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FC Liverpool - Tottenham Hotspur | So erfüllt sich Klopp den Traum vom Titel

Luca Baier

Update 02/06/2019 um 16:17 GMT+2 Uhr

Im rein englischen Finale der Champions League trifft der FC Liverpool auf Tottenham (Samstag ab 21:00 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de). Für Jürgen Klopp ist es der dritte Anlauf im CL-Finale, nun soll endlich der Triumph her. Eurosport.de analysiert im Taktik-Check, wie Liverpool die Spurs knacken kann - und Klopp damit den großen Traum erfüllt.

Jürgen Klopp feiert den Sieg über den FC Barcelona

Fotocredit: Getty Images

Strittige Schiedsrichterentscheidungen, späte Gegentore, Torwartfehler: Jürgen Klopp hat bislang wahrlich keine besonders positiven Erfahrungen in seinen beiden bisherigen Endspielen der Champions League sammeln können.
Sowohl mit Borussia Dortmund (gegen den FC Bayern 2013) als auch mit dem FC Liverpool (gegen Real Madrid) vor einem Jahr ging Klopps jeweiliges Team als klarer Außenseiter ins Finale – und belohnte sich trotz eigentlich guter Leistung nicht.
2019 sieht die Ausgangslage anders aus: Liverpool hat sich mit einer überragenden Saison die Favoritenrolle verdient und ist im Vergleich zur Vorsaison deutlich reifer.

Tottenham: Herausforderung für die Pressingmaschine

Klopps Team steht für Vollgasfußball. Sowohl mit als auch gegen den Ball halten die Reds das Tempo hoch und versuchen den Gegner förmlich zu überrennen.
Gegen Tottenhams variables Aufbauspiel wird sich Klopp mit seinem Trainerteam einmal mehr einen auf die Stärken und Schwächen zugeschnittenen Matchplan ausgearbeitet haben. Tottenhams taktische Formation ist vor dem Spiel meistens nicht verlässlich prognostiziertbar – unter Trainer Mauricio Pochettino spielten die Spurs bereits viele verschiedene Systeme.
Egal ob 3-5-2, 4-2-3-1 oder 4-4-2 mit Mittelfeldraute: Tottenham agiert im Spielaufbau sehr variabel und ist daher schwer zu pressen – eine interessante Aufgabe für die Anlauf-Spezialisten aus Liverpool. Klopp hat seinem Team im Laufe der Saison oft genug gezeigt, wie sie Druck gegen verschiedenste Aufbauvarianten ausüben können.

Tottenhams Optionen – Liverpools Antworten

Letztlich erscheinen für das Finale zwei Optionen wahrscheinlich: Tottenham agiert wie zuletzt oft gegen Topteams mit einer Viererkette, Mittelfeldraute und zwei Stürmern. Hier würde man vermehrt zu langen Bällen greifen, um Liverpool die geplanten Ballgewinne gar nicht erst anzubieten.
Mit der Raute im Mittelfeld hätte man nominell Überzahl gegen Liverpools Dreiermittelfeld und könnte sich so im Kampf um die zweiten Bälle durchsetzen. In diesem Fall würde Klopp seine Spieler wohl anweisen, sich etwas weiter zurückzuziehen. Die Außenstürmer kommen dann weiter nach innen, um die zentralen Mittelfeldspieler zu unterstützen. Nach Ballgewinnen würde man gegen die Mittelfeldraute vermehrt über die Außenbahnen kontern.
Die andere Variante wäre der Mix aus 3-5-2 und 5-3-2. Hier würde Tottenham mit vielen Spielern im Aufbauspiel agieren und versuchen, den Gegner herauszulocken und dann kontrolliert zu überspielen.
Gegen Fünferketten lässt Klopp oftmals sehr mannorientiert pressen. Die drei Stürmer laufen die drei Innenverteidiger an, die eigenen Außenverteidiger schieben situativ bis zu den gegnerischen Außenverteidigern vor. Folge: Gegen einen Gegner mit zwei Stürmern kommt es auf Höhe der Mittellinie oftmals zu Gleichzahlsituationen – riskant, mit einem Innenverteidiger wie Virgil van Dijk aber machbar.
Für Tottenham wäre dies Chance und Risiko zugleich. Einerseits würde man mit einem gezielten langen Ball, vom einen auf den anderen Stürmer verlängert wird, verhältnismäßig einfach zu einer klaren Torchance kommen. Andererseits ist das Aufbauspiel mit dem Ziel, den Gegner anzulocken, gegen eine Mannschaft wie Liverpool ein Spiel mit dem Feuer – niemand stellt so geschickte Pressingfallen wie die Reds.

