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Deutschland schlägt Lettland 7:1 - doch Bundestrainer Joachim Löw will noch mehr sehen

Patrick Strasser

Update 08/06/2021 um 18:39 GMT+2 Uhr

Der klare 7:1-Sieg der Nationalmannschaft im EM-Test gegen Lettland war Balsam für die Seele, doch die "Arbeit fängt erst an", wie Bundestrainer Joachim Löw warnt. Die Torflut gegen den Außenseiter darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass zum EM-Auftakt gegen Weltmeister Frankreich eine weitere Leistungssteigerung gefordert ist. "Wir haben noch Luft nach oben", ist sich Löw aber sicher.

Thomas Müller jubelt - Deutschland vs. Lettland

Fotocredit: Getty Images

Über die Stadionlautsprecher dröhnte nach Schlusspfiff "An Tagen wie diesen" von den Toten Hosen. Eine Ehrenrunde, Applaus abholen, Trikots auf die Tribüne werfen - ja, das hat man lange nicht mehr gesehen und gefühlt als Profifußballer. Und so wurde das 7:1-Schützenfest der deutschen Nationalelf gegen Lettland im letzten Test zum Gute-Laune-Kick.
Sieben Tore für die Seele und endlich wieder vernehmbare Streicheleinheiten der 1000 zugelassenen Zuschauer in Düsseldorf. Es war eine gelungene EM-Generalprobe acht Tage vor dem Auftaktspiel gegen Frankreich, die dank der neuen, alten Atmosphäre eine bisher nicht vorhandene Vorfreude vermittelte und bei den Spielern selbst für Aufbruchstimmung sorgte.
"Selbst diese kleine Menge fühlt sich schon sehr gut an. Es war schön auf eine Aktion mal eine Reaktion zu haben", sagte Toni Kroos über die Rückkehr der Fans bei einem DFB-Heimspiel und richtete den Blick auf die EM-Gruppenspiele: "Nächste Woche sind es dann ja nochmal mehr." 14.000 sind in der Vorrunde in München zugelassen. Am Dienstag geht es gleich zum Auftakt gegen Weltmeister Frankreich. Da wird ein leidenschaftlicher 12. Mann dringend gebraucht. Und eine Leistungssteigerung, aber das liegt in der Natur des Gegners.
Gegen den tatsächlich sehr schwachen Underdog Lettland, in der Fifa-Weltrangliste zwischen Tansania und Myanmar auf dem 138. Platz rangiert, geriet das 7:1 zum Stimmungsaufheller. Die Torschützen beim fröhlichen Scheibenschießen: Robin Gosens, Ilkay Gündogan, Thomas Müller, Serge Gnabry, sowie die eingewechselten Timo Werner und Leroy Sané. Dazu kam ein Eigentor von Letten-Torwart Roberto Ozols nach einem Schuss von Kai Havertz. Unterm Strich: Eine große Runde Selbstvertrauen für alle!

Löw happy: "Viele gute Aktionen Richtung Tor"

Bundestrainer Joachim Löw freute sich: "Das ist natürlich von Vorteil, wenn man die Dinge, die man im Training und per Video ansteuert, erfolgreich sind. Dann ist das ein gutes Gefühl." Um das Gefühl für Siege und die eigene Stärke ging es bei dieser Generalprobe gegen einen Gegner auf Sparringspartner-Niveau.
"Das Ziel ist, dass wir schwungvollen, attraktiven, leidenschaftlichen Fußball spielen", erklärte Müller. Der Weltmeister von 2014 weiter: "Dass wir mal so einen deutlichen Sieg hatten, ist auch schon länger her. Wir waren sogar kaltschnäuzig vor dem Tor, das muss man auch mal lobend erwähnen." Der Oberbayer, dem in Spiel zwei nach seiner Rückkehr sein 39. Länderspieltor glückte (das erste seit März 2018) und Havertz als offensive Hoffnungsträger?
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Thomas Müller im Spiel gegen Lettland

Fotocredit: Imago

Löw lobte: "Wir haben aus unseren Chancen Tore gemacht und hatten viele gute Laufwege. Das war das Ergebnis vieler intensiver Trainingseinheiten." Über das Zusammenspiel von Müller und Havertz meinte der 61-Jährige: "Die Harmonie zwischen beiden war gut. Es gab insgesamt bei uns viele tiefe Läufe, das hat viele Räume geöffnet. Die Positionen waren besetzt, daher gab es viele gute Aktionen Richtung Tor."

Löw verärgert: "Dann darf sowas nicht passieren"

Und Lettland machte, um im Bild dieser Tage zu bleiben, kaum einen Stich. Bis auf den sehenswerten Treffer von Aleksejs Saveljevs, der gegen 100-Länderspiele-Jubilar Manuel Neuer aus dem Nichts zum zwischenzeitlichen 1:6 traf. Mit freundlicher Unterstützung der schläfrigen DFB-Defensive. Was Löw ganz und gar missfiel.
"Das Gegentor ärgert mich ein bisschen. Den hohen Einwurf muss man besser verteidigen können. Da gibt's eine klare Zuordnung, Mann gegen Mann. Dann darf sowas normalerweise nicht passieren." Löw bemängelte: "In solchen Momenten nicht aufpassen, nicht wachsam sein, genau das bestrafen unsere Gegner. Über 90 Minuten die Konzentration hochhalten - das gilt es sicherlich noch zu verbessern. Momente entscheiden Spiele. Und sowas aus einem Einwurf - das möchte ich eigentlich nicht sehen. Wir haben also noch Luft nach oben."
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Manuel Neuer musste gegen Lettland einmal hinter sich greifen

Fotocredit: Getty Images

Für die nächsten Tage im Quartier in Herzogenaurach, das der DFB-Tross am Dienstag bezieht, sieht Löw noch genügend Aufgaben. Die Schwerpunkte für die Übungseinheiten in Franken: "Räume bespielen, Räume öffnen, Räume freimachen - das sind dann die Themen in der Offensive. Es gibt im modernen Fußball eine unheimliche Raumknappheit. Das müssen wir gut machen, völlig unabhängig vom System. Daran müssen wir noch feilen."
Konkret heißt das trotz des launigen 7:1 gegen Lettland: "Das sollte uns nicht dazu bewegen, zu glauben, dass jetzt alle Arbeit getan ist. Die Arbeit fängt erst an", meinte Löw, "wenn man gegen Frankreich unaufmerksam ist, reichen wenige Momente. Da müssen wir noch hart arbeiten, auch an der Feinabstimmung. Aber die Basis ist gut. Frankreich wird ein anderer Gegner, ein anderer Druck - das brauchen wir mit Lettland nicht zu vergleichen."
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