Copa del Rey: Drei Dinge, die auffielen - FC Barcelona verblüfft Real Madrid im Halbfinal-Hinspiel
Publiziert 03/03/2023 um 00:03 GMT+1 Uhr
Auch ohne Torjäger Robert Lewandowski darf der FC Barcelona vom Einzug ins Finale der Copa del Rey träumen. Zum Auftakt der "Clasico-Wochen" gewannen die Katalanen um Nationaltorwart Marc-André ter Stegen beim Erzrivalen Real Madrid am Donnerstag im wenig berauschenden Hinspiel des Pokal-Halbfinales 1:0 (1:0). Der Siegtreffer war ein Eigentor von Eder Militao. Drei Dinge, die auffielen.
Xavi trotz Sieg gegen Real: "Keine guten Entscheidungen"
Quelle: Perform
Der FC Barcelona verschaffte sich im Halbfinal-Hinspiel der Copa del Rey mit dem Sieg gegen Real Madrid eine komfortable Ausgangslage für das Rückspiel im Camp Nou.
Nach dem Liga-Duell (19. März) treffen beide am 5. April in Barcelona aufeinander. Das Finale steigt am 6. Mai in Sevilla. In der Liga führt Barca (59 Punkte) die Tabelle mit sieben Zählern Vorsprung vor Real an.
In Abwesenheit von Robert Lewandowski, der wegen einer Oberschenkelverletzung fehlte, sorgte ein Eigentor von Reals Abwehrspieler Eder Militao (26.) für den Sieg des Rekordpokalgewinners.
Während die Madrilenen auf den ebenfalls von einer Oberschenkelblessur geplagten Ex-Münchner David Alaba verzichten mussten, standen 2014-Weltmeister Toni Kroos und Nationalverteidiger Antonio Rüdiger in der Startelf. Es war keine Gala, aber eine interessante Partie allemal.
Drei Dinge, die bei Real Madrid - FC Barcelona auffielen.
1. Barca kann es auch "dreckig"
"Wir liegen im Krankenhaus", hatte Trainer Xaví Hernández nach dem Europa-League-Desaster gegen Manchester United über den Zustand seines FC Barcelona gesagt. Die Mannschaft - ein einziger Patient, mental und körperlich am Boden. Und jetzt gegen Real, die übermächtigen "Herren in Weiß" in guter Form? Mit einer komplett neu formierten letzten Kette und ohne die verletzten Robert Lewandowski (Oberschenkel), Pedri und Ousmane Dembélé?
Vor dem Spiel konnte es für viele nur einen Sieger geben - und der lautete sicher nicht Barcelona. Am Ende stand zwar kein schönes, dafür aber ein "dreckiges" 1:0 durch ein Eigentor. Die Ausgangslage für das Halbfinal-Rückspiel ist plötzlich verblüffend gut. Es ging ein Hauch von Trotz durch das Team. Die Viererkette mit Ronald Araújo, Jules Koundé, Marcos Alonso und Alejandro Balde wackelte nur in den ersten Minuten, danach stand sie enorm fest. Besonders Araújo ragte heraus.
Davor verteidigte eine Fünferkette. Real wurde der Ball und somit die Spielgestaltung überlassen, die Außen nach außen gedrängt und im Zentrum knallhart mit allen Mitteln an den Grenzen der Legalität verteidigt. Eigentlich waren die Rollen im "Clásico" immer andersherum verteilt gewesen.
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Xavi Hernandez (Barcelona) und Carlo Ancelotti (Real Madrid)
Fotocredit: Getty Images
In einer Zeit, in der der Ruf des stolzen Vereins FC Barcelona durch schwere Korruptionsvorwürfe und Wirbel ums Financial Fairplay generell leidet, scheint das Team um Trainer Xaví sich auf das letzte Saisondrittel eingeschworen zu haben. Die Titel, die noch zu vergeben sind, wollen sie unbedingt angreifen. Auch wenn das bedeutet, dass sie einen spielerischen Stilbruch begehen und sich von ihrer einstigen Erfolgsphilosophie mit viel Ballbesitz verabschieden müssen.
