Bayer Leverkusen und der Fluch der Super-Serie - vor dem Pokal-Finale ist Xabi Alonso mehr denn je gefordert

Bayer Leverkusens Super-Serie von 51 ungeschlagenen Spielen ist ausgerechnet im Europa-League-Finale gerissen. Beim 0:3 gegen Atalanta Bergamo war die Mannschaft von Xabi Alonso überraschend deutlich unterlegen. Lange Zeit zum Trübsal blasen bleibt der Werkself aber nicht. Bis zum Pokalfinale bleiben nur knapp drei Tage. Weniger als 72 Stunden, in denen vor allem der Trainer gefordert sein wird.

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Quelle: Perform

Irgendwie war am Mittwochabend alles verkehrt herum. Zumindest aus Sicht von Bayer Leverkusen.
Die Mannschaft, die die komplette Spielzeit 2023/2024 dominiert hatte wie keine andere in Europa, die 51 Spiele in Folge nicht verloren hatte, Rekord nach Rekord gebrochen hatte, stand im Aviva Stadion in Dublin mit leeren Händen da.
0:3 hieß es am Ende aus Bayer-Sicht. Der Ex-Leipziger Ademola Lookman stach gleich dreimal zu. Ein Ergebnis, das den Spielverlauf auch in der Höhe widerspiegelt. Der verdiente Sieger Atalanta Bergamo präsentierte sich im Endspiel so, wie sich die Werkself 51 Spiele lang gezeigt hatte: Zweikampfstark, zielstrebig, taktisch versiert.
"Sie haben uns in vielen Bereichen den Schneid abgekauft", gab Sportdirektor Simon Rolfes im Anschluss bei "RTL" unumwunden zu. Ausgerechnet im ersten Finale der Saison lieferten fast alle Akteure auf dem Platz ihre schlechteste Saison-Leistung ab. Matej Kovar im Tor mal ausgenommen.

Leverkusen auch in der Niederlage meisterlich

Die Größe kam erst im Nachgang zurück. Denn wie die niedergeschlagenen Profis und Verantwortlichen die erste Saison-Niederlage nur Minuten nach Abpfiff hinnahmen, war dann schon wieder meisterlich.
"Man muss schon sagen, dass Atalanta verdient gewonnen hat, sie waren einfach besser", sagte Geschäftsführer Fernando Carro. Leverkusen müsse "erhobenen Hauptes rausgehen und Atalanta gratulieren, weil sie es heute auf jeden Fall mehr verdient haben als wir", stimmte Robert Andrich in die Lobeshymne auf den Bezwinger ein.
Weh tat die Pleite trotzdem. Auch Erfolgstrainer Xabi Alonso. Es schmerze, "dass das in einem wichtigen Spiel passiert. Diese Niederlagen in Finalspielen vergisst man nicht so schnell", sagte er.
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"Müssen ehrlich mit uns sein": Andrich selbstkritisch nach Pleite

Quelle: Perform

Alonso erinnert an Guardiola - und übt Selbstkritik

Auch der Spanier hatte am Mittwoch nicht seinen besten Tag erwischt.
Alonso hatte sein Team ohne echten Mittelstürmer ins Spiel geschickt, dazu spielte Leistungsträger Alejandro Grimaldo nicht wie gewohnt auf links außen, sondern auf einer der drei offensiven Positionen. Ein neuer taktischer Kniff, der allerdings nicht aufging.
Ein bisschen erinnerte das an Alonsos Landsmann Pep Guardiola, der in der Vergangenheit dazu neigte, in wichtigen Spielen etwas Besonderes kreieren zu wollen, statt sich auf das zu verlassen, was bis dato bestens funktioniert hatte.
Der 42-Jährige sparte deshalb nicht mit Selbstkritik. "Wir waren nicht auf unserem besten Level, auch ich nicht", so Alonso.

Super-Serie wird für Bayer zum Fluch

Doch das allein kann nicht die Erklärung für Leverkusens Leistungseinbruch sein. Am Ende wurde das Sensationsteam vielleicht auch vom Druck der Super-Serie eingeholt.
Mittelfeldstratege Granit Xhaka erklärte zwar, dass diese der Mannschaft "von Anfang an egal" gewesen sei. Doch allein medial war das Thema so groß, dass es nicht an der Werkself vorbeigegangen sein konnte.
Kapitän Jonathan Tah hatte bereits vor dem Finale im Interview bei "TNT Sports" zugegeben, dass er seit Wochen spüre, "dass uns jeder beobachtet und uns jeder Gegner unbedingt schlagen will." Diese Extra-Motivation war Atalanta am Mittwoch deutlich anzumerken.

Double greifbar: Leverkusen richtet Blick mach vorne

Viel Zeit zum Trübsal blasen bleibt Bayer allerdings nicht. Am Samstag steht mit dem DFB-Pokal-Finale gegen den 1. FC Kaiserslautern bereits das nächste Endspiel auf dem Programm. Nach der ersten Meisterschaft winkt nun der zweite Pokalsieg nach 1993. Dementsprechend richtete sich der Blick der Akteure schnell wieder nach vorne.
Man dürfe sich "trotz dieses Spiels nicht zu viel kaputt reden lassen", betonte Tah: "So ist der Fußball, daraus müssen wir lernen."
Schon am Donnerstag fliegt das Alonso-Team nach Berlin, mit im Gepäck ist die Meisterschale.
"Am wichtigsten ist es, dass wir den Schalter umlegen und ab morgen auf Berlin gucken", sagte Carro, und auch Jeremie Frimpong forderte: "Dass wir am Samstag wieder ein Finale spielen, ist Fußball, ist Teil des Spiels. Das wollen wir unbedingt gewinnen!"

Neue Herausforderung für Alonso

Bis dahin wird vor allem Trainer Alonso gefordert sein. Der 42-Jährige hat seine Mannschaft 51 Spiele lang auf einem unglaublich hohen Level gehalten, hat ihr Demut gelehrt, sie zur gierigen Siegmaschine geformt.
Sie jetzt in nur drei Tagen aus einem Loch zu holen, sie erstmals nach einer Niederlage wieder aufbauen zu müssen, ist allerdings eine ganz andere Aufgabe, die auch für ihn – zumindest in der laufenden Saison – etwas Neues ist.
Beweisen muss Alonso nichts mehr, die Spielzeit ist bereits jetzt eine historische. Doch am Ende zählen vor allem Titel – und das Double schmeckt eben noch mal süßer als "nur" die Schale.
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Alonso verteidigt Taktik: "Wollen nicht unseren Stil wechseln"

Quelle: Perform


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