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3 Dinge, die auffielen: FC Bayern nahe an der Perfektion, David Alaba glänzt, Rotation geht auf

Steffen Meyer

Update 28/10/2015 um 08:39 GMT+1 Uhr

Beim brillanten 3:1-Pokalsieg des FC Bayern gegen den VfL Wolfsburg gab es zahlreiche Glanzpunkte. Der FC Bayern spielte nahe an der Perfektion, David Alaba glänzte einmal mehr und die Rotation von Trainer Pep Guardiola ging optimal auf: 3 Dinge, die unserem Bayern-Blogger auffielen.

Welcher dieser Bayern-Stars muss heute auf die Ersatzbank?

Fotocredit: Imago

1. Eine Halbzeit nahe der Perfektion

Die ersten 45 Minuten waren die vielleicht vollkommenste und beste Halbzeit des FC Bayern unter Pep Guardiola. Gewiss hat der Rekordmeister in den vergangenen Monaten Rekorde und Superlative en masse produziert. Die Leistungsexplosion beim 6:1 gegen Porto in der Champions League. Ein 8:0 gegen den HSV. Der Fünferpack von Lewandowski vor wenigen Wochen und vieles mehr. Und doch verschoben die Münchner die Grenze des Leistungsvermögens am Dienstagabend in den ersten 45 Minuten noch einmal ein Stückchen weiter in Richtung Perfektion.
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Die Münchner schalteten Titelverteidiger Wolfsburg aus

Fotocredit: SID

Mit einer unheimlichen Aggressivität und Konsequenz drückte die Guardiola-Elf den Hausherren von der ersten Minute an ihr Spiel auf. Bayern verlor keine Zeit mit umständlichen Ballzirkulationen, sondern war darauf bedacht, die Balance zwischen schnellem Spiel in die Spitze und sichernden, aber nie verschleppenden Kombinationen auszutarieren. Es war eine Augenweide.
Manch einer mag sich gefragt haben, ob der Verzicht auf Arturo Vidal gegen ein nominell konterstarkes Team wie Wolfsburg zu riskant sein könnte. Doch auch ohne Vidal kam Wolfsburg nicht zur Entfaltung. Weil Kingsley Coman, Douglas Costa und Robert Lewandowski den Ball nach Ballverlust unerbittlich jagten. Weil David Alaba immer wieder unterstützend das Zentrum verdichtete und Jérôme Boateng weit vorgerückt verteidigte. Wolfsburg wirkte überrascht von Bayerns Wucht im Gegenpressing und zog sich beinahe verunsichert zurück.
Im Offensivspiel präsentierten sich die Münchner variabel und sprühten vor Spielwitz. Boatengs lange Bälle auf den an der Grenze zum Abseits lauernden Müller waren stets gefährlich. Thiago wirkte spielfreudiger als zuletzt und fand zu jeder Zeit gute Lösungen, während Costa und Coman auf den Flügeln immer wieder das Tempo erhöhten. Die Qualität von Bayerns Offensivspiel lässt sich häufig daran ablesen, auf welch unterschiedliche Weisen Torchancen entstehen. In der ersten Hälfte gegen Wolfsburg war alles dabei: Fernschüsse, Flanken, Schnittstellenpässe, Dribblings, Flügelwechsel. Es war dominant und effektiv zugleich. Wolfsburg ergab sich spätestens ab der 15. Minute seinem Schicksal und betrieb mit einer zunehmend biederen Herangehensweise mehr oder weniger Schadensbegrenzung.

