrag bis 2023 gegeben. Coman will im DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt in zwei Wochen übrigens wieder dabei sein.

Serge Gnabry (22): Der Herausforderer

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Serge Gnabry

Fotocredit: Getty Images

So bitter das vorzeitige Saisonende (Muskelbündelriss) für den an Hoffenheim ausgeliehenen Angreifer aufgrund seiner Sahneform sein mag, Gnabry, der auch wegen anhaltender Knieprobleme nicht wirklich als Trainingsweltmeister gilt, kann sich immerhin ab jetzt schon voll auf den FC Bayern konzentrieren.
Sein Plus: Der 22-Jährige kann auf beiden Flügeln sowie den Halbpositionen hinter der Spitze spielen – eine Polyvalenz, die sie sich einst von Mario Götze erhofft hatten. Angesichts der deutlichen Leistungssteigerung in der Rückrunde scheint sich das Leihmodel mit Hoffenheim für Bayern ausgezahlt zu haben.

Corentin Tolisso (23): Der Lehrling

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Corentin Tolisso (l.) und Sandro Wagner vom FC Bayern

Fotocredit: Getty Images

In Sevilla hatte Jupp Heynckes den teuersten Vereinstransfer (41,5 Mio. Euro) noch auf die Tribüne gesetzt, in Madrid lief Tolisso etwas überraschend von Beginn an auf.
Als seine prägnanteste Szene bleibt der schwache Rückpass auf Sven Ulreich kleben, Tolisso zeigte aber auch ansprechende Offensivszenen und wird von Bayern sicher nicht so schnell wieder abgeschrieben wie der derzeit ausgeliehene Renato Sánches (ja, den gibt's auch noch).
"Tolisso hat gut gespielt bis auf den Rückpass, der unnötig war", sagte Heynckes und erklärte seinen taktischen Kniff:
Normalerweise bin ich ein Trainer, der mit einem defensiveren Mittelfeldspieler spielen lässt, aber ich habe in den letzten Tagen mit der Mannschaft gesprochen und die Führungsspieler haben diese Entscheidung mitgetragen.
Im ersten Jahr bei Bayern rechtfertigte der 23-Jährige seine hohe Ablöse gewiss noch nicht, ihn jedoch dauerhaft als Schlüsselspieler im Mittelfeld zu installieren, ist jetzt eins der spannendsten Projekte für Niko Kovac. Wie sagte Mats Hummels in Sevilla? "Ich bin mir bei ihm sicher, dass er bei Bayern noch eine sehr große Rolle spielen wird."

Leon Goretzka (23): Der Hochbegabte

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Weiterhin nur in zivil unterwegs: Leon Goretzka

Fotocredit: SID

Nationalspieler Goretzka kommt im Sommer ablösefrei vom FC Schalke 04 und könnte bei Bayern wahlweise Arturo Vidal oder Sebastian Rudy verdrängen. Mit seinen "Box-to-Box"-Qualitäten erinnert der gebürtige Bochumer entfernt an Michael Ballack, eine prägende Gestalt der Bayern in den 2000er Jahren.
"Ich hatte das Gefühl, dass ich raus muss aus meiner Komfortzone, um mich weiter zu entwickeln", begründete der Mittelfeldspieler seinen Wechsel nach München. Paart Goretzka diesen Ansatz mit Eifer, ist das nicht die schlechteste Voraussetzung für eine große Karriere beim FC Bayern München.

James Rodríguez (26): Das Edel-Schnäppchen

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James Rodriguez

Fotocredit: Imago

"Meine Gegenwart heißt FC Bayern. Ich bin hier sehr glücklich", sagte die Leihgabe von Real Madrid am Montag auf der Pressekonferenz vor dem Halbfinal-Rückspiel jedem, der es hören wollte – und zeigte es tags drauf mit seinem Tor zum 2:2 und einer erneut ansprechenden Leistung.
2019 kann sich Bayern den Kolumbianer für 42 Millionen Euro endgültig fix in den Kader holen, möglich macht's eine einseitige Kaufoption, die der Rekordmeister Stand jetzt freilich ziehen wird. Doch es gebührt keine Eile.
Ich spiele hier nicht so nah am gegnerischen Tor wie bei Real oder in der Nationalmannschaft. Ich muss mehr laufen, wir müssen alle sehr viel laufen. Ich glaube, ich habe dennoch eine gute Saison gespielt.
Spielt James so wie die letzten Wochen, integriert er sich noch mehr in die Gruppe und nimmt auch das etwas laufintensivere Anforderungsprofil auf der Achterposition der Bayern endgültig an, kann er die tragende Figur der nächsten Jahre in München werden.
Er selbst sagt jedenfalls: "Ich muss niemandem mehr etwas beweisen."
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