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England geht mit erhobenem Haupt: Stolz wie drei Löwen

Florian Bogner

Update 12/07/2018 um 08:08 GMT+2 Uhr

Englands Traum vom zweiten WM-Titel ist mit dem 1:2 nach Verlängerung gegen Kroatien erstmal ausgeträumt, aber nicht für alle Zeit begraben. Selbst der schmerzhaften Niederlage gewinnt das Team von Gareth Southgate schnell etwas Positives ab und träumt von einer glorreicheren Zukunft, für die diese Mannschaft den Grundstein gelegt haben könnte. "Es war eine fantastische Reise", sagt Harry Kane.

Gareth Southgate

Fotocredit: Getty Images

Als Cüneyt Cakir das WM-Halbfinale abgepfiffen hatte, die englischen Spieler auf ihre Knie gefallen und die ersten Tränen getrocknet waren, mischte sich die pure Enttäuschung aber schon recht bald mit einem Gefühl von Stolz.
Es blieb ihnen schlicht nichts anderes übrig. Jahrzehntelang waren sie es gewohnt gewesen, mit Schmähungen der eigenen Fans aus großen Turnieren verabschiedet zu werden. Dieses Jahr war das anderes.
10.000 England-Fans erhoben sich im Luschniki-Stadion von ihren Sitzen und applaudierten noch lange nach Abpfiff ihren neuen Helden, den Boten einer neuen, glorreicheren Ära.

Harry Kane spricht von "fantastischer Reise"

"Es ist hart. Wir haben gegeben, was wir konnten. Es tut weh, verdammt weh und es wird noch eine Weile weh tun", sagte Stürmer Harry Kane noch auf dem Spielfeld:
Dennoch können wir erhobenen Hauptes vom Platz gehen. Es war eine fantastische Reise. Keiner hätte erwartet, dass wir es hierherschaffen.
Nein, "er" kommt nicht nach Hause. "Football's coming home" war über die WM-Wochen in England zum geflügelten Wort geworden. Erst purer Sarkasmus, dann ein Keim ungeahnter Träume, schließlich ein frommer Wunsch, später ein regelrechtes Flehen - aber nie Realität.

Kein Kroate will vom Platz

Ein Traum zerplatzt an Kroatien, beim 1:2 (1:1, 1:0) nach Verlängerung und Toren von Ivan Perisic (68.) sowie Mario Mandzukic (109.), die den tollen Freistoßtreffer von Kieran Trippier (5.) gekontert und so im dritten K.o.-Spiel der WM zum dritten Mal einen Rückstand aufgeholt hatten.
"Was unsere Spieler heute geleistet haben - die Stärke, die sie gezeigt haben, die Ausdauer, das Energie-Level ... Ich wollte auswechseln, aber niemand wollte ausgewechselt werden - jeder hat gesagt: 'Ich bin bereit, ich kann rennen'", sprudelte es aus dem glücklichen Coach Zlatko Dalic nur so heraus.
"Mein Tor war glaube ich der Schlüsselmoment, weil es zum rechten Zeitpunkt kam, als wir die Partie an uns gerissen haben", sagte Perisic: "Beim zweiten Tor war dann Mandzukic einfach am richtigen Fleck. Was ich immer gesagt habe: Es ist egal, wer trifft. Hauptsache Kroatien gewinnt."
Nächster Stopp: wieder Luschniki, WM-Finale gegen Frankreich am Sonntag (17:00 Uhr im Liveticker).

Gareth Southgate formuliert künftige Ansprüche

Für England ist die Reise dagegen faktisch beendet, auch wenn sie am Samstag noch zum ungeliebten Spiel um Platz drei nach St. Petersburg müssen, um sich dort Belgien zu stellen (16:00 Uhr im Liveticker) - zufälligerweise geht es dann wie schon im Vorrunden-Duell, als beide schon fürs Achtelfinale qualifiziert waren, nicht mehr um allzu Entscheidendes.
Weshalb Trainer Gareth Southgate direkt nach der Halbfinal-Niederlage auch schon die Muße hatte, den großen Bogen zu spannen.
"Es gibt keine Garantie darauf, dass diese Chance nochmal wiederkommt", sagte er, "aber wir wollen künftig ein Team sein, dass immer ins Viertelfinale, Halbfinale oder Finale kommt. Wir haben bewiesen, dass es möglich ist. Wir haben uns bewiesen, dass es möglich ist, und wir haben unseren Leuten zuhause bewiesen, dass es möglich ist."
Sicher, richtig berauschend hatten die Engländer in ihrem 3-5-2-System selten gespielt, eigentlich nur gegen das kleine Panama (6:1). Sonst war vieles harte Defensivarbeit und eine unheimliche Standardstärke - neun von zwölf Turniertreffern erzielten die "Three Lions" nach ruhenden Bällen.
Aber man nahm ihnen ihren Einsatz und die Hingabe ab, den Fokus auf die den Spielern gestellten Aufgaben. So wusste Southgate sehr genau, wovon er sprach, als er nach dem Kroatien-Spiel sagte, dass man eben das vorhandene Potenzial so eingesetzt habe, wie man es für richtig gehalten habe.
"Mit mehr Erfahrung und weiteren jungen Spielern, die nachrücken werden, werden wir bestimmt auch unseren Spielstil und die Torgefahr, die er mit sich bringt, weiterentwickeln können", sagte er selbstbewusst.

Totaler Kontrast zur EM 2016

Neben all der Enttäuschung war da eben auch Stolz, nur zwei Jahre nach der EM-Blamage im Achtelfinale gegen Island (1:2) etwas Gutes bewirkt zu haben - und sei es nur ein paar Wochen Party in der Heimat.
Southgate:
Ich bin unglaublich stolz auf meine Mannschaft, die sich wirklich weiterentwickelt hat. Wenn man die Reaktion der Fans heute und von vor zwei Jahren vergleicht, sieht man, dass Erfahrungen mit der englischen Nationalmannschaft auch positiv sein können.
Schlusswort:
Wir haben absolut alles gegeben. Mehr konnte ich nicht verlangen.
Aber sie werden es wieder versuchen.
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