FC Bayern nach Niederlage gegen Real Madrid vor Aus im Halbfinale
Update 26/04/2018 um 01:28 GMT+2 Uhr
Der FC Bayern München droht das Finale der Champions League zu verpassen. Das Team von Trainer Jupp Heynckes verlor das Hinspiel im Halbfinale gegen Real Madrid mit 1:2 (1:1). Joshua Kimmich hatte die Münchner, die Arjen Robben und Jerome Boateng verletzungsbedingt verloren, in Führung gebracht (28.). Marcelo (44.) und Marco Asensio (57.) drehten die Partie zugunsten der Gäste.
So lief das Spiel:
In der vergangenen Saison war Real Madrid der jubelnde Endgegner des FC Bayern München. Im Viertelfinale der "Königsklasse" endete die Titelreise des deutschen Rekordmeisters. Noch immer hallen die Worte des wütenden Karl-Heinz Rummenigge in den Ohren aller Münchner: "Wir sind beschissen worden!" Aufgrund einer Kette an streitbaren Situationen, in denen der damalige Schiedsrichter nicht unbeteiligt war, schied der FC Bayern aus.
In dieser Spielzeit wollte der in den vergangenen Jahren schwächelnde "Angstgegner" wieder zur gefürchteten "Bestia Negra" werden - die Königlichen vom Thron stoßen und ins Finale der Champions League einziehen. Trainer Jupp Heynckes sprach vor der Partie vom "unbedingten Willen" und dem Finale als Ziel, Rummenigge tönte: "Wenn Real im Moment jemand schlagen kann, dann der FC Bayern."
Gegen den amtierenden Champion der Königsklasse musste Heynckes verletzungsbedingt auf David Alaba verzichten, für ihn startete Rafinha auf der linken Verteidigerposition. Im Mittelfeld fiel die Wahl unter anderem auf James Rodríguez, Thiago blieb zunächst nur der Platz auf der Bank. Auf der Gegenseite setzte Zinédine Zidane erwartungsgemäß auf Cristiano Ronaldo im Angriff, Karim Benzema fand sich hingegen nicht in der Startelf wieder.
In einer sehr umkämpften und schnelllebigen Partie mussten die Bayern in der 8. Minute bereits den ersten Dämpfer hinnehmen. Arjen Robben verletzte sich, musste den Platz verlassen und wurde durch Thiago ersetzt. In der Folge war die taktische Änderung im Spiel der Münchner merkbar - der Rhythmus ging verloren, Real Madrid wurde zunehmend stärker. Die beste Gelegenheit in dieser Phase der Partie gehörte Dani Carvajal in der 24. Minute. Aus 15 Metern kam der Außenverteidiger freistehend zum Abschluss, setzte den Ball aber direkt in die Arme von Sven Ulreich.
Mitten in dieser Drangphase schlugen schließlich aber die Münchner zu. Der deutsche Rekordmeister konterte über James, der Joshua Kimmich auf der rechten Seite in Szene setzte. Sein weiter Lauf endete in der rechten Strafraumhälfte mit einem Schuss aus zwölf Metern aufs kurze Eck. Keylor Navas war zu früh unten, konnte den Ball so nicht parieren - die Führung für die Bayern in der 28. Minute.
Die nächste Hiobsbotschaft erreichte die Münchner jedoch schon sechs Minuten später. Jérôme Boateng verletzte sich am Oberschenkel und musste für Niklas Süle ausgewechselt werden. Trotz dieser personellen Veränderung blieben die Bayern das bessere Team, erspielten sich eine Fülle an Torchancen, verpassten es aber, das verdiente zweite Tor nachzulegen.
Stattdessen kamen die "Königlichen" in der 44. Minute zum wichtigen Auswärtstreffer. Nach einem Ball von Carvajal von der rechten Seite verteidigten die Münchner im Zentrum nur unzureichend - weshalb die Kugel bis auf die halblinke Position durchrutschte. Dort stand Marcelo und knallte den Ball kompromisslos volley ins rechte Toreck - der Ausgleich.
Im zweiten Durchgang waren erneut die Bayern die tonangebende Mannschaft, drückten Real zumeist tief in die eigene Hälfte. Doch erneut war es die Chancenverwertung, die die Bayern hemmte und Real im Spiel hielt. So kam es, wie es kommen musste: nach einem Fehlpass von Rafinha in der letzten Abwehrreihe schaltete Madrid zum Konter um. Letztes Glied der Kette war der eingewechselte Marco Asensio. Allein vor Ulreich legte der Angreifer die Kugel in der 57. Minute stark ins rechte Eck.
