Drei Dinge, die bei der Bayern-Niederlage gegen Bayer Leverkusen auffielen: Manuel Neuers Ausflug ins Verderben

Der FC Bayern verabschiedet sich seit seinem Triumph 2020 zum fünften Mal in Serie vorzeitig aus dem DFB-Pokal. Gegen den damaligen Finalgegner und den amtierenden Titelträger Bayer Leverkusen kassierten die Münchner am Dienstagabend eine schmerzliche 0:1 (0:0)-Niederlage vor heimischer Kulisse. Dabei stand ganz besonders Torwart Manuel Neuer im Mittelpunkt. Drei Dinge, die uns auffielen.

Bayern-Coach Kompany zu Neuers Platzverweis: "Es war 50:50"

Quelle: Perform

Der DFB-Pokal entwickelt sich für den FC Bayern mehr und mehr zur Achillesferse, bereits zum fünften Mal hintereinander muss der Rekordsieger (20 Titel) im Kampf um den güldenen Pott vorzeitig die Segel streichen (dreimal in der zweiten Runde, einmal im Viertelfinale und nun eben im Achtelfinale).
Gegen Double-Sieger Bayer Leverkusen setzte es am Dienstagabend vor heimischer Kulisse eine 0:1-Niederlage.
Joker Nathan Tella, der kurz zuvor für den angeschlagenen Patrik Schick in die Partie gekommen war, avancierte mit seinem Kopfballtreffer zum entscheidenden Mann (69.).
Dabei profitierte die Werkself von einer frühen Roten Karte für Bayern-Kapitän Manuel Neuer (17.) sowie einer FCB-Mannschaft, die zwar durchaus couragiert und dominant agierte, letztlich aber ohne den verletzten Torjäger Harry Kane (Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel) die nötige Durchschlagskraft vermissen ließ.
Drei Dinge, die in der Allianz Arena auffielen.

1.) Neuers Ausflug ins Verderben

Manuel Neuer trat reumütig vor die Aufnahmegeräte der anwesenden Reporter. Er habe sich beim Verlassen des Platzes bei einigen Teamkollegen entschuldigt - speziell bei Leroy Sané, der aufgrund von Neuers Roter Karte schon nach 17 Minuten für Ersatztorwart Daniel Peretz weichen musste.
Was war passiert? Der Bayern-Kapitän war in Neuer-Manier nach einem langen Ball aus der Leverkusener Hälfte aus seinem Kasten gestürmt und hatte offenkundig die Schnelligkeit von Bayer-Flügelflitzer Jeremie Frimpong unterschätzt. Der Leverkusener kam vor Neuer an die Kugel und wurde vom Schlussmann per Bodycheck zu Fall gebracht.
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Manuel Neuer sah zum ersten Mal in seiner Karriere eine rote Karte

Fotocredit: Getty Images

Schiedsrichter Harm Osmers wertete die Aktion berechtigterweise als Notbremse und zückte die Rote Karte. Eine Premiere für den erfahrenen Weltmeister von 2014, der bislang in seiner gesamten Profikarriere noch nie Rot gesehen hatte.
"Das ist natürlich spielentscheidend. Das tut uns weh", sagte Neuer in der Mixed Zone. Er ergänzte: "Es war keine richtig aktive Aktion, bei der ich versuche, ihm wehzutun, aber das Problem ist, dass ich nicht richtig den Ball berühre."
Er habe noch auf eine Abseitssituation gehofft, die den Platzverweis nachträglich durch den VAR nichtig gemacht hätte, "aber das war leider nicht der Fall". Dementsprechend habe er die Entscheidung des Unparteiischen akzeptieren müssen.
Dass Neuer in besagter Situation überhaupt aus seinem Tor gestürmt war, darf ihm als kapitaler Fehler ausgelegt werden. Frimpong lief nämlich keineswegs alleine auf ihn zu, sondern wurde mit Konrad Laimer und Dayot Upamecano gleich von zwei weiteren Bayern-Spielern flankiert.
Das Vertrauen in die eigene Handlungsschnelligkeit, die so viele Male (man erinnere sich nur einmal an die WM 2014) erfolgreich vor Gegentoren geschützt hatte, wurde Neuer und seiner Mannschaft diesmal zum Verhängnis.

