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FC Bayern vor Besiktas: Jupp Heynckes mit Luxus und Problemen

Johannes Mittermeier

Update 20/02/2018 um 16:20 GMT+1 Uhr

Außer Manuel Neuer melden sich beim FC Bayern München zum Saisonendspurt alle Stars gesund. Spätestens mit Thiagos Rückkehr kann Trainer Jupp Heynckes aus einem Großreservoir wählen, im Mittelfeld verdichten sich seine Möglichkeiten zu einem Staugebiet. Sowas bedroht den Kader-Frieden, weshalb Heynckes im Stile eines Pädagogen bereits Maßnahmen zur Vorbeugung ergriffen hat.

FC Bayern Bank

Fotocredit: Getty Images

Von der Existenz eines Rotationsweltrekords ist nichts bekannt, und wenn es ihn gäbe, wäre der Titel des Rotationsweltmeisters sowieso auf Lebzeiten von Ottmar Hitzfeld abonniert - der zugleich so etwas wie Urheber radikaler Personalwechsel beim FC Bayern ist.
Damals hat Hitzfeld als Erster erkannt, dass die Egos am besten gebändigt werden, indem ein Trainer seine Spieler erstens ernst und zweitens in die Verantwortung nimmt. Dass Jupp Heynckes im Februar 2018, knapp 20 Jahre nach Hitzfelds Inthronisierung, bei einer Partie in Wolfsburg achtmal tauschte im Vergleich zur Vorwoche, war trotzdem keine Hommage an Hitzfeld.
Heynckes hielt es schlicht für nötig.

FC Bayern mit vollem Kader in den Saisonendspurt

"Es ist immer ein gewisses Risiko, auf so vielen Positionen zu wechseln", sagte er nach Bayerns 2:1 (0:1), das erst in der Nachspielzeit feststand, was Heynckes nicht überraschte: "Dass es ein bisschen holprig werden würde, habe ich einkalkuliert."
Hitzfeld, heute 69, und Heynckes, 72, sind die letzten beiden Trainer, die Bayern zum Champions-League-Sieg dirigiert haben, 2001 respektive 2013. Sie wissen also, wovon sie reden, was sie tun und was nicht. Schon vor dem Wochenende hatte Heynckes angesichts seines plötzlich proppevollen Aufgebots festgestellt:
Es ist ein Luxus-Problem, dass alle fit sind, und es ist die Aufgabe des Trainers, das zu moderieren.
Außer Keeper Manuel Neuer melden sich mit der Rückkehr von Thiago (nach Muskelteilriss im Oberschenkel) alle Stars gesund zum Dienst - pünktlich zum Saisonendspurt, der in den vergangenen Jahren (zu) oft ein (zu) pralles Lazarett an der Säbener Straße hervorbrachte.

Thiago, Martinez, James, Müller, Vidal…

Gerade im Mittelfeld verdichten sich Heynckes' Möglichkeiten zu einem Gebiet von beträchtlichem Verkehrsaufkommen. Thiago ist im Prinzip unangefochten. Javi Martinez aber auch. Und James Rodríguez erst recht. Was ist eigentlich mit Thomas Müller? Oder, defensiver: mit Arturo Vidal? Von Corentin Tolisso, dem Rekordeinkauf, und Sebastian Rudy, immerhin DFB-Kraft, haben wir noch gar nicht gesprochen.
278 Millionen Euro, rechnete die "AZ" vor, hat der FC Bayern in Wolfsburg zu Beginn auf der Bank gebunkert - auf der Ersatzbank, die delikat besetzt war, durch Müller etwa und dem späteren Siegtorschützen Robert Lewandowski.
Wie Vidal (Gelbsperre) waren James und Kingsley Coman gleich daheim geblieben, Müller, Lewandowski, David Alaba erhielten ein paar Minuten, Jérôme Boateng, Mats Hummels sowie Joshua Kimmich sahen sich das Ganze von draußen an.
"Wenn alle fit sind, haben wir natürlich sehr viele sehr, sehr gute Spieler, die nicht in der ersten Elf stehen können", sagte Müller nach dem 13. Pflichtspielerfolg in Serie, der sie freilich nicht stillt in ihrem Hunger nach Toren und Titeln. "Dieser Wille, Spiele gewinnen zu wollen, obwohl es vorne vermeintlich nicht mehr wirklich spannend wird, das macht Spaß", hat Müller erkannt. "Die Mannschaft ist einfach geil."

Wen trifft Heynckes' Bannstrahl gegen Besiktas?

Und herausragend aufgestellt, nach wie vor. Wen trifft des Trainers Bannstrahl als Nächstes, dienstags, im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen Besiktas? "Jeden, da ist keiner ausgeschlossen", sagte Heynckes, der sein Team für Istanbul bereits vor Wolfsburg im Kopf hatte:
Alle Spieler möchten partizipieren an den Wettkämpfen. Es ist eine Entscheidung, die weh tut. Bei jedem Einzelnen.
Deshalb handelt der Fußballlehrer auch immer im Stile eines Pädagogen, wie einst Hitzfeld. Zu bedeutsam ist ihm Kader-Friede als Regulativ von Sozialhygiene.
Es ist einfach wichtig, alle Spieler mitzunehmen, damit sie das Gefühl haben: Ich gehöre dazu.
Fitte Profis könnten den Samstag-Mittwoch-Rhythmus ja vertragen, sagte Heynckes, aber das sei nicht der Punkt: "Wir sind am Dienstag wieder hochmotiviert. Egal, wer spielt."
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