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Saarbrückens Pokal-Held Daniel Batz: "Das wäre der Urknall"

Andreas Morbach

Update 09/06/2020 um 16:33 GMT+2 Uhr

Erstmals steht mit dem 1. FC Saarbrücken ein Regionalligist im DFB-Pokal-Halbfinale. Heute Abend (20:45 Uhr Ticker) empfängt Saarbrücken Bayer 04 Leverkusen. Großen Anteil an diesem Erfolg hat Torwart Daniel Batz, der im Viertelfinale gegen Düsseldorf insgesamt fünf Elfmeter parierte. Im exklusiven Eurosport-Interview spricht Batz über das anstehende Spiel der Spiele und den Dritt-Liga-Aufstieg.

Saarbrückens Torwart Daniel Batz

Fotocredit: Getty Images

Das Interview führte Andreas Morbach
Herr Batz, wegen des Pokalhalbfinals gegen Leverkusen sind die Spieler und das Betreuerteam des 1. FC Saarbrücken seit vergangenem Mittwoch in Quarantäne. Wie fühlt sich das für Sie an?
Daniel Batz: So ein bisschen eingesperrt, würde ich sagen. Wir sind zum Glück alleine im Hotel, dann geht’s noch. Aber auch hier gibt es natürlich die ganzen Auflagen: Mundschutz tragen, Abstand halten.
Pokalgegner Leverkusen hat dieses Prozedere schon vor vier Wochen durchlaufen. Sehen Sie das als zusätzlichen Nachteil für Ihr Team an?
Batz: Wir sehen das eigentlich locker. Ich finde, das ist kein Nachteil für uns. Aber auch kein Vorteil. Wir können es eh nicht ändern – und sind froh, dass wir spielen dürfen. Da nehmen wir die Auflagen gerne so hin.
Beim FCS mussten die Spieler nach dem Lockdown erst mal sechs Wochen lang nur Laufrunden drehen. Welche Menge an Einheiten mussten Sie als Torhüter absolvieren?
Batz: Wir hatten alle den gleichen Laufumfang, natürlich jeder mit etwas anderen zeitlichen Vorgaben. Die Streckenlänge war von Tag zu Tag unterschiedlich, aber in der Woche kamen wir schon auf über 40 Kilometer. Ich wohne in Saarbrücken und bin dann immer an der Saar entlang gelaufen, auf und ab.
Hört man Ihrem Chefcoach Lukas Kwasniok bei den Trainingseinheiten zu, wird klar, dass die Abwehrarbeit gegen Leverkusen extrem im Mittelpunkt stehen wird.
Batz: Natürlich, da müssen wir uns nichts vormachen. Den Ball werden wir nicht allzu oft haben. Es geht erst mal darum, hinten gut zu stehen und zuzusehen, gegen diese gute Mannschaft keinen zu schlucken. Natürlich dürfen wir uns nicht 90 Minuten lang nur hinten reinstellen, das wird normalerweise nicht reichen.
Ihr Teamkollege José Pierre Vunguidica sagt, er wolle zwar keinen Druck auf Sie ausüben – aber so eine Torwartleistung wie Ihre im Viertelfinale gegen Düsseldorf, als sie insgesamt fünf Elfmeter parierten, brauche die Mannschaft gegen Leverkusen schon noch mal. Spornen Sie solchen Aussagen noch zusätzlich an?
Batz: Für dieses eine Spiel setze ich mich überhaupt nicht unter Druck. Ich versuche, wie alle anderen von uns auch, mein Bestes zu geben. Klar, wir haben überhaupt keine Wettkampfpraxis.
Ihr Trainer meinte schon etwas schelmisch, das Team müsse sich eben wieder ins Elfmeterschießen retten.
Batz: Wenn wir es als Team schaffen, gegen eine Mannschaft wie Leverkusen 120 Minuten lang ein Unentschieden zu halten, haben wir alles richtig gemacht. Es kann keiner von uns verlangen, dass wir Bayer regulär schlagen. Uns geht es einfach darum, so lange wie möglich die Null, das Unentschieden zu halten – und wenn es geht, selbst ein Tor zu schießen. Dass das eine schwere Aufgabe wird, ist klar. Falls wir es ins Elfmeterschießen schaffen, haben wir auf jeden Fall die Chancen erhöht, weiterzukommen. Denn im Elfmeterschießen kann, das wissen wir alle, alles passieren.
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FCS-Torwart Daniel Batz pariert einen Elfmeter im Elfmeterschießen gegen Düsseldorf

