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EM 2020 | Deutschland gegen England: Warum jetzt alles für einen Bayern-Block spricht
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Publiziert 28/06/2021 um 16:26 GMT+2 Uhr
Dem Vorrundenaus bei der Europameisterschaft ist die deutsche Nationalmannschaft geradeso entkommen. Leon Goretzka rettete die DFB-Elf mit einem strammen Schuss. Es scheint gesichert, dass der Bayern-Star gegen England (Dienstag, 18:00 Uhr) in der Startelf steht und entweder Toni Kroos oder Ilkay Gündogan weichen muss. Wirklich überzeugen konnte keiner der beiden im bisherigen Turnierverlauf.
Leon Goretzka (l.) und Joshua Kimmich im DFB-Trikot
Fotocredit: Getty Images
Joachim Löw ist dafür bekannt, an seinen Plänen so lange wie möglich festzuhalten. Ob der Noch-Bundestrainer in seinem letzten Turnier davon abrückt, wird sich am Dienstag im Achtelfinale gegen England zeigen (18:00 Uhr im Liveticker).
Denn nach dem blamablen Fast-Aus gegen Ungarn (2:2) werden die Rufe nach personellen und taktischen Änderungen lauter. Der einhellige Tenor: Bayern-Star Leon Goretzka muss nach seiner dynamischen Vorstellung gegen die Ungarn in Wembley von Beginn an spielen.
Der 26-Jährige wurde im letzten Gruppenspiel eingewechselt und brachte sofort die nötige Wucht ins Spiel. Das entscheidende Tor zum 2:2 erzielte dann auch Goretzka.
Das Experiment mit Bayern-Kollege Joshua Kimmich auf der rechten Verteidigerseite sollte Löw ebenfalls gegen die Three Lions beenden. Es muss eine Rückkehr zum Bayern-Block im zentralen Mittelfeld her.
Leon Goretzka bringt mehr Dynamik ins Spiel
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus meinte bei "Sky": "Nichts gegen Ilkay Gündogan und Toni Kroos, aber mit ihnen fehlen einige Dinge, die im Fußball im Jahr 2021 dringend nötig sind." Er fordere daher "das Bayern-Mittelfeld".
"Joshua Kimmich spielt die vertikalen Bälle in die Tiefe, Leon Goretzka macht die Läufe in den Strafraum und Thomas Müller die Organisation der Mannschaft", so Matthäus. Diese Aufstellung habe "die Qualität, um gegen alle Mannschaften Akzente zu setzen".
Besonders bei der Personalie Goretzka gibt es Konsens unter den Experten: Der Münchener muss nach seinem auskurierten Muskelfaserriss wieder in die Startelf. Das passive Duo Kroos und Gündogan hat nach den drei Vorrundenspielen bewiesen, dass es zusammen nicht funktioniert. Die beiden Mittelfeldakteure sind sich zu ähnlich und besetzen dieselben Räume.
Dadurch entsteht zu wenig Tiefe, zu viele Rück- und Querpässe. Die Bindung zu den offensiven Drei - gegen Ungarn Leroy Sané, Serge Gnabry und Kai Havertz - fehlt damit völlig. Entsteht dann auch noch über die Außenverteidiger Robin Gosens und Kimmich keine Gefahr, müssen gegnerische Mannschaften die deutsche Elf nicht fürchten.
Goretzka ist dagegen ein anderer Spielertyp. Der 26-Jährige bringt nicht nur mehr Körperlichkeit und Zweikampfstärke ins Spiel, sondern ist auch deutlich torgefährlicher. In seinen letzten 15 Länderspielen war Goretzka an zwölf Toren beteiligt. Auch mit seinen wuchtigen Distanzschüssen sorgt der Bayern-Star für Gefahr. Er verbindet das Zentrum und die Offensive mit seinem Spiel deutlich besser.
Toni Kroos oder Ilkay Gündogan: Wer muss weichen?
Die Folge wäre aber, dass entweder Kroos oder Gündogan aus der Startelf fliegen. Da Real-Star Kroos unter Löw zu den Fixpunkten zählt, kann mit einem Tausch zwischen Goretzka und Gündogan gerechnet werden. Kroos könnte dann auch weiter im Aufbau helfen. Eine Aufgabe, die der 31-Jährige zuletzt immerhin besser erfüllte als Gündogan. Zumal der City-Spieler nach einer Schädelprellung erst wieder in der Abschlusseinheit voll mittrainieren konnte.
Generell wäre die Umstellung auf eine Viererkette im 4-3-3-System zu empfehlen. Schon gegen Ungarn zeigte sich, dass die Mannschaft nach der Anpassung in der zweiten Hälfte deutlich stabiler stand. Eine Viererkette aus vier Innenverteidigern wie bei der WM 2014 wäre eine Möglichkeit. Mit Mats Hummels und Niklas Süle im Zentrum, sowie Antonio Rüdiger über links und Matthias Ginter über rechts wären die Positionen jeweils mit zweikampfstarken Spielern besetzt.
Sowohl Ginter als auch Rüdiger spielten in ihren Vereinen bereits auf den Außen. Einziges Manko: Fehlt mit Kimmich der offensivere Außenverteidiger auf rechts könnte eine Schwachstelle der Engländer - Linksverteidiger Luka Shaw - ungenutzt bleiben.
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Quelle: SID
Joshua Kimmich zurück ins Zentrum?
Im 4-3-3 wäre Kimmich allerdings wieder auf seiner Lieblingsposition, der Sechs. Vor dem Portugal-Spiel (4:2) stellte der Bayern-Star klar: "Man fühlt sich im Zentrum in der Mitte doch mehr eingebunden. Gerade was die Kommunikation angeht, sind die Wege zu jedem Mitspieler kürzer. Man kann jedem mit einem Kommando erreichen."
Auch Ex-Bundestrainer Berti Vogts meinte gegenüber der "Rheinischen Post": "Man merkt, dass sich Kimmich auf der Seite nicht richtig im Spiel fühlt, da kann im Zentrum noch eine ganz andere Dynamik entstehen. Und gegen England tut ein defensiv denkender Mann in der Zentrale sicherlich gut."
Das Bayern-Duo Kimmich/Goretzka steht nicht nur für mehr Dynamik, sondern auch für Ordnung und Stabilität in der Konterabsicherung. Nachdem Müller ebenfalls wieder fit ist, müsste Leroy Sané seinen erst gegen Ungarn erhaltenen Startelfplatz abgeben. Neben Havertz und Gnabry könnte Müller mit seiner einmaligen Spielweise Räume schaffen, die gegen Ungarn fehlten. Jamal Musiala wird Löw nach dessen überzeugender Leistung im letzten Gruppenspiel als Joker in der Hinterhand halten.
Mit Manuel Neuer, Serge Gnabry und Kimmich würden somit durch die Hereinnahme von Müller und Goretzka fünf Stars des FC Bayern in der Startelf stehen. Und die Vergangenheit hat oft bewiesen: Ein erfolgreicher Bayern-Block in der Nationalmannschaft hat durchaus Vorteile.
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