Vor dem Schottland-Spiel: Bundestrainer Joachim Löw und Manuel Neuer loben Mario Götze

Es ist das erste Mal, dass ich im Hampden Park dabei sein kann. Wir alle freuen uns, weil wir natürlich die Atmosphäre kennen, den Stolz der Leute, die Leidenschaft und das Herzblut. Die Stimmung wird sicher einmalig sein. Die Leute werden wie eine Eins hinter dem Team stehen, das um seine wahrscheinlich letzte Chance kämpfen wird. Die Spieler, die gegen Polen auf dem Platz waren, haben eine gute Leistung abgerufen. Es kann aber durchaus sein, dass ich die Mannschaft ändere... (schmunzelt)

Nach dem Rücktritt von Philipp Lahm war es ja logisch, dass eine gewisse Zeit vergeht, um Spieler aufzubauen. Emre Can hat das erste Spiel gemacht, ein wahnsinnig wichtiges Spiel. Es ist nicht seine Position, trotzdem sehe ich Potential - natürlich kann er das ein oder andere noch besser machen. Grundsätzlich war ich mit seinem Debüt zufrieden. Jonas Hector hat ebenfalls Fortschritte gemacht. Die Spieler müssen aber noch besser werden für die EM im nächsten Jahr.

Jérôme Boateng und Mats Hummels erfüllen absolut das Anforderungsprofil von Weltklasse-Innenverteidigern. Beide eröffnen das Spiel, rücken weit heraus und unterbinden den Gegner häufig schon im Ansatz. Das machen beide hervorragend, sie sind auf einem unglaublich hohen Niveau, was Defensive betrifft, aber auch wichtig für unser Spiel nach vorne.

Taktisch standen unsere Außenverteidiger extrem hoch, um Polen auseinanderzuziehen. Das birgt die Gefahr, dass der Raum offen ist, wenn wir den Ball verlieren. Die großen Chancen der Polen sind durch Fehler entstanden, aber auch im letzten Jahr haben wir ein Tor bekommen, was fast identisch war. Das hat nichts mit der Grundschnelligkeit der Spieler zu tun, da haben wir keine Defizite. Vielmehr hätten andere die Situation erkennen müssen. Es geht also um Handlungsschnelligkeit. Das Entscheidende ist: Wie schnell bin ich im Kopf?

Bei ihm sah ich schon im Training, dass er fast in der Verfassung ist wie vor zwei Jahren. Er hat wieder diese Dynamik, dieses Tempo in den Aktionen, diese Beweglichkeit, die er vorher hatte. Von daher bin ich wahnsinnig froh, dass ich im Mittelfeld auf der zentralen Position mehrere Möglichkeiten habe. Ilkay ist im Hinblick auf die EM und auch die WM 2018 ein Spieler, der in dieser Form kaum zu ersetzen sein wird.

Es ist nicht ganz einfach für mich, seine Situation bei Bayern zu bewerten. Ich habe die letzten Wochen mehrmals mit ihm gesprochen: Er lebt 24 Stunden für den Fußball, er macht alles, ist unheimlich professionell geworden. Er hat einfach diese Qualitäten, deshalb vertraue ich ihm auf verschiedenen Positionen. Er ist technisch wirklich gut, hat ein gutes Orientierungsvermögen auf engem Raum, ist torgefährlich und macht diese Tore in wichtigen Spielen. Bei uns hat Mario immer alles gegeben, dabei manchmal vielleicht nicht ganz überzeugend gespielt - aber er ist jung, er durchlebt kleine Tiefs. Er kann wahnsinnig viel.

Ich war noch nie hier und freue mich auf den nächsten Länderpunkt, auf das Stadion und die schottische Fankultur. Ich gehe von einem sehr emotionalen Publikum aus. Die Schotten werden mit Sicherheit alles geben, wir müssen natürlich dagegenhalten.

Die Frage ist, wie man bei einem Ballverlust steht. Da muss man den gesamten Block verschieben und so viele Leute wie möglich hinter den Ball bringen, um Situationen zu retten. Wir spielen meistens gegen Teams, die das Zentrum sehr dicht machen - da brauchen wir unsere Außenverteidiger und Überzahl auf den Seiten. Wir müssen versuchen, an die Grundlinie zu kommen, zu Flanken zu kommen, in den Strafraum zu kommen, dafür müssen wir das Mittel über die Außenverteidiger wählen.

Auf ihn kann man sich als Torwart verlassen. Er bringt alles mit, ist schnell, groß, kopfballstark, hat eine physische Kondition wie kaum ein zweiter. Jérôme ist neben Mats Hummels unser bester Innenverteidiger. Ähnlich wie Mario Götze sieht man ihn oft im Fitnessraum, er arbeitet an sich, versucht sich zu verbessern und ist ein Spieler, der dem Gegner auch im Aufbauspiel weh tut. Das bringt uns sehr viel.

Er hat sehr viel gearbeitet, hatte natürlich die ein oder andere etwas schwierigere Phase - aber hat trotzdem seine Leistung gebracht. Er ist nicht untergegangen, wie es dargestellt wurde, er ist ein Klassespieler, wir brauchen ihn und sind froh, dass wir ihn haben. Man kann Mario auf mehreren Positionen aufstellen, er ist immer gefährlich, sieht, wo die Räume sind und weiß, wie sich ein Spiel entwickelt. Er ist ein Vollprofi, denkt 24 Stunden am Tag an Fußball und macht alles, damit er sich noch weiterentwickelt. Damit ist er für viele andere Juns ein Vorbild.

Es ist ein klarer Vorteil, wenn sich ein Trainer auf den Gegner einstellt. Wir Spieler sind dankbar für jede Information, man will ja wissen, wie man agieren soll auf dem Spielfeld. Beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft sind wir immer top vorbereitet - da finden auch Dinge am Laptop statt...

Wir haben sehr viele gute deutsche Torhüter, auch junge Keeper, die sich schon international bewiesen haben. Wir werden also erstmal kein Problem haben, das ist das Wichtige. Jeder kann von jedem lernen, da ist es schön, dass wir so eine Konstellation haben. Ich freue mich sowohl über neue als auch alte Gesichter, die Entscheidung bleibt natürlich bei Bundestrainer Löw und Torwarttrainer Köpke. Ich habe keine Präferenzen.