Die Bayern blieben gallig und torgefährlich, drückten mit aller Macht auf den Ausgleichstreffer. Vor allem Franck Ribéry zeigte sich enorm gefährlich, sorgte auf der linken Seite stets für Gefahr. Die Bayern verzeichneten genügend Chancen, um das zweite Tor zu erzielen - vor dem Real-Gehäuse verloren die Münchner allerdings ihre zuletzt vorhandene Kaltschnäuzigkeit. So mussten sich die Bayern den Spaniern geschlagen geben und brauchen im Rückspiel kommende Woche mindestens zwei Tore und ihre Stärke vor dem gegnerischen Gehäuse zurück.
Die Stimmen zum Spiel:
Thomas Müller (FC Bayern München): "Heute hat die Kaltschnäuzigkeit gefehlt, die uns in den vergangenen Wochen ausgezeichnet hat. Wir hatten wirklich eine Vielzahl von Chancen, Real war absolut verwundbar. Aber wir haben sie leben lassen. Beim 2:1 haben wir auch noch mitgeholfen. Ein schwierig zu verdauendes Spiel, aber es hat uns auch aufgezeigt, was gegen diese Mannschaft aus Madrid alles möglich ist. Es waren ja fast schon kuriose Sachen im Fünfmeterraum dabei, aber der Ball wollte nicht über die Linie. Den Schuh müssen wir uns anziehen. Wir brauchen eine andere Mentalität in den Abschlusssituationen. Wir haben da einen Respekt, der gar nicht nötig ist."
Joshua Kimmich (Bayern München): "Wir haben die Chancen nicht reingemacht, und Real hat zweimal aufs Tor geschossen und die Dinger gemacht. So viele Riesenchancen hatten wir nicht einmal gegen Hannover letzte Woche. Real hat auswärts 2:1 gewonnen. Sie sind leicht favorisiert, aber wir werden alles reinhauen."
Toni Kroos (Real Madrid): "Es war im Endeffekt eine durchschnittliche Leistung von uns. Wir mussten viel arbeiten, viel laufen. Sie haben uns vor eine große Aufgabe gestellt, die wir aber gut gemeistert haben. Das Ergebnis ist gut, mehr nicht. Es war absolut auf Augenhöhe, Bayern war vielleicht von den Chancen her sogar besser. Wir haben unsere Chancen aber gut genutzt."
Sergio Ramos (Kapitän Real Madrid): "Wir wussten schon, was uns erwartet. Wir haben das gut gemacht und ein tolles Spiel abgeliefert. Es fehlt noch das Rückspiel, da gehen wir leicht favorisiert rein. Aber wir werden sehr konzentriert sein, um auch dort zu gewinnen. Wir haben sehr gut verteidigt, das war die Hauptsache."
Jupp Heynckes (Trainer FC Bayern München): "Insgesamt war es ein kurioses Spiel. Wir haben Arjen Robben früh verloren, dann Jerome Boateng. Wir haben Madrid zwei Tore geschenkt. Wir hatten eine Fülle von Torchancen, die wir nicht genutzt haben. Dann braucht man sich nicht wundern, dass man verliert. Bei Robben hoffen wir, dass es nicht so schlimm ist. Bei Jerome ist es etwas Muskuläres, er wird wohl ausfallen. Ich mache niemandem einen Vorwurf, aber das Defensivverhalten war bei den Gegentoren schlecht. Welche Mannschaft hat gegen Madrid schon so viele Torchancen herausgespielt? Wir haben in Madrid nichts zu verlieren. Wir können dort befreit aufspielen."
Zinedine Zidane (Trainer Real Madrid): "Wir haben gewonnen. Ich weiß nicht, ob verdient, aber wir haben gewonnen. Erstmal bedeutet das Ergebnis gar nichts. Im Fußball kann man sich nie seiner Sache sicher sein. Es gibt noch ein Rückspiel."
Der Tweet zum Spiel:
Das fiel auf: Verletzungspech
Im Viertelfinale umgingen die Bayern die "Gelbe Gefahr" - kein Akteur fehlte gesperrt im Halbfinale gegen Real Madrid. Doch trotz dieses Vorteils mussten die Münchner binnen kurzer Zeit drei andere Hiobsbotschaften verbuchen. Im ersten Durchgang verletzten sich Robben und Boateng, in der zweiten Halbzeit musste Javier Martínez den Platz mit brummenden Kopf verlassen. Alle drei Wechsel waren nicht von taktischer Natur, sondern mussten verletzungsbedingt vollstreckt werden. Bittere Pille.
Die Statistik: 18
Es ist das Duell Europas: wenn der FC Bayern München auf Real Madrid trifft, bebt der internationale Fußballboden. "La Bestia Negra" und "Los Blancos" - zwei Mannschaften mit viel Tradition und sportlicher Qualität. Das Hinspiel im Halbfinale der Champions League war das 18. Duell in der "Königsklasse" zwischen diesen beiden Teams - die häufigste Paarung dieses Turniers.
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