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EM 2016 - Drei Dinge, die bei Deutschland-Polen auffielen: Lauter schwache Bayern-Stürmer

Florian Bogner

Publiziert 17/06/2016 um 00:56 GMT+2 Uhr

Beim EM-Spiel Deutschland gegen Polen (0:0) spielt das DFB-Team zu eindimensional über die linke Seite und schießt zu selten aufs Tor - was Bundestrainer Joachim Löw negativ aufstößt. Mit Mario Götze, Thomas Müller und Robert Lewandowski enttäuschen zudem drei Angreifer des FC Bayern München mit mangelnder Offensivleistung. Was uns beim Spitzenspiel der Gruppe C auffiel.

Thomas Müller (l.) und Mario Götze (r.) beim EM-Spiel Deutschland gegen Polen

Fotocredit: AFP

1.) Angriffsplan: Hector, fass!

Selten war ein deutscher Offensivplan so klar zu sehen, wie in diesem Spiel. Er lautete in etwa: Hector, fass! Schon in der vierten Minute trug das DFB-Team seinen Musterangriff vor. Jérôme Boateng verlagerte das Spiel mit einem öffnenden Diagonalpass auf Jonas Hector, der auf Mario Götze flankte. Der Kopfball ging jedoch drüber.
Fortan sah man immer wieder denselben Aufbau: Kurzpässe im halbrechten Raum, ehe dann Boateng oder Sami Khedira den Ball nach links auf Hector schlugen.
Das Duell zwischen Hector und dem Dortmunder Lukasz Piszczek entwickelte sich so alsbald zum Schlüsselduell.
Einmal darauf gekommen, doppelten die Polen den deutschen Linksverteidiger jedoch konsequenter. Nach Götzes Kopfballchance fanden Hectors Flanken keinen Abnehmer mehr.
Der Kölner suchte so öfter das Zusammenspiel mit Julian Draxler. Der Wolfsburger zog aber zu selten mit Tempo nach innen, um daraus ein zweites effektives Angriffsmuster zu machen.
Löw erklärte hinterher, dass ihm das zu eindimensional war:
Unser Spiel ist sehr linkslastig, da fehlt vielleicht ein bisschen der Ausgleich, weil Benedikt Höwedes ein defensivorientierter Spieler ist.
Ob der Bundestrainer doch nochmal eine andere Variante - Joshua Kimmich oder Emre Can - gegen Nordirland (Di., 18 Uhr im Liveticker) in Erwägung zieht?

2.) Keine Gefahr aus dem Mittelfeld

Auffällig über 90 Minuten: Insgesamt entwickelte die deutsche Mannschaft deutlich zu wenig Torgefahr aus dem offensiven Mittelfeld. In der ersten Halbzeit musste Lukasz Fabianski nicht einen Schuss auf sein Tor hinnehmen.
Löw:
Der letzte Pass, die letzte Aktion vor dem Tor war nicht gut. Die ist verbesserungswürdig. Nach vorne hatten wir wenige Abschlüsse. Wir haben durch Laufarbeit auch wenige Räume geöffnet.
Erst in Minute 47 entschärfte der polnische Keeper den ersten Torschuss (von Stürmer Götze). Während Draxler und Özil kaum mal abschlossen, war erneut Sami Khedira der abschlussfreudigste deutsche Spieler. Die anderen, offensiveren Spieler, verloren sich dagegen zu oft in Klein-Klein.
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Die DFB-Elf schwächelt häufig bei zweiten Tunierspielen

