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FC Bayern marschiert durch die Champions League: Rekord mit Fragezeichen

Florian Bogner

Update 12/12/2019 um 13:36 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München beendet die Gruppenphase der Champions League mit einem 3:1 gegen Tottenham Hotspur und damit als bester Gruppensieger der Geschichte, fragt sich hernach aber zwei Dinge: Was ist dieser Rekord in einer seltsam inkonstanten Saison schon wert? Und wie schwer wiegt in den kommenden Wochen der Ausfall von Kingsley Coman - auch wenn der Klub am Abend noch leichte Entwarnung gab.

Bayern nach dem Spiel gegen Tottenham

Fotocredit: Getty Images

Vom FC Bayern berichten Florian Bogner und Daniel Rathjen
Wer etwas über den sportlichen Wert der Champions-League-Partie am Mittwochabend in der Allianz Arena wissen wollte, hielt sich am besten an José Mourinho.
"Mein Wunsch ist es, noch einmal hier nach München zu kommen – im Viertelfinale oder Halbfinale", sagte der Startrainer von Tottenham Hotspur nach dem 1:3 zum Abschluss der Gruppe B:
Und dann spielen wir ein richtiges Match gegen den FC Bayern.

Mehr Audi Cup als Champions League

Ein richtiges Match war’s ja nicht – Bayern stand schon als Gruppensieger fest, Tottenham als Zweiter. Entsprechend sahen die Teams aus: Bayern ohne Lewandowski, Müller, Goretzka, Alaba. Die Spurs ohne Kane, Alli, Son, Ndombélé. Mehr Audi Cup als Königsklasse.
Entsprechend schnell ist die Partie auch erzählt: Unterm Strich wollten die Münchner das Erfolgserlebnis wohl etwas dringlicher als Tottenham schnöde Wiedergutmachung fürs 2:7 im Hinspiel und trat entsprechend engagiert auf.
Nach den zwei 1:2-Niederlagen in der Liga gegen Leverkusen und Gladbach setzten die Bayern den von Mourinho arg verjüngten und startechnisch ausgedünnten Spurs vor allem im Mittelfeld früh zu.

Elementar wichtiger Sieg mit Top-Quote

"Für uns war es elementar wichtig, hier zu gewinnen", sagte Thomas Müller bei "Sky" – den deutschen Champions-League-Rekord mit sechs Siegen aus sechs Spielen hin oder her:
Wir haben zwar heute wieder einen Anflug von Pech ein bisschen gespürt, aber trotzdem haben wir es durchgezogen.
Vor allem, weil sie giftig waren. 64 Prozent aller Zweikämpfe gewannen die Münchner, meist sehr weit vom eigenen Tor weg – ein solcher Wert war ihnen in der Königsklasse seit 2005 nicht mehr gelungen, damals noch im Olympiastadion (beim 3:2 gegen den FC Chelsea).

Flick sehr zufrieden

"Sehr erleichtert" war Bayern-Kapitän Manuel Neuer entsprechend über das Ende der negativen Ergebnisse.
"Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen", sagte auch Hansi Flick, "gerade nach den zwei Spielen, in denen wir gut Fußball gespielt haben, die Chancen aber nicht reingemacht haben. Es war auch nicht alles super, aber trotzdem haben wir Tore gemacht und das Spiel gewonnen. Das ist für uns ein Zeichen, dass wir auf dem Weg bleiben müssen." Sprich: aggressiv bleiben, Ball und Gegner jagen.
Als richtige Standortbestimmung taugte das Tottenham-Spiel am Mittwoch dennoch nur bedingt. Dafür stimmten die Vorzeichen nicht. Und eine Champions-League-Saison ist auch nur so viel wert wie ihr Ende – nicht wie ihr Anfang.

Real, Atlético und Chelsea in der Verlosung

Auf den aufgestellten Gruppenphasenrekord mit 18 Punkten und 24:5 Toren angesprochen, fragte Kimmich rhetorisch: "Gibt’s dafür eine Medaille?" Nein, natürlich nicht. Neuer argumentierte jedoch: "Das war wichtig für uns, dass wir auch in Europa wieder richtig ernst genommen werden."
Am Montag (12:00 Uhr live bei Eurosport) werden die Bayern dann wissen, welcher Gegner ihnen im Achtelfinale gegenüberstehen wird: Mit Real Madrid, Atlético Madrid und dem FC Chelsea sind schon mal drei Teams in der Verlosung, gegen die man in den vergangenen acht Jahren fünfmal scheiterte (gegen Real nämlich gleich dreimal).
Weshalb sich zumindest manch Bayern-Fan vielleicht lieber Atalanta Bergamo, den SSC Neapel oder Olympique Lyon wünschen wird. Die Spieler nehmen, was kommt.

Leichte Entwarnung bei Coman

"Letztes Jahr waren wir auch Gruppenerster – das war eher kein Vorteil für uns", spielte Kimmich auf das verlorene Achtelfinal-Duell mit dem FC Liverpool (0:0, 1:3) an: "Das Jahr davor waren wir Zweiter und haben Besiktas bekommen (5:0, 3:1, Anm. d. Red.) – da hatten wir eher das Losglück. Von dem her: mal schauen."
Es bleibt also: viel Ungewissheit – die sich zumindest im Fall von Kingsley Coman noch am Abend ein wenig aufklärte. Nach dessen grotesken Fehltritt nahe der Seitenlinie (24.) befürchteten die Bayern eine schlimme, vielleicht sogar saisonbeendende Knieverletzung. Coman selbst stand der Schock ins Gesicht geschrieben.
Untersuchungen von Vereinsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ergeben jedoch noch in der Nacht zum Donnerstag "nur" einen Kapseleinriss im linken Knie.

Bayern will neun Punkte bis Weihnachten

Obendrein habe sich Coman allerdings auch die Bizepssehne gezerrt und das Kniegelenk gestaucht. Das Knie werde "für einige Zeit mit einer Schiene ruhiggestellt", teilte der Klub mit. Einige Wochen Pause sind damit gewiss.
Glück im Unglück also – aber zunächst einmal schon ein weiterer schmerzhafter Ausfall. Für den Hinrunden-Endspurt mit drei Spielen in acht Tagen gegen Werder Bremen (H), den SC Freiburg (A) und den VfL Wolfsburg (H) haben die Bayern schließlich neun Punkte auf dem Wunschzettel stehen.
"Wichtig ist, dass wir keine Punkte mehr verschenken, wie in den letzten Wochen", sagte Kimmich und fügte etwas bemüht an: "Wir versuchen, das gute Gefühl mitzunehmen." Dafür war das Spiel dann doch wichtig genug.
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