Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Ohne Robert Lewandowski und Thomas Müller: So könnte Bayern in Glasgow spielen

Florian Bogner

Update 30/10/2017 um 21:17 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München tritt in der Champions League beim FC Celtic in Glasgow ohne Mittelstürmer an. Jupp Heynckes schwankt zwischen zwei Varianten und will sich erst kurzfristig entscheiden, wie er den Ausfall von Robert Lewandowski kompensieren will. Arjen Robben meldet sich bereit, auch eine Lösung mit "falscher Neun" ist denkbar. Youngster Manuel Wintzheimer ist dagegen keine Option.

FC Bayern beim Training in Glasgow

Fotocredit: Getty Images

Aus Glasgow berichtet Florian Bogner
Karl-Heinz Rummenigge war der Bote der Hiobsbotschaft und bemühte sich, dabei souverän auszusehen.
"Lewandowski bleibt in München als Vorsichtsmaßnahme. Der Trainer will kein Risiko eingehen", sagte der Vorstandsvorsitzende Montagmorgen am Münchner Flughafen vor Abflug nach Glasgow und versetzte damit Fans des FC Bayern München in Alarmstimmung.
Champions League? Ohne Lewandowski? Zuletzt lief das ja nicht so gut – Viertelfinal-Hinspiel der vergangenen Saison gegen Real Madrid, 1:2, der Anfang vom Aus.
Doch man hatte sich offensichtlich beraten bei Bayern und entschieden, dass das Bundesliga-Spiel bei Borussia Dortmund am kommenden Samstag (18:30 Uhr im Liveticker) wichtiger ist als der Champions-League-Auftritt bei Celtic Glasgow (Di., 20:45 Uhr im Liveticker).
"Wenn wir gegen Real Madrid spielen würden, wäre er möglicherweise mitgefahren", sagte Rummenigge. Was den FC Celtic sicher noch ein bisschen mehr motivieren wird.

Heynckes: "Werde eine Lösung finden"

In Dortmund indes soll der Pole wieder spielen, am Montag arbeitete er bereits wieder individuell mit einem Physiotherapeuten. "Davon gehen wir aus", sagte Mannschaftsarzt Dr. Volker Braun der "Sport Bild". Es sei nur "eine Geschichte von einigen wenigen Tagen", ergänzte der Vorstandsboss.
Lewandowski, beim 2:0 gegen RB Leipzig mit krampfähnlichen Symptomen im hinteren Bereich des linken Oberschenkels früh ausgewechselt (44.), bekommt bis dahin eine dringend benötigte Ruhepause, lässt die Bayern in Glasgow aber in Abwesenheit von Thomas Müller (Muskelbündelriss im Oberschenkel) gänzlich ohne Mittelstürmer von internationalem Format dastehen.
"Es ist eine unerwartete Situation", sagte Heynckes am Montagabend im Vereinsrestaurant des Celtic-Parks, "aber ich werde eine Lösung finden."
Lösungsansätze bot er sogleich selbst:
Man kann auch 4-4-2 spielen mit Robben und Coman vorne. Man kann aber auch mit ihnen auf den Flügeln und einem hängenden Stürmer auflaufen.
Aufschluss könnte auch das Abschlusstraining am Montagabend geben: Dort spielte beim Trainingsspiel Neun gegen Neun auf verknapptem Raum Coman im Angriff der A-Elf (mit Ulreich, Kimmich, Boateng, Süle, Alaba, Martínez, Vidal und Tolisso).
In die Karten blicken lassen ließ sich Heynckes aber nicht:
Ich muss Dienstagfrüh noch mit einigen reden und dann entscheiden, wer von Anfang an spielen wird. Wir brauchen die beste Mannschaft, weil wir hier gewinnen wollen.
Als einziger gelernter Mittelstürmer ist nun U19-Angreifer Manuel Wintzheimer mit den Profis in Schottland. Der U-Nationalspieler hat diese Saison in 15 Pflichtspielen für U19, U23 und Youth-League-Team 19 Tore erzielt, doch ohne Profi-Einsatzminute bis dato ist er keine Alternative für einen Champions-League-Start.
Heynckes gab am Montagabend sogar unumwunden zu, dass er Wintzheimer "nicht gut genug" kenne, um ihm diese Aufgabe anzuvertrauen.
Wahrscheinlicher scheint da eine Variante wie in der zweiten Halbzeit gegen Leipzig, als Trainer Jupp Heynckes die Stürmerverantwortung auf mehrere Schultern verteilte - was jedoch nur leidlich klappte.
Da der Coach offenbar Arjen Robben und James Rodríguez auf ihren Außenpositionen halten wollte, schickte er Arturo Vidal und Thiago Alcántara abwechselnd nach vorne, zwei "falsche Neuner", sozusagen.
Die Variante "falsche Neun" funktionierte gegen Leipzig bei langsam vorgetragenen Angriffen ordentlich, bei schnellen Gegenstößen oder langen Bällen aus der Abwehr jedoch verpassten es die beiden zumeist, rechtzeitig die Spitze zu besetzen.
Auch beim Anlaufen der Innenverteidiger bei Leipziger Ballbesitz waren sich beide öfter uneins, Bayern fehlte so schlicht die vorderste Aggressivität gegen den Ball.

