FC Bayern München: Vincent Kompany führt deutschen Rekordmeister zurück zu innerer Mitte - Trainer bringt Ruhe

Seit mittlerweile zweieinhalb Monaten leitet Vincent Kompany die Geschicke des FC Bayern München. Unter dem Belgier ändert sich das Auftreten des deutschen Rekordmeisters abseits des Platzes. Wo der Verein in den vergangenen Jahren oft von Störfeuern aus dem Gleichgewicht gebracht wurde, moderiert der 38-Jährige Nebengeräusche vollkommen unaufgeregt ab und modernisiert dabei das Vereins-Motto.

Vier Pflichtspiele, vier Siege - darunter jüngst ein 6:1-Sieg beim Aufsteiger Holstein Kiel. Vincent Kompany hätte seine neue Aufgabe als Cheftrainer beim FC Bayern München kaum besser beginnen können.

Der Belgier hat den deutschen Rekordmeister nicht nur zum ersten Mal seit fast einem Jahr zurück an die Spitze der Bundesliga geführt, sondern bringt auch eine Ruhe in seinen Verein, wie es bisher nur wenige Coaches an der Isar geschafft haben.

Der 38-Jährige strahlt eine Souveränität und Gelassenheit aus, die auch beim sonst chronisch-hektischen Umfeld in München fast schon so etwas wie Entspannung auslöst.

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Waren noch unter Amtsvorgänger Thomas Tuchel kleine Scharmützel mit Medienvertretern - man denke an die öffentlichen Attacken auf Bayern-Chefkritiker Didi Hamann - oder andere nachrichtenwürdige Aussagen - wie die "Schockverliebtheit" in die Mannschaft nach einer krachenden Niederlage gegen Manchester City - an der Tagesordnung, wartet man bei Kompany auf derartiges vergebens.

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Kompany konzentriert sich aufs Wesentliche

Bestes Beispiel: die Pressekonferenz vor dem Duell in der Champions League gegen Dinamo Zagreb (am Dienstag ab 21:00 Uhr im Liveticker). Ob er für sein erstes Spiel als Trainer in Königsklasse bereits ein besonderes Outfit im Kopf hat, wird der Ex-Profi gefragt.

Zuerst stutzt der frühere Spieler des Hamburger SV, dann schimpft er lachend Pressesprecher Dieter Nickles, dass er ihn schlecht vorbereitet habe, bevor er schließlich klar stellt: "Ich habe keine Sekunde darüber nachgedacht."

Er bereite die Partie gegen Zagreb genauso vor wie das vorangegangene gegen Kiel oder das übernächste Match gegen Werder Bremen (am Samstag ab 15:30 Uhr im Liveticker), erklärt er weiter.

Dabei wird das zweiteilige Mantra des Belgiers in seinen ersten Monaten zunehmend deutlicher. Wir behalten unseren Fokus und verlieren nicht die Balance - oder anders gesagt: Statt Achterbahn auf dem Oktoberfest ist Tretbootfahren auf einem See im Münchner Umland.

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FC Bayern: Kommt das Urvertrauen zurück?

Eine Wohltat für einen Verein, der alleine in vergangenen anderthalb Jahren zwei Trainer von Weltrang verschlissen und einen Umsturz auf der Führungsebene sowie das Ende eines elfjährigen Meisterabonnements erlebt hat.

Mit Kompany scheint der Verein langsam zurück zu seiner inneren Mitte zu finden. Vermeintliche Störfeuer wie die Ausbootung von Leon Goretzka für das Duell mit Kiel am vergangenen Samstag oder die Personalnot auf der rechten Abwehrseite nach dem Ausfall von Sacha Boey moderiert der neue Mann an der Seitenlinie gelassen weg.

"Es ist eine Schande, aber wir kriegen das hin", sagte der 38-Jährige am Montag mit Blick auf die Verletzung von Boey. Eine Ansage, die man ihm auch abkauft.

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Vom ehemaligen Innenverteidiger geht ein Urvertrauen in seine eigenen Fähigkeiten und die seiner Spieler aus, das früher vollkommen selbstverständlich Teil der Klub-DNA war und nun langsam wiederkommt.

Lobend spricht auch Lothar Matthäus von Kompany: "Er gibt den Spielern auf jeden Fall dringend benötigten Freiraum, Spaß und Freude. Bei Bayern München wird wieder Fußball gezockt, wenn man es so sagen will. Das tut Spielern wie Jamal Musiala, Thomas Müller, Aleksandar Pavlovic oder auch Serge Gnabry - der wieder aufgeblüht ist - sehr gut. Der FC Bayern hat hohe Qualität, die bringt Kompany in den ersten Wochen gut zum Vorschein."

FC Bayern: Kompany mit Demut

Die Rückkehr des verloren gegangenen "Mia san Mia" stellte am Montag auch Manuel Neuer fest, der den 3:2-Sieg beim VfL Wolfsburg nach 1:2-Rückstand auch auf die neue alte Siegermentalität zurückführte.

Aber während dem Bayern-Motto in der Vergangenheit immer auch ein Hauch von Arroganz anhaftete, klingt dieses Selbstverständnis bei Kompany wesentlich demütiger.

Exemplarisch dafür der Auftritt des Belgiers nach dem Kantersieg in Kiel. Auf die Rückkehr auf den ersten Tabellenplatz angesprochen, erklärte er, nur um sich mitten im Satz zu unterbrechen: "Wenn wir so weitermachen, wie bisher, dann können wir am Ende der Saison vielleicht... Eigentlich möchte ich das gar nicht sagen."

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Töne, die man in der vergangenen Saison vielleicht von Xabi Alonso in Leverkusen oder Sebastian Hoeneß in Stuttgart gewohnt war, aber sicherlich nicht auf einer Pressekonferenz des FC Bayern.

Mit Kompany zurück zum Titelhamster

Echte Kampfansagen sucht man bei Kompany bisher vergeblich, auch Fragen nach einem möglichen "Finale dahoam 2.0" in der Champions League am Ende der Spielzeit, wiegelte der Coach als "Traum für die Fans" ab.

Es ist kein Geheimnis, dass frühere Defensivspieler nicht der erste Name auf der Liste der Münchner war, als es um den nächsten Trainer des deutschen Rekordmeisters ging.

Aber mit der Entscheidung für den besonnenen Belgier scheinen die Bayern, einen Mann gefunden zu haben, der den Scherbenhaufen an der Isar nach der ersten titellosen Saison seit 2012 zurück in den Titelhamster früherer Zeiten verwandeln kann - auch wenn der 38-Jährige das selbst niemals sagen würde.

Schließlich geht es morgen erstmal gegen Zagreb und am Samstag gegen Bremen...

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