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Joachim Löw über Boateng, Podolski und Schweinsteiger - der Bundestrainer im großen Interview

Dirk Adam

Update 20/04/2016 um 00:33 GMT+2 Uhr

Bundestrainer Joachim Löw spricht am Rande der Laureus-Preisverleihung in Berlin über die Rückkehr von Jérôme Boateng und äußert seine Hoffnung auf ein rechtzeitiges Comeback von Bastian Schweinsteiger zur EM 2016. Des Weiteren erklärt der Bundestrainer, warum er Lukas Podolski keinesfalls abgeschrieben hat: "Podolski kann schon noch auf einem hohen Niveau spielen."

Bundestrainer Joachim Löw bei der 2:3-Niederlage gegen England

Fotocredit: Imago

Das Interview führte Dirk Adam beim Laureus Award in Berlin
Herr Löw, noch acht Wochen bis zum Start der EM in Frankreich. Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand der deutschen Nationalmannschaft?
Joachim Löw: Ein paar Wochen vor dem Turnier ist das immer schwer einzuschätzen. Das hängt von vielen Dingen wie beispielsweise von Verletzungen ab. Dadurch stellen sich einige Fragen: Kommen diese Spieler rechtzeitig zurück? Kommen sie noch in Form? Wie läuft die Vorbereitung und wie ist der Verlauf eines Turniers? Aber insgesamt sind wir eigentlich ganz gut aufgestellt.
Wie schwer wiegt die Verletzung von Bastian Schweinsteiger?
Löw: Im Moment habe ich immer noch Hoffnung, dass er es bis zum Start der EM in Frankreich schafft. Aber man muss das jetzt von Woche zu Woche betrachten und mit ihm reden. Er gibt mir immer Rückmeldung, wie weit er ist. Dann muss man sehen, wie schnell sich seine Verletzung auskurieren lässt.
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Bastian Schweinsteiger fällt weiter aus

Fotocredit: SID

Jérôme Boateng hat zum ersten Mal wieder trainiert. Wie sieht es bei ihm mit Blick auf die EM aus?
Löw: Beim Jérôme sieht es auf jeden Fall besser aus. Er hat noch einige Wochen vor sich, in denen er das eine oder andere Mal spielen kann. Er muss natürlich auch schauen, dass er wieder in Form kommt. Aber ich hoffe, dass der FC Bayern ihn nicht überschnell wieder in den Wettkampf wirft, denn nach so einer langen Verletzung muss man auch ein bisschen behutsam vorgehen.
Welche Rolle spielt Mario Götze in Ihrer EM-Planung?
Löw: Mario ist schon ein paar Jahre bei uns. Er hat überragend gute Fähigkeiten und eine hervorragende Technik auf engem Raum. Er hat auch diese Klasse, gegen enorm starke Mannschaften immer Tore zu erzielen - wie im WM-Finale. Beim FC Bayern hat er es nicht ganz so einfach, weil sie viele gute Spieler auf seiner Position zur Verfügung haben. Auf der anderen Seite weiß Mario aber, dass jeder junge Spieler einmal so ein Tief durchmacht. 2014 hatte er ein Hoch wie Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski bei der WM 2006 im eigenen Land.
2010 gab es mit Mesut Özil, Manuel Neuer oder Sami Khedira auch ein paar junge Spieler, die zum ersten Mal ein großes Turnier gespielt haben und vielleicht ein bisschen hochgepusht wurden. Aber jeder junge Spieler wie Mario Götze macht so eine Phase durch, wo ihn alle kritisieren und wo er ein paar Rückschläge erleidet. Aber ich glaube, das stärkt ihn für die Zukunft.
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Mario Götze mit dem Siegtreffer beim WM-Finale gegen Argentinien

Fotocredit: Imago

Was trauen Sie Thomas Müller bei der EM zu, der beim FC Bayern zum absoluten Führungsspieler gereift ist?
Löw: Thomas ist ein Spieler, der eine wahnsinnige Führungspersönlichkeit entwickelt hat. Er ist mittlerweile jemand in der Mannschaft, der das Sagen hat, auf den andere Spieler hören und der Respekt genießt. Außerdem bringt er immer gute Stimmung ins Team. Aus sportlicher Sicht ist Müller ein Spieler, der unberechenbar ist und viele wichtige Tore macht. Er ist immer hochmotiviert, egal in welchem Spiel. Seine Entwicklung ist einfach klasse.
Lukas Podolski hat seine beste Zeit in der Nationalmannschaft hinter sich. Wie stehen seine Chancen aufs EM-Ticket?
Löw: Lukas ist ein Spieler, den ich schon lange kenne. Wir arbeiten seit 2004 zusammen und er hat über all die Jahre hinweg immer alles für die Nationalmannschaft gegeben - das muss man auch mal sagen. Podolski kann schon noch auf einem hohen Niveau spielen.
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Joachim Löw und Lukas Podolski

Fotocredit: Imago

Nach der EM 2016 steht die WM 2018 in Russland an. Mit zwei weiteren Titeln könnten Sie der erfolgreichste Bundestrainer aller Zeiten werden. Wie wichtig ist Ihnen das?
Löw: Was meine Person betrifft, spielt das sicherlich keine entscheidende Rolle. Aber ich habe auch mal zu meiner Mannschaft gesagt: "Keine deutsche Elf, weder die legendäre 1954er, die 1974er oder die 1990er, haben nach einem Titelgewinn beim nächsten großen Turnier einen Erfolg feiern können." Zwei Mal hintereinander Weltmeister zu werden würde sicher in die Geschichte des Fußballs eingehen. Diese Spieler wie Özil, Kroos, Khedira, Neuer oder Müller haben wirklich die Chance, etwas Historisches zu schaffen. Sie sind in einem wahnsinnig guten Fußballer-Alter und sie haben natürlich auch die Klasse. Von daher wäre es schön, wenn man so etwas erreicht.
Können Sie sich nach dem Ende Ihrer Karriere als Bundestrainer einen Job als Coach bei einem europäischen Topklub vorstellen?
Löw: Im Moment ist das für mich kein Thema, aber vorstellbar ist alles. Ich denke, meine längste Zeit bei der Nationalmannschaft ist vorbei. Das waren jetzt über zehn Jahre. Natürlich habe ich noch einen Vertrag bis 2018 und ich habe viele Ziele bis dahin. Das macht ja auch wahnsinnig viel Spaß. Aber vielleicht kann ich irgendwann noch mal im Ausland irgendwo arbeiten. Das würde mir auch Spaß machen.
Wie hat Ihnen die Laureus-Gala in Berlin gefallen?
Löw: Sehr gut! Weltsportler(in) und Weltmannschaft des Jahres, das sind schon besondere Auszeichnungen. Es ist einfach mal schön, andere Sportler zu treffen und hinter die Kulissen verschiedener Sportarten zu blicken.
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