James in Zentrum? Coman auf Links?

Wiederholung: eher ausgeschlossen. Zumindest bei Vidal. "Arturo ist ein Krieger, laufstark, aggressiv", sagte Heynckes. "Er kann im Mittelfeld spielen, aber auch angreifen. Es kommt immer auf seine Form an, aber für morgen habe ich andere Pläne."
Heynckes wird sich also etwas einfallen lassen müssen, will er im Celtic-Park bestehen, wo Celtic Glasgow gemeinhin deutlich aggressiver und gefährlicher auftritt als jüngst beim 0:3 in München. 2012 verlor der FC Barcelona hier trotz annähernd 80 Prozent Ballbesitzes mit 1:2.
Pep Guardiola leistete sich hier mit ManCity in der vergangenen Saison ein 3:3 nach dreimaligem Rückstand. PSG dagegen kam glatt durch die grün-weiße Hölle: 5:0 im September.
"Celtic wird besser spielen im eigenen Stadion, vor fantastischen Fans", sagte Heynckes. "Aber der FC Bayern ist es gewohnt, vor einer solchen Kulisse zu spielen. Davon lassen wir uns nicht beeindrucken."
Alternativ könnte Heynckes in Glasgow in Angriff auch auf den halbwegs genesenen Kingsley Coman setzen, der seine Probleme an Achillessehne, Knie und Oberschenkel immerhin soweit in den Griff bekommen hat, das er mitflog, wenngleich er am Samstag das Training noch abgebrochen und am Sonntag nur kurz mit den Reservisten angetastet hatte. Beim Abschlusstraining am Montag wirkte er mit.
Eine weitere Alternative wäre, James Rodríguez ins Zentrum zu beordern und Coman dafür auf Links wirbeln zu lassen. Auch Arjen Robben hat man beim FC Bayern schon mal als "falsche Neun" zentral auf Torejagd gehen sehen, schon einem äußerst wichtigem Spiel, dem DFB-Pokalfinale 2014 gegen Dortmund (2:0 n.V.).
"Ich habe das auch mal gespielt", erinnerte er sich am Montag:
Vielleicht wird es eine kleine Überraschung geben.
Kimmich meinte:
Er wäre nicht der Spieler, den man mit hohen Bällen füttern muss, eher mit vielen Pässen in die Tiefe.
Am wenigsten berechenbar wäre wohl ein Mix aus mehreren Varianten – Coman, James und Robben als rotierender Dreiersturm.
Letztlich gilt: Auch wenn die Kaderdecke in der Offensive durch die Ausfälle von Lewandowski, Müller und Ribéry (Außenbandriss) "dünn" (Heynckes) geworden ist; mit Coman, James, Robben, Thiago, Corentin Tolisso, Arturo Vidal, Sebastian Rudy und Javi Martínez sowie Joker Wintzheimer hat Heynckes genügend Alternativen, um die sechs Positionen vor der Viererkette zu besetzen.
In allerhöchster Not spielt eben Joshua Kimmich, der Alleskönner, ganz vorne. Dann hätte er in seiner dritten Saison als Bayern-Spieler wirklich auf allen Feldpositionen einmal gespielt. "Ich wäre bereit", scherzte er am Montagabend. Hänge aber, na klar, vom Trainer ab. Und dem vertrauen sie, alle.
Wie sagte Rummenigge?
Der Trainer lässt sich immer irgendwelche Dinge einfallen, die am Ende des Tages trotzdem erfolgreich sind. Vorne wird schon einer drin stehen, der Tore schießen kann.
Der Bayern-Kader in Glasgow:
Ulreich, Starke, (Früchtl); Kimmich, Rafinha, Boateng, Hummels, Süle, Alaba, Friedl, Martínez, Rudy, Vidal, Tolisso, Thiago, Robben, James, Coman, Wintzheimer.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung