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FA Cup: Steffen Freund exklusiv: "Würde gerne sehen, dass van Gaal weitermacht"

Marc Hlusiak

Update 21/05/2016 um 11:50 GMT+2 Uhr

Steffen Freund kennt die Premier League wie kaum ein Zweiter. Nach Stationen bei Tottenham Hotspur und Leicester City wurde er 2012 Co-Trainer der "Spurs". Vor dem FA-Cup-Finale zwischen Manchester United und Crystal Palace am Samstag (ab 18:30 Uhr im Liveticker) spricht er im Interview mit Eurosport.de über den Stellenwert des Cups, über die Favoritenrolle und die Zukunft von Louis van Gaal.

Freund (re.) macht sich für van Gaal (li.) stark

Fotocredit: Eurosport

Das Interview führte Marc Hlusiak
Herr Freund, am Samstag steht das Finale im FA Cup an. Verraten Sie uns ein wenig über den allgemeinen Stellenwert des Endspiels im ältesten Vereinswettbewerb der Welt.
Steffen Freund: Auch für die Topteams in der Liga ist ein Sieg im FA Cup etwas ganz Besonderes. Natürlich hat zunächst der Meistertitel Priorität, aber grundsätzlich hat der FA Cup einen sehr hohen Stellenwert in England, höher als beispielsweise die Europa League oder der League Cup.
War die realistische Chance auf den Premier-League-Titel auch der Grund dafür, dass Tottenham Hotspur in der Europa League gegen Dortmund den Wettbewerb abgeschenkt hat?
Freund: Genau. Die Europa League hat in England leider einen weitaus geringeren Stellenwert als der FA Cup. Zu meiner Zeit als Trainer bei Tottenham hat Harry Redknapp, Vorgänger von André Villas-Boas, in der Europa League sogar die zweite Mannschaft spielen lassen. Und ich meine nicht die B-Elf der ersten Mannschaft, sondern das komplette zweite Team.
Dann also zurück zum Finale. Auf der einen Seite Manchester United, auf der anderen Crystal Palace - sind die Rollen im Finale so klar verteilt, wie es sich für den deutschen Zuschauer anhört?
Freund: Nein, das ist eben überhaupt nicht klar. Wenn man selbst in England aktiv war, weiß man, dass Crystal Palace an einem guten Tag jedes Team der Liga schlagen kann - auch die ganz Großen. Das ist etwas, was nicht mit Deutschland vergleichbar ist, wo Bayern München an einem schlechten Tag höchstens Borussia Dortmund gefährlich werden kann und dann wird’s schon eng. Die englische Liga ist viel ausgeglichener, das haben wir auch in den Halbfinals gesehen. Manchester United gegen Everton war eine Partie auf spielerisch sehr hohem Niveau. Es gab zwei unterschiedliche Halbzeiten. In der ersten Hälfte war ManUnited stark, nach der Pause dann der FC Everton. Am Ende ist Manchester glücklich in der Nachspielzeit weitergekommen.
Das zweite Halbfinale zwischen Crystal Palace und Watford war spielerisch zwar nicht auf allerhöchstem Niveau, aber mit 2:1 eben auch sehr knapp. Und das hätte bei jeder anderen Paarung auch so sein können. Wenn man sieht, dass Absteiger Newcastle United Tottenham am letzten Spieltag mit 5:1 schlägt, dann sagt das eigentlich alles.
Louis van Gaal steht bei United schon längere Zeit in der Kritik, als Nachfolger wird José Mourinho genannt. Kann ein Sieg im FA Cup seinen Job im Old Trafford retten?
Freund: Diese Spekulationen sind ja schon seit Monaten da und ich bin als ehemaliger Spieler und Trainer kein Freund davon. Aber es ist doch klar: Manchester United hat den Anspruch, Titel zu gewinnen. Und sollten sie den FA Cup gewinnen, wird das sicherlich etwas den Druck aus der ganzen Situation um van Gaal nehmen. Dazu Platz fünf in der Liga, punktgleich mit Manchester City, da kann man dann sogar etwas besser mit leben. Ich persönlich bin ein Freund davon, dass Trainer ihre Verträge auch erfüllen dürfen. Ich habe die Aussagen van Gaals nach dem letzten Spiel gegen AFC Bournemouth gehört, der sagte, dass sie bis zum siebten Spieltag noch Tabellenführer waren, dann kamen die Verletzungen von bis zu zwölf Topspielern. Dadurch ist man dann auf Platz fünf oder sechs – ganz kurz sogar auf den siebten – abgerutscht, insgesamt hat man aber immer um die Champions-League-Plätze gespielt. Ich würde gerne sehen, dass Louis van Gaal weitermacht. Und wie gesagt: Ein FA-Cup-Sieg würde ihm aufgrund der Gesamtkonstellation - United und Titelgewinne - sicher helfen.
Die Spieler von Manchester United sind vielen auch in Deutschland ein Begriff. Auf wen sollte man bei Crystal Palace besonders achten?
Freund: Da gibt es einige Namen, bei denen man auch schon mal zucken kann. Yohan Cabaye hat schon mehrere Titel geholt, bei Paris Saint-Germain gespielt und ist französischer Nationalspieler. Emmanuel Adebayor ist ein Spieler mit großem Namen und einer unglaublichen Vergangenheit bei den größten Vereinen Europas - hat schon bei Real Madrid, Tottenham, Arsenal oder Manchester City gespielt. Mile Jedinak ist australischer Nationalspieler und Crystal-Palace-Kapitän.
Und dann haben sie natürlich noch Yannick Bolasie, ein Top-Außenstürmer, der ein Spiel mit einer Aktion entscheiden kann. Da sind wirklich tolle Spieler dabei, auch bei Crystal Palace. Nicht zu vergessen Wilfried Zaha, der ja auch an Manchester United ausgeliehen war. Sollten diese Spieler zum Einsatz kommen, dann hat auch Crystal Palace individuelle internationale Klasse auf dem Feld.
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