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Essen - Leverkusen: Rot-Weiss schafft die Sensation und schmeißt Bayer aus dem Pokal

Celine Jäntsch

Update 02/02/2021 um 21:53 GMT+1 Uhr

Sensation im Achtelfinale des DFB-Pokal: Viertligist Rot-Weiss Essen gewinnt gegen Bundesligist Bayer 04 Leverkusen mit 2:1 (0:0) nach Verlängerung. Nach umkämpften 90 Minuten ging der Favorit in der ersten Hälfte der Nachspielzeit durch Leon Bailey (105.) in Führung. Essen konnte die Partie durch Oguzhan Kefkir (108.) und Simon Engelmann (117.) aber drehen und steht im Viertelfinale.

Essen schmeißt Leverkusen aus dem Pokal

Fotocredit: Getty Images

Auf dem tiefen und schwer bespielbaren Rasen war der haushohe Favorit Bayer 04 Leverkusen bei Rot-Weiss Essen von Anfang an die aktivere Mannschaft. Immer wieder kombinierten sich die Gäste durchaus ansehnlich bis in den Essener Strafraum und kam in Person von Lucas Alario zu einer ersten Torchance. Aus acht Metern Torentfernung konnte der Argentinier Essens Schlussmann Daniel Davari allerdings nicht überwinden (8.).
Wenig später erspielte sich Bayer die nächste Möglichkeit, Leon Bailey und Kerem Demirbay kombinierten sich bis in den Sechzehner, kamen dort aber ebenso wie Patrik Schick nicht gefährlich zum Abschluss (13.).
RWE war zumeist mit Defensivarbeit beschäftigt und konnte nur selten für Entlastung sorgen.
Stattdessen wurde Leverkusen erneut gefährlich. Nach einer Flanke von Karim Bellarabi köpfte Schick den Ball aus sechs Metern an den linken Pfosten (24.). Kurz darauf setzte Charles Aránguiz nach Vorlage von Alario aus 14 Metern zum Flachschuss an, Davari reagierte gut und parierte mit dem Fuß (29.).
In der Schlussphase der ersten Halbzeit wurden die Hausherren mutiger und tauchte immer häufiger in der Hälfte von Bayer Leverkusen auf. Tatsächlich hatten die Gäste in der 34. Minute sogar das Glück auf ihrer Seite: Bei einem Angriff von RWE war Simon Engelmann durchgestartet, wurde aber von Timothy Fosu-Mensah gehalten. Ein Foul, für das Bayers Abwehrspieler auch eine Karte hätte sehen können. Wenig später verfehlte ein Distanzversuch von Marco Kehl-Gómez dann das Tor von Lukáš Hrádecký nur knapp (40.).
Da aber auch der für den angeschlagenen Karim Bellarabi eingewechselte Moussa Diaby kurz vor dem Pausenpfiff das Tor verfehlte (45.+1), ging es mit einem 0:0-Unentschieden in die Kabinen.
Zur zweiten Halbzeit brachte Bayer-Coach Peter Bosz Wendell und Florian Wirtz für Exequiel Palacios und Schick und stellte somit auf einen Ein-Mann-Sturm, bestehend aus Alario, um. Ähnlich wie im ersten Durchgang machten die Gäste weiterhin Druck. Zunächst traf Diaby aus sieben Metern den linken Pfosten (50.), ehe Edmond Tapsoba nach einer Aránguiz-Flanke Davari aus fünf Metern per Kopf prüfte (51.).
RWE stand nun unter Dauerdruck, schenkte aber auch allzu häufig die Bälle zu schnell her. So rollte ein Leverkusener Angriff nacheinander auf Essens Defensive zu. Nach einem Fehlpass von Amara Condé bediente Diaby Laraio, der aus 14 Metern einmal mehr an Davari scheiterte (57.). Kurz darauf entschärfte Essens Torhüter einen Schuss von Bailey aus 13 Metern (60.).
Auch in der Folge griff Leverkusen unermüdlich an, die Offensivaktionen wurden aber mit fortschreitender Spieldauer immer verzweifelter. Wirklich gefährlich wurden die Gäste nicht, ein Distanzschuss von Wirtz (68.) und ein Versuch von Fosu-Mensah (82.) konnten Davari aber nicht ernsthaft gefährden.
Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit traf Bayer dann noch einmal Aluminium: Zunächst scheiterte Diaby aus 16 Metern am linken Gestänge, ehe Davari den Nachschuss von Aránguiz mithilfe des rechten Pfostens entschärfte (89.).
Auf der anderen Seite hatte der eingewechselte Oğuzhan Kefkir in der Nachspielzeit dann sogar die Möglichkeit auf den Essener Siegtreffer, sein Seitfallzieher wurde von Wendell entschärft (90.+1).
So ging es in die Verlängerung, in der sich am Spielverlauf wenig änderte. Leverkusen lief an, Essen verteidigte aber aufopferungsvoll. Kurz vor dem Ende der ersten 15 Minuten in der Verlängerung fiel dann endlich der erlösende Treffer für Bayer 04. Eher zufällig landete ein Ball von Aleksandar Dragović vor den Füßen von Bailey, der überlegt aus neun Metern ins linke untere Eck einschob (105.).
Doch die Freude der Gäste währte nicht lange. Nach dem Seitenwechsel warf RWE alles nach vorne und hatte Erfolg: Einen Schussversuch von Engelmann konnte Hrádecký den Ball nur nach vorne abwehren, Joker Kefkir stand goldrichtig und traf aus kurzer Distanz zum 1:1-Ausgleich (108.).
In den Schlussminuten wurde es dann so richtig dramatisch. Zunächst forderte Bayer 04 in Person des eingewechselten Neuzugangs Jeremie Frimpong einen Foulelfmeter, im direkten Gegenzug traf allerdings Essens Engelmann zum 2:1. Der Goalgetter wurde von Cedric Harenbrock in die Tiefe geschickt und überwand Hrádecký aus fünf Metern halbrechter Position (117.). Die Szene mit Frimpong wurde vom Schiedsrichtergespann um Daniel Schlager noch einmal überprüft, letztendlich hatte der Treffer von Engelmann aber Bestand.
So blieb es bei einer wahrhaften Pokal-Sensation, Rot-Weiss Essen zieht ins Viertelfinale ein, Bayer Leverkusen muss sich aus dem DFB-Pokal verabschieden.