Falsche Neun und Verlagerungen als Trümpfe in Ballbesitz

Hat Liverpool den Ball, geht es in der Regel sehr schnell nach vorne. Über steil-klatsch-Kombinationen mit direkten Bällen in die Tiefe sollen die schnellen Spieler eingesetzt werden. Je tiefer der Gegner steht, desto schwieriger sind diese Spielzüge jedoch zu gestalten – schließlich fehlt irgendwann schlichtweg die Tiefe hinter der gegnerischen Abwehrkette.
Tottenham gehört zu den Mannschaften, die sehr oft die Pressinghöhe und -intensität variieren. Doch auch hier hat Liverpool grundsätzlich einige passende Elemente in seinem Spiel, die gut zum Finalgegner passen.
Läuft Tottenham hoch an, schiebt die Abwehrkette bis zur Mittellinie vor. Auffällig ist dabei, dass die Verteidiger immer seitlich stehen, sodass sie schneller die Laufwege des Gegners in die Tiefe aufnehmen können. Liverpool hat hier ein Angriffsmuster im Repertoire, das hervorragend gegen so eine Abwehrkette funktionieren kann. Die Außenstürmer im 4-3-3 sehen die Außenlinie nur selten, sondern besetzen meist die Räume zwischen gegnerischen Innen- und Außenverteidigern.
Läuft der Ball durchs Mittelfeld, starten Sadio Mané und Mohamed Salah immer wieder in den Rücken der Abwehr. Tottenhams Verteidiger, die durch ihre Körperhaltung "auf dem Sprung" sind, werden in diesen Szenen kein Risiko gehen und die Laufwege aufnehmen – in so einem wichtigen Spiel spekuliert man sicher nicht einfach auf Abseits.
Wenn Salah und Mané starten, lässt sich Roberto Firmino im Stile einer "falschen Neun" oftmals einige Meter zurückfallen und hat dadurch viel Raum. Wird der Brasilianer hier angespielt, kann er sich drehen und auf die Kette zulaufen. Für die Abwehrspieler ist dies eine schwierige Situation, die bei passendem Timing der Liverpooler Angreifer fast nicht zu verteidigen ist, da diese in höchstem Tempo auf das Tor zulaufen.

Eurosport-Check: Liverpool hat gute Chancen!

Steht Tottenham tiefer, um seltener in solche unangenehmen Laufduelle verwickelt zu werden, muss Liverpool das Spiel geschickt verlagern. Die Spurs verschieben sehr weit zum Ball, egal welches System sie spielen. Der ballferne Flügelspieler – sofern es im jeweiligen System überhaupt einen gibt – rückt bis zur Mitte ein, sodass Überzahl in Ballnähe hergestellt werden kann.
Schafft es Liverpool wie schon im Halbfinale gegen Barcelona, rechtzeitig gezielte Diagonalbälle auf den nachrückenden Außenverteidiger zu spielen, können sie über die Flügel für Gefahr sorgen. Gerade bei flachen oder halbhohen Hereingaben in den Bereich zwischen Torwart und Abwehr hat Tottenham immer wieder Probleme.
Liverpool hat gute Antworten auf Tottenhams verschiedene Herangehensweisen im Repertoire. Gelingt es Klopp, dass seine Mannschaft diese taktischen Mittel zur richtigen Zeit einsetzt, wird er sich im dritten Anlauf endlich seinen großen Traum von Henkelpott erfüllen.
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