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Brisantes Finale um den Pokal des Königs: FC Barcelona gegen Athletic Bilbao

Adrian Salvisberg

Update 30/05/2015 um 14:44 GMT+2 Uhr

Das Finale der "Copa del Rey", des "Pokals des Königs" wird in diesem Jahr in Spanien von besonderer Brisanz geprägt sein. Die beiden Finalisten, der katalanische FC Barcelona und der baskische Athletic Club Bilbao, sind dem Einheitsstaat und dem König als Symbol dafür nämlich alles andere als wohlgesonnen.

Athletic Bilbao und der FC Barcelona kämpfen im Finale um den Pokal

Fotocredit: AFP

Autonome Finalisten

Sowohl Katalonien als auch das Baskenland sind autonome Regionen. Sie gehören zum spanischen Einheitsstaat, verfügen aber über weitreichende Selbstbestimmungsrechte. Athletic Bilbao und Barça werden als Symbole für ihre Regionen angesehen und definieren sich auch als solche.
Da es sich um den Königspokal handelt, bei welchem vor dem Spiel traditionell die spanische Nationalhymne gespielt wird und auch der König und andere Regierungsvertreter anwesend sein werden, ist mit diversen politischen Aktionen der Anhänger beider Mannschaften zu rechnen.
Neben einem gellenden Pfeifkonzert bei der Nationalhymne sind Schmähgesänge gegen König Felipe VI. sowie allgemeine Unabhängigkeitsbekundungen zu erwarten. Zum Beispiel singen die katalanischen Anhänger in jeder Halbzeit nach 17 Minuten und 14 Sekunden "Independència" ("Unabhängigkeit"), da diese im Jahr 1714 verloren wurde. Im Barça-Block wird zudem neben dem katalanischen Schriftzug "Fent Història" ("schreib Geschichte") und den "Blaugrana"-Farben auch die Senyera, die katalanische Flagge, zu sehen sein.
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FC Barcelona Fans

Fotocredit: AFP


Katalonien

Katalonien ist seit 1978 eine sogenannten "Historische Autonome Gemeinschaft". Damit gehört die Region zum spanischen Staat inklusive allen Gesetzen und der Verfassung, verfügt aber über viele Kompetenzen der Selbstverwaltung. Unter anderem besitzt Katalonien eine eigene Regierung inklusive Parlament und Präsident. Neben weitreichenden Selbstbestimmungsrechten im Gesundheits-, Sozial- und Schulwesen hat Katalonien auch eine eigene Polizei, die sogenannte "Mossos d’Esquadra". Katalanisch ist als offizielle Amtssprache dem Spanisch gesetzlich gleichgestellt und in der Praxis in allen öffentlichen Ämtern und Schulen die gebräuchliche Sprache. Regelmässig werden mit der Zentralregierung Neuverhandlungen abgehalten, um die autonomen Rechte der 2006 als "Nationalität" von der Zentralregierung anerkannten Region Katalonien zu erweitern.
https://twitter.com/FCBarcelona/status/604272135603933184

Baskenland

Noch bedeutend radikaler als Katalonien versucht das Baskenland, sein Bestreben nach Unabhängigkeit durchzusetzen. Das Baskenland ist in Spanien die Region mit den meisten und weitreichendsten Kompetenzen in der Selbstverwaltung. Anders als die Katalanen versuchen die Basken ihre Bemühungen nach Unabhängigkeit allerdings nicht nur auf legalem Wege durchzubringen. Die "ETA" ist eine baskische Terrororganisation, die rüber Jahrzehnte mit Anschlägen eine Art Guerilla-Krieg gegen den spanischen Zentralstaat führte. Im Kampf gegen den Terror wurden allerdings auch schon friedliche baskische Parteien verboten, deren Ausrichtung nicht erwünscht ist. Durch die sehr schwammigen Anti-Terrorismus Gesetze in Spanien ist dies relativ einfach möglich. In diesem Teufelskreis verhärten sich die Fronten immer wieder und eine dauerhaft tragfähige friedliche Lösung ist nicht in Sicht.
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Spieler von Athletic Bilbao

Fotocredit: AFP


Fußballerisches Spektakel

Bei all den politischen Hintergründen wird fast schon vergessen, dass dieses Spiel fußballerisch auch so einiges zu bieten hat. Immerhin treten der Rekordmeister und der Vize-Rekordmeister gegeneinander an. Barça steht bei 26 Titeln, Bilbao bei 23, wovon allerdings nur 22 vom spanischen Verband anerkannt sind. Erst danach kommt Real Madrid mit 19 Erfolgen. Zudem haben mit Neymar (6 Tore) und Aduriz (5 Tore) noch zwei Finalisten die Chance auf den Titel des Torschützenkönigs im Pokalwettberb. Die Rangliste führt Sevillas Iago Aspas mit 7 Treffern an. Unabhängig von allen politischen Hintergründen ist am Samstagbbend (ab 21:30 im Liveticker) im Camp Nou also mit einem großartigen Finale und tollen Fußball-Fest zu rechnen.
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Das Camp Nou in Barcelona

Fotocredit: SID


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