Die Stimmen:

Christian Neidhart (Trainer Rot-Weiss Essen): "Einfach Wahnsinn, was die Jungs geleistet haben. Wir haben defensiv gut verteidigt und in einigen Situationen sicherlich auch Glück gehabt und einen guten Torwart hinten drin. Ich bin echt mega stolz auf die Jungs, was sie geleistet haben. Das dürfen sie jetzt auch ein bisschen genießen."
Daniel Davari (Rot-Weiss Essen): "Was wir als Mannschaft hier geleistet haben, das ist unfassbar. Wir haben gegen Bayer Leverkusen gespielt, wenn du da 1:0 zurückliegst, dass wir da so zurückkommen, ich kann das gar nicht in Worte fassen. Ich freue mich so für die Mannschaft, für den Verein. Das ist unfassbar."
Simon Engelmann (Rot-Weiss Essen): "Man hofft natürlich als Stürmer immer, seinen Beitrag zu leisten. Aber als Regionalligist gegen Leverkusen ins Viertelfinale einzuziehen, ist einfach überragend."
Oğuzhan Kefkir (Rot-Weiss Essen): "Gerade bin ich ehrlich gesagt ein bisschen baff. Ich brauche auch ehrlich gesagt noch ein wenig, bis ich das realisiert habe. Wir haben versucht, so gut es geht, hinten alles so dicht wie möglich zu machen. Nach dem Gegentor haben wir dann alles nach vorne geworfen."
Lukas Hradecky (Bayer 04 Leverkusen): "Die Enttäuschung ist riesig. Wir hatten genug Chancen. Nach dem 1:0 hatten wir es selbst in der Hand, hätten das Spiel besser kontrollieren müssen. Dann bekommen wir zwei Gegentore. Das darf uns nicht passieren."
Peter Bosz (Trainer Bayer Leverkusen): "Gratulation an Christian und Rot-Weiss Essen. Sie haben zu Recht gewonnen heute Abend. Sie haben eine sehr gute Partie gespielt. Aber trotzdem bin ich sauer und enttäuscht, dass wir heute Abend nicht gewonnen haben. Die erste Halbzeit war nicht gut von uns. Die zweite Halbzeit war besser, da haben wir viele Torchancen gehabt. Und das ist momentan das Problem, wir schießen die Dinger nicht rein. Dann kommt die Verlängerung. Und wenn man dann 1:0 führt, dann darf man das mit dieser Erfahrung in der Mannschaft nie wieder abgeben. Rasen, Regen, Gegner – alles egal. Wir hätten dieses Spiel hier heute gewinnen müssen."

Der Tweet zum Spiel:

Die beste Show hat es sicherlich an der Essener Hafenstraße gegeben.

Das fiel auf: Leverkusens mangelnde Chancenverwertung

25 zu 4 Torschüsse standen nach Abpfiff der regulären Spielzeit auf dem Konto der Gäste aus Leverkusen – und dennoch musste die Werkself gegen Rot-Weiss Essen in die Verlängerung. Dort platzte dann der Knoten, gereicht hat es für Leverkusen dennoch nicht. Warum genau, wissen sie bei der Werkself wohl selbst nicht so genau, schließlich hätte Bayer 04 bereits in der regulären Spielzeit gewinnen können, wenn nicht sogar müssen. Fakt ist: Seit dem Jahreswechsel läuft es für die Mannschaft von Peter Bosz nicht mehr, in der Bundesliga konnte man nur gegen den BVB gewinnen, im Pokal ist nach dem Sieg gegen Frankfurt nun beim Viertligisten Rot-Weiss Essen Endstation.

Die Statistik: 27

Vor 27 Jahren stand RWE zuletzt im Viertelfinale des DFB-Pokals. Damals ging es sogar bis ins Finale. Sicherlich kein schlechtes Omen für die zukünftigen Aufgaben.
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