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EM 2016: Löw ist der ideale Bundestrainer, Schweinsteigers Zeit geht vorbei, Gomez ist unverzichtbar

Carsten Arndt

Update 08/07/2016 um 22:00 GMT+2 Uhr

Der Traum ist geplatzt, die deutsche Mannschaft hat nach der Niederlage im Halbfinale der EM ohne den ersehnten Pokal die Heimreise aus Frankreich angetreten. Wie sieht die Zukunft der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw aus? Welche Lehren kann man aus vier Wochen Nationalmannschaft ziehen? Eurosport.de zeigt, welche Erkenntnisse am Ende des Turniers bleiben.

Mario Gomez, Jaochim Löw und Lukas Podolski nach dem EM-Aus

Fotocredit: Imago

Keine Bange vor der Zukunft:

Das Aus schmerzt, doch vor der Zukunft muss sich Fußball-Deutschland nicht fürchten. Einen Umbruch wird es nicht geben.
Der Kern der Mannschaft ist im besten Alter, Schlüsselspieler wie Manuel Neuer, Thomas Müller oder Toni Kroos werden noch auf Jahre Gesichter des Teams sein. Mats Hummels und Jérôme Boateng bilden die wohl beste Innenverteidigung der Welt und spielen künftig - wenn Boateng wieder fit ist - auch noch Seite an Seite beim FC Bayern.
Akteure wie Marco Reus oder Ilkay Gündogan, die verletzungsbedingt zum Zuschauen verdammt waren, werden zurückkommen und die Qualität im Team noch einmal erhöhen.
Youngster wie Joshua Kimmich, Leroy Sané, Julian Weigl oder der kurz vor dem Turnier aussortierte Julian Brandt drängen vehement in die Mannschaft und haben großes Entwicklungspotenzial. Löw hat auch in den kommenden Jahren die Qual der Wahl.
Schon jetzt ist klar: Auch bei der WM 2018 wird Deutschland zu den Favoriten auf den Titel zählen.
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Kimmich, Weigl und Sané sollen spielen

Fotocredit: Imago

Löw ist der ideale Bundestrainer:

Nicht immer ist ein Scheitern, wenn man eine Niederlage im EM-Halbfinale so bezeichnen kann, am Trainer festzumachen.
Löw hat während des Turniers bewiesen, dass er bereit ist, Fehler zu korrigieren und er und sein Team ein gutes taktisches Gespür entwickelt haben. Sowohl gegen Italien als auch gegen Frankreich ging das Konzept auf - wenn auch im Halbfinale aufgrund grober individueller Patzer ohne Happy End.
Sechs Mal in Folge - einmal als Assistent von Jürgen Klinsmann, fünfmal als Bundestrainer - erreichte er mindestens das Halbfinale eines großen Turniers. Die Mannschaft vertraut ihm, Löw gibt dieses Vertrauen zurück. Trainer und Spieler präsentierten sich in Frankreich, so albern der Slogan auch ist, als #DieMannschaft.
Dazu stellt sich die Frage: Wer sollte es sonst tun? Klopp? Hat gerade bis 2022 beim FC Liverpool verlängert. Tuchel? Bastelt in Dortmund am BVB der Zukunft. Keiner der potenziellen Kandidaten wird sich zum jetzigen Zeitpunkt aus dem Vereinsfußball zurückziehen. Ein Trainer aus dem Ausland scheint derzeit undenkbar.
Fazit: Der deutsche Fußball braucht Joachim Löw - womöglich sogar über sein Vertragsende 2018 hinaus.
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Löw beeindruckt von Frankreich

Fotocredit: SID

Die falsche Neun hat ausgedient:

Als eines der wenigen Teams setzt Löw zu Beginn des Turniers in Mario Götze auf einen falschen Neuner. Frankreich hat Giroud, Italien hatte Pellè, Kroatien Mandzukic, England Kane oder Vardy und selbst die Tiki-Taka-Fetischisten aus Spanien setzte mit Àlvaro Morata auf einen klassischen Stürmer.
Nach zwei Spielen (Ukraine und Polen), in denen dem deutschen Team die Durchschlagskraft abging, korrigierte Löw seinen Irrtum und schickte Mario Gomez an vorderster Front ins Strafraum-Getümmel.
Gomez ackerte, Gomez riss Lücken, Gomez traf, Gomez überzeugte. Er machte Künstlern wie Mesut Özil oder Julian Draxler das Leben leichter und gab dem deutschen Spiel oftmals vermisste Zielstrebigkeit.
Im Halbfinale fehlte er verletzt, Deutschland blieb ohne Tor. Beweisführung abgeschlossen.
Was ein wenig Sorgen macht: Gomez wird am Sonntag 31 und aktuell ist kein Nachfolger in Sicht. U21-Coach Horst Hrubesch fordert ein Umdenken in der Ausbildung, in der echte Keilstürmer zuletzt vergessen wurden. Recht hat er.
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Thomas Müller und Mario Gomez

Fotocredit: AFP

Die Zeit von Schweini + Poldi ist vorbei:

2004 wurden Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski als Schweini und Poldi zu Shootingstars. Seitdem haben beide über 120 Länderspiele auf dem Buckel. Gemeinsam krönten sie mit dem WM-Titel in Rio ihre DFB-Karriere.
Spätestens nach diesem Turnier sollte jetzt aber Schluss sein. Bastian Schweinsteiger bewies zwar, dass er nach wie vor in der Lage ist, in großen Spielen zu bestehen, doch sein geschundener Körper lässt einen Rücktritt beinahe unvermeidlich erscheinen. Lukas Podolski kam über den Status einer Randerscheinung nicht hinaus.
Beide bis zur WM 2018 mitzuschleppen wäre angesichts der jungen Spieler, die ins Team drängen, grob fahrlässig. Während Schweinsteiger seine Zukunft noch offen ließ, kündigte Podolski bereits an, weitermachen zu wollen.
Er hätte Löw ein bitteres Gespräch ersparen können.

Thomas Müller ist auch nur ein Mensch:

Sechs Spiele, null Tore. Die Bilanz von Thomas Müller bei diesem Turnier fällt ernüchternd aus. Als potenzieller Toptorjäger in die EM gestartet, blieb er vieles schuldig.
Müller wirkte nach Jahren am obersten Limit überspielt - vor allem mental. Gegen Frankreich konnte er einem fast schon leidtun. Das schlimmste Zeugnis für einen Fußballer.
Man kann natürlich argumentieren, dass Löw doch irgendwann hätte einsehen müssen, dass es einfach nicht das Turnier des Bayern-Stürmers ist. Aber wer hätte bei diesem Spieler und seinen Qualitäten nicht daran geglaubt oder zumindest gehofft, dass der Knoten platzt?
Am Ende kam es anders. Müller wird sich wohl wie selten zuvor auf seinen Urlaub freuen.
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