Drei Dinge, die bei Atlético Madrid - Borussia Dortmund auffielen: Gegen das "kleine Monster" geht es nur mit Biss

Der BVB droht bei Atlético Madrid unter die Räder zu kommen. Die Anfangsphase verläuft katastrophal im Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League. Aber die richtige Reaktion folgt, weil Trainer Edin Terzic clever einwechselt. Durch das Anschlusstor von Sébastian Haller ist noch alles drin für Borussia Dortmund im Rückspiel am Dienstag. Drei Dinge, die auffielen.

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Quelle: Perform

Lange planlos und mutlos, aber letztlich nicht hoffnungslos: Ein spätes Tor des eingewechselten Sébastien Haller lässt für Borussia Dortmund die Tür zum Halbfinale der Champions League offen.
Nach einer 45 Minuten lang furchtbar schwachen Leistung ist der erste Halbfinal-Einzug seit elf Jahren noch möglich, weil Haller mit seinem ersten Tor seit der ersten Pokalrunde in der 81. Minute verkürzte.
Zuvor hatten Torhüter Gregor Kobel, Ian Maatsen, Mats Hummels in seinem Jubiläumsspiel und Nico Schlotterbeck den furiosen Gegner zu Toren eingeladen.
Der argentinische Weltmeister Rodrigo De Paul (4.) und Samuel Lino (32.) brachten den spanischen Finalisten von 2014 und 2016 vor 70.000 Zuschauern in Führung.
Drei Dinge, die uns in Madrid auffielen.

1.) Richtige Reaktion reicht nicht ganz

Es ist das Spiel des Jahres - und vieles läuft erstmal schief. Was der BVB über weite Strecken in Madrid anbot, war enttäuschend. Die Mannschaft von Terzic wirkte überfordert, überreizt, verunsichert. Was vor allem fehlte, waren die kleinen "Basics" wie Kommunikation und Konzentration, die Entschlossenheit im Zweikampf.
Als Atléti in den ersten Minuten wie wild anrannte, schlotterten den Dortmundern die Knie. Individuelle Fehler reihten sich aneinander - und zack! - stand es 0:2. "Die ersten 30 Minuten waren nicht gut genug. Wenn du so viele Fehler machst, ist es eigentlich schon vorbei", weiß Terzic. Der Ball von Kobel vor dem 0:1 hätte nie auf Maatsen gespielt werden dürfen, vor dem zweiten Gegentor hätten Hummels und Schlotterbeck einfach miteinander sprechen müssen.
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Aber mitnichten. Dortmund schnappte sich danach zwar oft den Ball, weil Madrid ihnen diesen überließ, doch die Verarbeitung dessen dauerte viel zu lange. Bis ein BVB-Akteur den Ball unter Kontrolle hatte, war bereits ein Gegner da. Der Ballführende bekam zugleich zu wenig Hilfe, die Bewegungen waren wenig von Tempo und Dynamik geprägt.
"Viele Spieler spielen das erste Mal im Viertelfinale der Champions League. Dass einige nervös werden, ist menschlich. In den Zweikämpfen haben die uns phasenweise aufgefressen", erkannte BVB-Kapitän Emre Can. Die Entscheidung von Terzic, von Beginn auf Felix Nmecha zu setzen, entpuppte sich als Fehler. Er gehörte zu den schwächsten Spielern. Es dauerte mehr als eine Stunde, ehe sich der BVB berappelte, wieder Sicherheit gewann und aktiv am Spielgeschehen teilnahm.
Mit den Hereinnahmen von Brandt, Bynoe-Gittens und Torschütze Haller stimmte dann auch final der Mix aus Mut und fußballerischem Können beim BVB. Es spricht für Terzic, dass er noch rechtzeitig reagierte. Allerdings reichte es nur noch zu zwei Mal Aluminium. Das war dann insgesamt zu wenig. Und vor allem ärgerlich.

2.) Hummels und Schlotterbeck erwischen schlechten Tag

Es herrschte ein teuflischer Mix im Hexenkessel. Enthusiastische, lautstarke Fans und ein aggressives Atlético überrannten BVB in der Anfangsphase einfach. Das Team von Diego Simeone setzte sofort sein gefährliches hohes Pressing um.
Und es traf den BVB an der empfindlichsten Stelle. Nicht das erste Mal hat sich in dieser Saison offenbart, dass Dortmund mit hoch pressenden Gegnern Probleme bekommt. Oft lassen sich Kobel, Schlotterbeck oder Hummels in der Spieleröffnung gar nicht so arg in Bedrängnis bringen.
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Mats Hummels (l.) und Nico Schlotterbeck

Fotocredit: Getty Images

Sie kombinieren, stehen weiter vorne, finden Lösungen - und sei es mit einem Chip-Ball. Auch in der vierten Minute gab es die Option für Kobel, einen langen Ball zu spielen. Doch er überlegte zu lange und spielte dann in die Mitte auf den zugestellten Maatsen, der wiederum brachte nur noch einen katastrophalen Außenristpass in die Füße des Gegners zustande. Atléti spielte entschlossen gegen den Mann, die Falle schnappte zu.
"Ein Riesenbock. Das darf nicht passieren!", schimpfte Experte Michael Ballack bei "Dazn" und brachte es damit auf den Punkt. Im Viertelfinale der Champions League trennt sich für gewöhnlich die Spreu vom Weizen, solch eklatante Fehler werden auf diesem Niveau direkt bestraft. Schlotterbeck und Hummels erwischten nicht ihren besten Tag und waren nicht die erhoffte zuverlässige Innenverteidigung. Den BVB kostete das viele Nerven.
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3.) Was jetzt trotzdem Mut macht

Ja, Atléti ist eine Pressingmaschine, die Fehler beim Gegner erkennt und bestraft. Doch viel mehr auch nicht. Lässt die Kraft nach, ist das "kleine Monster" - wie Terzic den Gegner nannte - verwundbar. Der BVB kann spielerisch mithalten und Energie auf den Platz bringen.
Durch die Glanzparade von Kobel gegen Lino und den Anschlusstreffer von Haller ist der BVB weiterhin im Spiel und braucht im Rückspiel im heimischen Stadion mit der schwarz-gelben Wand im Rücken nicht mal ein echtes Wunder für das Halbfinale. Was es braucht, ist mehr Mut von Beginn an. Viele Dribblings, viel Tempo, viel Ballsicherheit und Entschlossenheit beim Abschluss. Bynoe-Gittens hat mit seinem Lattentreffer Argumente für einen Startelf-Einsatz gesammelt - auch Brandt dürfte nach seiner starken Vorstellung gesetzt sein.
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Quelle: Perform

Wird Madrid beschäftigt und bespielt, ergeben sich Lücken. Das Hinspiel hat auch gezeigt, dass die Einstellung beim BVB stimmt. "Es ist nicht einfach, hier Fußball zu spielen, weil die sehr gut verteidigen. Aber wir haben Moral bewiesen und waren in der zweiten Halbzeit da. Die Chancen stehen jetzt nicht schlecht. Es wird nicht einfach, aber wir glauben an uns", stellte Can klar. Die Gegentore waren heftige Dämpfer, doch mit vielen einfachen Bällen holten sich die Dortmunder wieder Sicherheit.
Sie mauerten auch nicht, sondern drückten auch nach dem 1:2 noch auf den Ausgleich, weil sie merkten, dass sie auf Augenhöhe agieren können. "Wir haben gespürt, wie es funktioniert", sagte Terzic. Am Dienstag gibt es keine Ausreden mehr: Da zählt nur ein Sieg.
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