Fotocredit: SID

"Im letzten Drittel haben wir kaum Lösungen gefunden", monierte der Bundestrainer zu Recht. "Wir haben kaum Chancen herausgespielt. Wir haben auch häufig abgebrochen und zurückgespielt, wenn wir schnell hätten umschalten können. Im letzten Drittel haben wir häufig das Tempo rausgenommen - dabei müssen wir es da nochmal hochschalten."
Auch Jérôme Boateng stieß ins selbe Horn, stellte das Durchsetzungsvermögen der Offensivabteilung in Frage. Boateng:
Wir müssen mal zum Abschluss kommen. Wir spielen bis ins letzte Drittel sehr gut, spielen uns auch gut die Lücke frei. Aber dann kommen wir nicht am Gegner vorbei und werden nicht gefährlich. Das müssen wir verbessern, sonst kommen wir nicht weit.
Lösungsansätze: Frisches Personal! Leroy Sané wartet weiter auf seine Chance, André Schürrle bot nun schon zweimal als Einwechselspieler frischen Wind. Und Lukas Podolski hat auch noch keine EM-Minute.
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Poland's forward Robert Lewandowski (R) is challenged by Germany's midfielder Toni Kroos during the Euro 2016 group C football match between Germany and Poland at the Stade de France stadium in Saint-Denis near Paris on June 16, 2016.

Fotocredit: AFP

3.) Lauter schwache Bayern-Angreifer

Wer - wie viele Fans auf Twitter während des Spiels - an Julian Draxler und Mesut Özil mäkelt, muss auch Thomas Müller und Mario Götze unter die Lupe nehmen. Wie schon gegen die Ukraine hatte Müller auch gegen Polen kaum Bindung zum deutschen Spiel.
Ob's an der mangelnden Spielpraxis auf Rechtsaußen liegt, wo Müller bei Bayern kaum mehr spielt? De facto lief das Spiel in der ersten Halbzeit, weil linkslastig, komplett an Müller vorbei. In Halbzeit zwei, als er öfter mit Özil und Götze die Positionen tauschte, kam er wieder nur selten gewinnbringend an den Ball. Unterm Strich stand bei Müller am Ende aber nur ein Torschuss (nicht aufs Tor).
Müller war zwar effektiv als Pressingspieler, weil er die polnischen Abwehrspieler immer wieder gut anlief und damit Passwege verstellte. Im Zweikampf aber fehlte ihm oft das Glück, um den Ball letztlich auch zu erobern.
Götze war kaum effektiver; der Bayern-Angreifer suchte zwar öfter das Eins-gegen-Eins, konnte sich aber nie durchsetzen. Sein Kopfball aus Minute vier war bereits seine auffälligste Offensiv-Szene, er wurde in Minute 66 als erster DFB-Spieler gegen André Schürrle ausgetauscht.
Warum Götze erneut den Vorzug vor Mario Gómez erhalten hatte, erklärte Löw so:
Hohe Bälle waren heute nicht gefragt, weil Polen zwei kopfballstarke Innenverteidiger hat. Wir hätten aber mehr Doppelpässe spielen, mehr tief gehen und die Abwehr auch mal aufreißen müssen.
Auf Polens Seite hatte indes der dritte Bayern-Offensive, Robert Lewandowski, auch keinen guten Tag. Der Mittelstürmer rieb sich in vielen Zweikämpfen gegen Bayern-Kumpel Jérôme Boateng auf. Sinnbildlich die Szene, als ihn Boateng in höchster Not noch abgrätschte (59.).
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Deutschland kommt gegen Polen nicht über ein 0:0 hinaus

Fotocredit: SID

Am Ende stand Lewandowski mit nur zwei Abschlüssen, keiner davon aufs Tor, wieder im Aufmerksamkeitsschatten seines Nebenmannes Arkardiusz Milik, der immerhin zwei klare Torchancen hatte, beide jedoch etwas kläglich vergab.
Lewandowski zum Spiel:
Deutschland hatte mehr Ballbesitz und hat sehr schnell gespielt. Wir wollten gut stehen und, wenn möglich, auch etwas nach vorne machen. In der ersten Halbzeit hatten wir viel Respekt, aber in der zweiten Halbzeit hatten wir auch unsere Möglichkeiten. Wir sind zufrieden mit dem einen Punkt.
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EM in 60 Sekunden: Wechsel-Gerüchte nerven Löw

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