Fotocredit: Getty Images

Saarbrückens Klub-Ikone und Vizepräsident Dieter Ferner nannte den Viertelfinalsieg gegen Düsseldorf ‚die größte Sensation seit Christi Geburt‘. Was wäre denn dann der Sprung ins Finale für den Verein?
Batz: Der Urknall.
Keine Testspiele, keine Zuschauer – schmälert das Ihre Motivationsfähigkeit für die Partie gegen Bayer? Oder muss man so etwas einfach ausblenden?
Batz: An der Motivation scheitert es nicht. Aber es ist einfach unfassbar schwierig, über so einen langen Zeitraum die Spannung auf dieses eine Spiel hochzuhalten. Wer schon öfter mal Fußball gespielt hat, weiß: Testspiele sind natürlich wichtig, aber Wettkampf ist noch mal etwas ganz anderes. Das sind zwei Paar Schuhe – und diese richtigen Spiele fehlen uns einfach total.
Die absolvierten Testspiele innerhalb der Mannschaft helfen da auch nicht wirklich weiter, oder?
Batz: Nein. Das ist noch mal etwas anderes – weil es die eigenen Mannschaftskollegen sind. Bei denen man im Zweifel eher mal ein bisschen den Fuß zurückzieht. Oder nicht ganz so in einen Zweikampf reingeht, wie man es normalerweise im Wettkampf macht.
Seit Ende Mai steht fest, dass Saarbrücken als Tabellenführer nach der abgebrochenen Regionalligasaison aufsteigt. In der Innenstadt gab es daraufhin eine spontane Feier. Waren Sie da mit von der Partie?
Batz: Ja, war ich. Für mich war es der erste Aufstieg, vier Jahre habe ich darauf gewartet. Ich fand, für so einen sportlichen Erfolg haben wir nichts wahnsinnig Schlimmes gemacht. Wir waren vier oder fünf Spieler. Dazu der Trainer und der Sportdirektor. Wir standen alle auf Abstand, haben keine Menschentrauben gebildet, haben auf Abstand angestoßen. Dazu gab’s, klar, den Autokorso. Ich weiß nicht, was daran verboten sein sollte, zu zweit im Auto zu fahren. Man darf sich ja auch mal mit einem anderen Haushalt treffen. Das Ganze wurde ein bisschen größer gemacht als es war. Wir haben uns für fünf oder zehn Minuten in der Stadt blicken lassen und sind dann wieder weitergefahren.
Ihr Präsident jedenfalls hat sich über die Aktion echauffiert.
Batz: Das muss er ja. Natürlich war es im Nachhinein nicht ganz richtig – weil wir eben unter dieser Beobachtung stehen. Aber es ist nur menschlich, dass man sich ein bisschen über so einen Aufstieg freut. Und für das Ausmaß des Erfolgs war das absolut im Rahmen.
Wenn Sie zwischen der Teilnahme am Pokalfinale und der Rückgabe des Aufstiegs wählen sollten – wofür würden Sie sich entscheiden?
Batz: Für den Aufstieg.
Der erweitert ja auch Ihre persönlichen Möglichkeiten. Welche sportlichen Ziele haben Sie noch?
Batz: Ich bin erst mal froh, dass ich diesen längst überfälligen Aufstieg geschafft habe. In den letzten Jahren sind wir ja immer knapp gescheitert. Ich bin 29 und froh, dass ich noch einmal im Profifußball spielen darf. Natürlich hat man immer seine Ziele, darf nie etwas abschreiben. 2. Bundesliga wäre auch noch mal toll – oder ein Wechsel ins Ausland, am liebsten nach England. Aber das ist alles Zukunftsmusik. Erst einmal möchte ich die 3. Liga erleben.
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