Gegen Real wurde nicht nur Prestige gewonnen, sondern auch die Erkenntnis, dass in diesem Jahr doch noch nicht alles verloren zu sein scheint. Für Xavi war es als Trainer übrigens schon der vierte Clásico-Sieg und er betonte nach dem Spiel: "Natürlich bin ich nicht zufrieden mit unserem Spiel mit dem Ball. Aber wir haben unsere Spielweise nicht verraten! Wir haben keine echte Chance von Real in ihrem Stadion zugelassen.“
2. Real fehlt ein Typ wie Musiala
Die Aufstellung las sich beeindruckend: Karim Benzema stand von Beginn an auf dem Feld, dazu Vinicius Jr., ein Modric, ein Kroos, auf der Bank ebenfalls noch einige Spieler mit Weltklasse-Format. Gefährlich wie ein Rudel Wölfe. Doch was die dann zeigten, erinnerte doch eher an zahme Haushunde.
Der Ball lief zwar gefällig durch die Real-Reihen, schnell und präzise, das war kein Problem, doch der Abschluss blieb meist aus. Zum einen, weil der Gegner sehr gut verschob und als kompakte Einheit verteidigte, zum anderen, weil Real ein spezieller Spielertyp im Kader einfach fehlt. Es wäre nachvollziehbar, wenn die Verantwortlichen in Madrid sehnsüchtig zum FC Bayern schauen, wo ein gewisser Jamal Musiala sich dort in der Offensive mittlerweile unverzichtbar gemacht hat.
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Real Madrid - FC Barcelona
Fotocredit: Getty Images
Er hat die Fähigkeit, stabil zu bleiben, wenn der Gegner ihm permanent auf den Füßen steht, Lösungen auf engstem Raum zu finden, seine Mitspieler mit Vorlagen zu füttern und natürlich auch selbst Tore zu erzielen. Kroos und Modric sind eine Klasse für sich - das steht außer Frage - doch gegen Barcelona war das, was sie im Repertoire haben, ausnahmsweise nicht genug, um zu gewinnen.
Ein echter "Zehner", ein Spielgestalter, der sich zwischen den Linien in der Offensive behaupten kann, wäre in diesem Fall Gold wert gewesen. Die Ambitionen der "Königlichen" sind in dieser Saison wie immer die größten in Meisterschaft, Pokal und Champions League - doch wie Real mit konsequenter Verteidigung Probleme bekommt, wurde gegen Barca auch sichtbar. "Sie mögen einen Vorteil haben, aber wir haben alles Vertrauen der Welt in uns selbst, um zurückzukommen", gab sich Real-Trainer Carlo Ancelotti kämpferisch.
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Ancelotti nach Clásico-Pleite: "Keine Chancen kreiert"
Quelle: Perform
3. Ohne Lewy ist es vorne langweilig
Lewandowski fiel mit einer Oberschenkelverletzung aus, Dembélé und Pedri fehlen Barcelona schon seit geraumer Zeit. Und ohne sie ist in der Offensive des großen FC Barcelona aber nun mal rein gar nichts mehr los. Ferran Torres? Gavi? Unsichtbar. Raphinha bringt zwar alles mit, was ein Star braucht, aber als Alleinunterhalter im Angriff kann er sich auch nicht entfalten.
Klar, der Schwerpunkt im Santiago Bernabéu lag auf der Defensivleistung. Es ist auch verständlich, in einem Halbfinal-Hinspiel nicht zu viel Risiko eingehen zu wollen. Doch ein Spiel anzugehen ohne jeglichen Drive nach vorne? Nur für Taktik- und Disziplin-Fans mag das ein Genuss sein. Die Statistik war erschreckend: Vier Torversuche (zwei davon kamen aufs Tor) in mehr als 90 Minuten ist einer spanischen Spitzenmannschaft einfach nicht würdig.
Der Siegtreffer der Partie war ein Eigentor von Eder Militao. Immerhin waren die wuchtigen Vorstöße von Franck Kessié beachtlich und versprühten Gefahr. Barcelona stand einst für ansehnlichen Fußball, lange Ballstafetten, schnelle Kombinationen und feine Technik. Davon war am Donnerstagabend kaum etwas zu sehen. Es spricht für die Fähigkeiten von Trainer Xaví Hernández, dass er das Bestmögliche aus der personell schwierigen Situation gemacht hat und die Spieler seinem Plan folgen. Doch das Bild eines offensiv "langweiligen" FC Barcelona bleibt sehr gewöhnungsbedürftig.
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Barça-Coach Xavi verteidigt Lewandowski gegen Kritik
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