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BVB-Trainer Thomas Tuchel plant Rotation auf der Torhüterposition - Ein Experiment mit Risiko

Tobias Hlusiak

Update 06/08/2015 um 14:06 GMT+2 Uhr

Thomas Tuchel will keine endgültige Entscheidung auf der Torwartposition treffen. Deswegen bringt der BVB-Coach eine Arbeitsteilung zwischen Roman Bürki und Roman Weidenfeller ins Spiel. Einer spielt in der Liga, der andere die Cup-Wettbewerbe. Beim FC Barcelona wurde dies in der abgelaufenen Saison erfolgreich praktiziert. Doch ist dieser Weg auch der richtige für die Borussia?

Roman Bürki (r.) wird beim Bundesligastart im Dortmunder Tor stehen

Fotocredit: Imago

Marc-André ter Stegen stemmte die Copa del Rey und den Champions-League-Pokal in die Höhe. Claudio Bravo den, den es für den Gewinn der spanischen Meisterschaft gibt. Es war das Ende einer äußerst erfolgreichen Saison des FC Barcelona. Gleichzeitig die Bestätigung einer gelungenen Arbeitsteilung zweier Ausnahmetorhüter.
Brüderlich hatten sich die beiden Neuzugänge zwischen den Barca-Pfosten die Spiele ihrer Premierensaison beim Weltklub aufgeteilt. Der Erfolg gab Trainer Luis Enrique schließlich Recht. Alles richtig gemacht.
Ein Selbstläufer ist ein solches Modell freilich nicht. Torhüter sind eigen - als positiv verrückt werden sie oft bezeichnet. Der Keeper in seiner exponierten Position auf dem Feld steht ständig im Spotlight. Dieses mit einem Konkurrenten zu teilen, ist eigentlich nicht vorgesehen.
Auch ter Stegen und Bravo haben im Vorfeld der neuen Saison schon begonnen, ihre Reviere abzustecken. Enrique wird erneut entscheiden müssen.
Genau wie Thomas Tuchel. Der Trainer von Borussia Dortmund fand bei Amtsantritt zunächst drei Torhüter im BVB-Kader vor. Mitch Langerak wurde verkauft. Zwei blieben.
Tuchel scheut sich nun, da die Borussia bereits im Pflichtspiel-Rhythmus angekommen ist, eine Entscheidung über die Nummer eins zu treffen. "Ich habe Respekt vor der Entscheidung, weil sie beim Torwart mehr Grundsätzlichkeit hat. Ich weiß noch nicht, wann die Entscheidung fällt", sagt der 41-Jährige.
Nachdem Bürki vor genau einer Woche in Österreich mit starken Paraden den Sieg beim Wolfsberger AC sicherte, steht im Rückspiel (20.30 Uhr im Liveticker bei eurosport.de) Weidenfeller im Kasten. Das ist nicht als Geburtstagsgeschenk an den langjährigen Stammtorwart zu verstehen. Weidenfeller wird am Spieltag zwar 35 Jahre alt, sein Einsatz war aber unabhängig davon geplant.
"Ich hoffe, wir finden eine gute Lösung für beide", sagt Tuchel. Und weiter: "Alle Konstellationen sind denkbar. Das ist nicht naiv, sondern einfach das, was ich gerade fühle."
Ich weiß noch nicht, wann ich mich endgültig entscheide. Aber ich habe Respekt davor und hoffe, dass die Entscheidung keine Auswirkungen auf das Verhalten oder die Trainingsleistung der Beiden haben wird.
Zwischen den Zeilen ist zu lesen: Es läuft auf ein Job-Sharing-Modell á la Barcelona hinaus. Die wahrscheinlichste Variante beschert Weidenfeller alle Spiele in der Europa League und im DFB Pokal, während Bürki 34 Mal in der Liga ran darf.
So weit, so lala.
Tuchels Hauptaufgabe als Trainer von Borussia Dortmund ist, den wankenden Topklub wieder dauerhaft in der absoluten Spitzengruppe der Bundesliga zu etablieren. Wie er das tut, bleibt ihm überlassen.
Am Ende des Tages wird er sich aber an seinen Maßnahmen messen lassen müssen. Die Entscheidung über den Torhüter spielt dabei keine unwesentliche Rolle.
In der abgelaufenen Saison - der letzten unter Jürgen Klopp - war es vor allem die löchrige Defensive, die Dortmund zwischenzeitlich in den Abstiegskampf beförderte.
Bürki und Weidenfeller - zwei völlig verschiedene Keeper
Abstimmungsprobleme, viele Verletzte und stark schwankende individuelle Leistungen veranlassten Klopp schließlich, zu einem unpopulären Mittel zu greifen: Er wechselte den Torhüter. Hin und her, wieder vor und zurück.
Beim Neustart unter Tuchel ist jetzt vor allem Stabilität in der Mannschaft gefragt. Der Torwart spielt dabei eine wichtige Rolle. Er gibt die Kommandos, ist der Anker der Defensivabteilung.
Versucht es der neue Trainer also ohne echte Nummer eins, geht er ein hohes Risiko ein. Gleichzeitig spricht er seiner Viererkette um Kapitän Mats Hummels sein Vertrauen aus.
Denn Bürki und Weidenfeller verlangen ihren Vorderleuten grundverschiedene Spielweisen ab. Der Schweizer ist moderner geprägt als der deutsche Weltmeister - und der bessere Fußballer.
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Bürki und Weidenfeller im direkten Duell

Fotocredit: Imago

"Ich finde es schon wichtig, dass der Fokus beim Torwart und bei der Innenverteidigung darauf liegt, Dinge zu retten, auszubügeln und das Tor zu beschützen", sagt Tuchel. "Aber natürlich hilft es, wenn der Torwart sich traut, selbstbewusst seinen Strafraum zu verlassen im Spielaufbau."
Eine funktionierende Viererkette auf Top-Niveau kann sich freilich im Drei-Tages-Rhythmus auf die veränderten Anforderungen im Zusammenspiel mit dem eigenen Keeper umstellen. Den Nachweis, eine solche zu sein, muss die des BVB in den nächsten Wochen aber erst noch erbringen.
Wer soll Stammtorwart bei Borussia Dortmund werden?
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