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Sturmflaute in der Nationalmannschaft: Joachim Löw braucht gegen Georgien einen echten Knipser

Dirk Adam

Publiziert 10/10/2015 um 21:53 GMT+2 Uhr

Wer schießt uns zur EM nach Frankreich? Nach der Niederlage gegen Irland ist in Deutschland wieder eine Stürmer-Diskussion entbrannt. Echter Mittelstürmer oder "falsche Neun"? Die ersten Rufe nach einem klassischen Angreifer wie Miroslav Klose werden laut. Joachim Löw macht einem Spieler Hoffnung. Von seiner Grundphilosophie lässt sich der Bundestrainer aber nicht abbringen.

Bundestrainer Joachim Löw braucht einen echten Knipser

Fotocredit: AFP

Aus Leipzig berichtet Dirk Adam
Genüsslich lässt Löw seinen Löffel in der Espresso-Tasse kreisen. Bei seinen Offensiv-Überlegungen zur Nationalmannschaft kommt der Weltmeister-Coach regelmäßig ins Schwärmen. Es ist schon fast ein Genuss, diesen Ausführungen zu lauschen.
Das Thema Offensive rotiert in seinem Kopf – Tag und Nacht. Wie bei einem Schachspieler, der seine wichtigen Züge bereits lange im Kopf hat. “Eines ist auf jeden Fall klar, dass ich von unserer Spielweise überzeugt bin. Da bin ich mir absolut sicher. Das ist absolut der richtige Weg.”
Seine Spieler müssen vor allem eine Qualität mitbringen. Die Sicherheit im Kombinationsspiel, um sich Chancen herauszuarbeiten. Das ist für Löw das Allerwichtigste. Deshalb stehen Spielertypen wie Mesut Özil, Marco Reus, Thomas Müller und Mario Götze hoch im Kurs.
Diese Art von Angreifern soll im Strafraum als “falsche Neun” für Gefahr sorgen und sich in den Rückraum oder auf die Flügel fallen lassen. Auf engstem Raum den Ball annehmen, sich schnell um den Gegner drehen und in dicht gestaffelten Abwehrreihen permanent für Gefahr sorgen.
“Wir haben bei den Turnieren oder bei Spielen, wo wir unter Druck standen bewiesen, dass wir aus unserem Kombinationsspiel Tore erzielen können. Von diesem Weg gibt es kein Abkommen”, stellte Löw klar. Mit dieser Aussage erteilt er Spielertypen wie Mario Gomez eine Abfuhr.

Löw: Müssen uns Chancen erspielen

Obwohl ihm Löw in den letzten Wochen immer wieder erklärte, dass für ihn die Tür zur Nationalmannschaft offen sei. Gomez (Besiktas) erzielte in der türkischen Süper Lig zuletzt drei Mal einen Doppelpack. Erinnerungen an den alten Nationalstürmer Gomez wurden wach.
Ein Spieler ähnlich wie Klose. Einer der im Strafraum an der richtigen Stelle steht. Das Näschen für die entscheidenden Situationen besitzt, ohne über die Flügel auszuweichen oder den Gegenspieler großartig zu umspielen. Dieser Spielertyp hat bei Löw aber keine Chance.
Deshalb ist es umso unverständlicher, dass Löw seinem ehemaligen DFB-Stürmer Hoffnungen macht. Eine Rückkehr von Gomez ins Nationalteam scheint eher ausgeschlossen zu sein. “Mein Ziel ist es, bei der EM zu spielen”, erklärte Gomez dennoch entschlossen.
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Mario Gomez wäre 2016 in Frankreich gerne dabei

Fotocredit: Imago

“Diese Diskussion haben wir bereits seit vielen Jahren. Das Allerwichtigste für mich ist, wie schaffen wir es, immer wieder Chancen herauszuspielen mit unserer Spielweise? Passen ganz bestimmte Spielertypen in unsere Mannschaft? Wie ist ihr Kombinationsspiel?”, so Löw.
Der Bundestrainer ist mit der aktuellen Torausbeute nicht zufrieden. Seine Mannschaft benötigt im Schnitt sechs Großchancen, um einen Treffer zu erzielen. Das beweist, dass die Effizienz schwächer ist als im vergangenen Jahr, als Deutschland bei der WM fast alles traf.

Reus oder Müller als falsche Neun?

“Ich denke, wir müssen im 16-Meter-Raum seriöser werden. Das ist eine wichtige Aufgabe für uns. Daran müssen wir konzentriert arbeiten, denn wir sind im Moment nicht so tödlich für den Gegner, wie wir das schon einmal waren”, meinte Löw mit Blick auf das Georgien-Spiel.
Nach der Verletzung von Götze (Muskelsehnenausriss) ist Löw auf der Suche nach Alternativen. Nach einem echten Knipser, um das letzte Pünktchen fürs EM-Ticket 2016 in Frankreich zu holen. Einen Typen wie Thomas Müller. Zuletzt gegen Irland enttäuschte aber auch er.
Eine 100-prozentige Chance in der zweiten Halbzeit vergab Müller freistehend. Diese Möglichkeiten verwandelt der Bayern-Profi ansonsten im Halbschlaf. Eine weitere Alternative könnte Reus auf der Position der “falschen Neun” sein.
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Marco Reus war bei der Niederlage in Irland kein Faktor fürs DFB-Team

Fotocredit: AFP

Lehmann fordert Eintracht-Stürmer Meier

Auch der Dortmunder erwischte gegen Irland keinen Sahnetag. Nach seinem Zehenanbruch, den er sich gegen Hertha BSC zugezogen hatte, kämpft er Stück für Stück um den Anschluss – sowie Selbstvertrauen. Ein Einsatz gegen Georgien im Sturmzentrum könnte die Blockade lösen.
RTL-Experte Jens Lehmann brachte Eintracht-Stürmer Alexander Meier ins Spiel. “Er würde etwas ganz anderes mitbringen und wäre sicher eine Option.” Frankfurts Trainer Armin Veh pflichtete ihm in “Bild” bei: “Wenn Alex gespielt hätte, hätte er gegen Irland vorne einen rein gemacht.”
Aber Löw kontert. Man darf nicht den Fehler machen zu glauben, dass es nur an einem einzigen Spieler oder Spielertyp liegt. “Wichtig ist für mich, dass ein Spieler auch zu unserer Spielphilosophie passt”, stellte der Bundestrainer klar.
Einen Einsatz von klassischen Mittelstürmern wie Gomez und Meier dürfte es in absehbarer Zeit auch nicht geben. Auch wenn Löw immer einen Spalt in der Tür zur Nationalmannschaft offen lässt. Er setzt eher auf Spieler wie Reus oder Müller - auf der “falschen Neun”.
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