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AC Mailand im Halbfinale: Rafael Leão und Olivier Giroud beschwören Geister von Ruud Gullit und Marco van Basten

Marc Hlusiak

Update 19/04/2023 um 16:03 GMT+2 Uhr

Erstmals seit 16 Jahren erreicht die AC Mailand das Halbfinale der Champions League. Noch zu Jahresbeginn steckten die Rossoneri in einer handfesten Krise, nun blieb man zum dritten Mal in drei Wochen ohne Niederlage gegen Geheimfavorit SSC Neapel und träumt vom Henkelpott. Wegbereiter des Erfolgs war eine Co-Produktion von Rafael Leão und Olivier Giroud, die in mehrfacher Hinsicht kurios war.

Rafael Leao (r.) und Olivier Giroud

Fotocredit: Getty Images

Minute 43 im Stadio Diego Armando Maradona zu Neapel.
Rafael Leão bekommt den Ball tief in der eigenen Hälfte, richtet den Blick nach vorne und setzt zu einem famosen Sololauf über halblinks an. Der Portugiese lässt auf seinem Weg in den gegnerischen Strafraum gleich drei Neapolitaner stehen wie die vielzitierten Fahnenstangen und legt auf Höhe des Fünfermeterraums quer. Olivier Giroud ist der Nutznießer und schiebt aus sechs Metern ein.
Ein Tor, das alteingesessene Milan-Anhänger im Stadion und vor den TV-Geräten auf eine Zeitreise schickte.
Wir springen ins Jahr 1988. Dieses Mal bekommt Ruud Gullit die Kugel in der eigenen Hälfte und setzt zum Alleingang über halblinks an. Genau wie Leão ist auch Gullit von seinen Gegenspielern nicht aufzuhalten und legt erst auf Höhe des Fünfers flach in die Mitte. Der Giroud der späten Achtziger heißt Marco van Basten.
Zwei Tore, die sich verblüffend ähneln.

Ein Stück italienische Fußballgeschichte

Was diese Geschichte noch kurioser macht: Damals wie heute war Milan zu Gast bei der SSC Neapel - damals wie heute war der Treffer ein wegweisender.
Im Jahr 2023 entschied Girouds Tor zum 1:0 (Endstand: 1:1) letztlich über den ersten Halbfinaleinzug der Rosseneri in der Champions League seit 16 Jahren. 35 Jahre zuvor traf van Basten zwar nicht im Europapokal, dafür aber zur absoluten Crunchtime in der Liga. Sein zwischenzeitliches 3:1 sicherte Milan letztlich den 3:2-Sieg und sorgte nebenbei dafür, dass der Traditionsklub aus der Modemetropole den Männern vom Vesuv drei Spieltage vor Saisonende die Tabellenführung abluchste.
Der Scudetto ging schließlich nach Mailand - ein kleines Stück italienische Fußballgeschichte.

Leão macht den Unterschied

"Ja, ich sehe mich selbst sehr in Gullits Spielzug wieder", sagte Leão nach dem Spiel angesprochen auf die offensichtlichen Parallelen und strotzte wie einst Gullit vor Selbstbewusstsein: "Ich weiß, dass ich den Unterschied machen kann."
Das sah auch der frühere italienische Nationaltrainer Fabio Capello so. "Der Spieler, der den Unterschied beim AC Mailand macht, ist Leão", lobte Capello. Leão habe "die großen Räume und das geringe Tempo" seiner Gegenspieler perfekt ausgenutzt.
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Olivier Giroud (l.) und Rafael Leao

Fotocredit: Getty Images

Lob, das dem jungen Portugiesen Auftrieb geben dürfte - schließlich lief es in dieser Saison nicht immer rund. Vor allem der Start ins Jahr missglückte dem 23-Jährigen so ziemlich. Acht Spiele am Stück blieb er ohne Treffer, eine einzige Torvorlage war die für seine Verhältnisse eher mickrige Ausbeute in diesem Zeitraum. Der Knoten platzte, wie könnte es anders sein, mit einem Doppelpack beim 4:0-Auswärtssieg in Neapel.

AC Mailand: Jetzt ist der große Coup drin

Pünktlich zur wichtigsten Phase nähert sich der Spieler des Jahres der vergangenen Saison nun wieder seiner Topform.
"Ich will weiter von ganz oben träumen", sagt Leão und meint damit die einzig verbliebene Titelchance der Saison. Während die Verteidigung des Scudettos angesichts Platz vier und 22 Punkten Rückstand auf die Spitze (SSC Neapel, 14 Punkte Vorsprung auf Rang zwei) bereits abgehakt ist, scheint in der Königsklasse malles drin zu sein.
"Wir wollen die Champions League gewinnen und sind nun kurz davor", stellt Leão richtigerweise fest. Denn den ganz großen Namen wird man im ersten Halbfinale seit 2007 aus dem Weg gehen. Mit Stadtrivale Inter, das im Viertelfinal-Hinspiel 2:0 bei Benfica gewann, könnte man sich in zwei hitzigen Duellen im heimischen San Siro ums Finale streiten. Was wäre das für eine Geschichte!?
Übrigens: Als Milan letztmals unter den letzten vier war, krönten sich die Italiener am Ende auch mit dem Titel.
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