2.) Ohne Kane kein entscheidender Punch

Joshua Kimmich reagierte beinahe trotzig, als er gefragt wurde, ob die Rote Karte als Knackpunkt zu werten sei. "Das war kein Knackpunkt. Das darf auch keine Ausrede sein. Ich glaube nicht, dass wir mit elf Spielern noch dominanter hätten spielen können."
Tatsächlich ließen sich die Hausherren von dem Rückschlag keineswegs aus dem Konzept bringen. Ganz im Gegenteil: Die Bayern, die bis zum Neuer-Patzer Ball und Gegner beherrscht hatten, strahlten weiterhin Dominanz aus, klopften immer wieder bei Leverkusens Hintermannschaft an. "Insbesondere nach Standardsituationen", wie Kimmich befand.
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Kompany über angeschlagenen Kane: "Schwer zu ersetzen"

Quelle: Perform

Ein Satz, der wie ein kleines Eingeständnis klang. Denn: Bei aller Feldüberlegenheit und löblichen Courage waren die Bayern aus dem Spiel heraus weitgehend ungefährlich, blieben in Person von Michael Olise und Kingsley Coman immer wieder an den zweikampfstarken Gästen aus dem Rheinland hängen.
Gelang es einem der Außenbahnspielern zur Abwechslung mal, in eine aussichtsreiche Flankenposition zu gelangen, kam schnell die Erkenntnis, dass im Zentrum ein Abnehmer fehlt. Einer wie Harry Kane.
Trainer Vincent Kompany hatte überraschenderweise nicht auf Thomas Müller im Sturm gesetzt, sondern Jamal Musiala auf dem Papier zur Mittelstürmer erklärt. Eigentlich keine schlechte Idee, immerhin ist der Zauberfuß ja bekanntlich mittlerweile auch ein mehr als passabler Kopfballspieler (vier Tore per Kopf in dieser Saison).
Musiala ist freilich dennoch kein "echter Neuner", sondern wuselt gerne um den Strafraum herum, gibt zumeist den entscheidenden Impuls, von dem Kane am Ende der Nahrungskette profitiert.
Auf Kanes Abstinenz angesprochen, erklärte Kimmich: "Vielleicht hätte er einen gemacht, vielleicht auch nicht."
Möglicherweise war der Ausfall des Torjägers sogar der größere Knackpunkt als Neuers Platzverweis.

3.) Alonsos Plan geht auf - mal wieder

Nicht minder überraschend als die Nichtberücksichtigung von Müller dürfte Xabi Alonsos Entscheidung gewesen sein, auf den zuletzt verlässlichen Knipser Patrik Schick zu verzichten.
Statt des Tschechen sollte Florian Wirtz an vorderster Front stürmen, der Nationalspieler ist aber ebenso wenig eine "echte Neun" wie sein Kumpel Musiala. Zudem beackerten mit Robert Andrich, Granit Xhaka und Exequiel Palacios gleich drei nominelle Sechser das Mittelfeldzentrum.
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Alonso nach Coup gegen Bayern: "Sehr wichtige Nacht"

Quelle: Perform

Der geneigte Betrachter konnte also schon erahnen, wohin die Leverkusener Reise gehen sollte. Ähnlich wie im Bundesliga-Spiel zu Beginn der Saison (1:1) überließ Alonsos Team, das sonst sehr gerne Ballbesitzfußball spielt, den Bayern die Kugel - aus einer gesicherten Defensive sollten dann Frimpong und Wirtz die viel zitierten Nadelstiche setzen.
Schon mit dem ersten langen Ball hinter die Bayern-Kette ging der Plan auf, Frimpong zog das Foul gegen Neuer und dezimierte so den Gegner. Auch in der Folge rückte die Werkself nicht großartig von ihrer Marschroute ab. Bayern agierte, Bayer reagierte.
Obwohl die Münchner deutliches Übergewicht hatten, erspielte sich Leverkusen immer wieder Chancen. Florian Wirtz verzog nach hohen Ballgewinnen zweimal knapp (11./51.), Frimpong scheiterte aus naher Distanz an Neuer-Ersatz Peretz (32.). Umso bemerkenswerter, dass der Leverkusener Treffer aus der einzigen kurzen Drangphase resultierte.
Bayerns Hintermannschaft zog sich zurück, fand aber dennoch keinen Zugriff auf Flankengeber Alejandro Grimaldo, der butterweich auf Tellas Kopf servieren durfte. Wieder einmal hat Xabi Alonso, der seit Amtsübernahme bei Bayer noch immer ungeschlagen gegen seinen Ex-Klub ist (drei Siege, zwei Remis), den Bayern ein Schnippchen geschlagen.
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Vom Weltklassespieler zum Coach: Kompany erklärt Geheimnis

Quelle: Perform



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