2. Alaba glänzt in fast vergessener Rolle

Es ist eigentlich unglaublich, dass David Alaba im europäischen Fußball immer noch ein wenig unter dem Radar fliegt. Alaba hat es mit 23 Jahren geschafft, auf mindestens drei Positionen absolute Weltklasse darzustellen. Er hat in den vergangenen Wochen wie selbstverständlich die Rolle des angreifenden Halbverteidigers erfunden oder zumindest revolutioniert. Gegen Wolfsburg durfte er wieder auf seiner ehemals angestammten Position als linker Verteidiger in der Viererkette ran. Es wirkte, als ob Alaba nach Wochen in defensiverer Ausrichtung von der Leine gelassen wurde. Unermüdlich marschierte er den linken Flügel herunter, trieb Coman immer wieder an, verteidigte hoch und leitete viele gefährliche Situationen am Strafraum ein.
Es war spannend, den Österreicher mal wieder auf dieser Position zu sehen, weil auch deutlich wurde, wie stark er sein Spiel im letzten Jahr weiterentwickelt hat. Alaba ist längst nicht mehr nur der dynamische Flügelläufer, der durch Tempo und Wucht Durchbrüche provoziert. Alaba ist ein kompletter Fußballer geworden, der am Strafraum den Kopf hoch nimmt und immer häufiger den richtigen, statt den naheliegenden Pass spielt.
Alaba bereitete zwei der drei Treffer direkt vor und hatte maßgeblichen Anteil an der starken ersten Hälfte der Münchner. Vor allem Coman profitierte vom Zusammenspiel mit dem Linksfuß, weil er anders als Juan Bernat, Philipp Lahm oder Rafinha als Partner immer wieder aktiv bis zur Grundlinie vorstieß und damit die rechte Abwehrseite der Wolfsburger auseinander zog. Christian Träsch und später Vierinha hatten große Probleme frühzeitig Zugriff auf die beiden offensiv ausgerichteten Spieler auf dem linken Flügel zu finden. Über ihre Seite wurde der Großteil der Angriffe vorgetragen.
David Alaba unterstrich jedenfalls erneut, dass er zu den absoluten Leistungsträgern beim FC Bayern zählt. Er sollte bei der Diskussion um die besten Spieler Europas längst häufiger genannt werden. Und das sicher nicht nur wegen seiner Leistung gegen Wolfsburg.

3. Die Rotation zahlt sich aus

Pep Guardiola rotiert in dieser Saisonphase sehr konsequent und mit Bedacht. Es ist ein großer Vorteil des breiten Kaders, dass der Coach trotz einiger Verletzungen immer wieder neue Reize setzen kann. Xabi Alonso, aber auch dem zuletzt manchmal überspielt wirkenden Thiago, tun die Schaffenspausen wie am Wochenende gegen Köln sichtlich gut.
Guardiola hält seine Ankündigung ein, dass der erfahrene Alonso in englischen Wochen höchstens zwei der drei Spiele von Beginn an absolviert. Bisher sind keine Abnutzungserscheinungen in seinem Spiel zu erkennen. Er wirkte auch gegen Wolfsburg physisch präsent, spielerisch handlungsschnell und leistete so seinen Beitrag zum Einzug in die nächste Runde. Dass Guardiola gegen Wolfsburg offensiv (Robben) wie defensiv (Vidal) auf hohem Niveau nachlegen konnte, unterstreicht den exzellent austarierten Kader.
Es gab in den vergangenen Wochen Stimmen, die in der Rückkehr von Arjen Robben und vielleicht demnächst auch Franck Ribéry ein Problem für den FC Bayern sahen. Zu viele Spieler sorgen für schlechte Stimmung – so die Theorie. In Wahrheit ist es eher andersherum. Wenn der FC Bayern in dieser Saison in allen Wettbewerben das hohe Niveau des Saisonstarts aufrecht erhalten will, braucht er viele hochklassige Spieler und einen Trainer, der bereit ist die ganze Breite des Kaders zu nutzen. Im Moment hat der FC Bayern beides – und profitiert davon.
Der Autor: "Der Bayern Blog" ist Blogger und Autor bei "Miasanrot" - dem FC Bayern München Blog, einer Plattform für Meinungen und Analysen rund um den FC Bayern. Bayern-Fan Steffen Meyer wirft dabei einen besonderen Blick auf die taktischen und spielerischen Entwicklungen beim Rekordmeister. Er erklärt dabei - auch anhand von Daten und Statistiken - was die Münchener Spielphilosophie ausmacht oder woran sie in bestimmten Spielen scheitert. Weitere Inhalte beiwww.miasanrot.de!
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