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Die Rückkehr des Favoriten

Eurosport
VonEurosport

Update 06/07/2011 um 14:02 GMT+2 Uhr

Endlich locker nach vorne spielen, wollten Deutschlands Fußball-Frauen zum Abschluss der WM-Gruppenphase gegen Frankreich. Alles sollte dabei besser werden, vieles wurde umgesetzt. Nach einer kurzen Auszeit hat sich das DFB-Team mit dem 4:2-Erfolg im Kreis der Titelfavoriten zurückgemeldet.

2011 Womens' World Cup Germany France (W)

Fotocredit: dpa

Aus Mönchengladbach berichtet Fabian Kunze
Sie hatten alles gewonnen: Die Partie gegen Frankreich, die Vorrundengruppe A, besonders aber ein gesundes Stück Selbstvertrauen, Anerkennung und Respekt. Nur eine, die war auf der Ehrenrunde der deutschen Mannschaft im stimmungsvollen und mit 45.867 Zuschauern ausverkaufen Borussia-Park auf einmal weg. Per Räuberleiter ließ sich Fatmire Bajramaj vom Spielfeld hinauf in die Zuschauerränge befördern - es sah aus, als schwebe sie.
Bajramajs Ausflug dorthin, wo einige der über 60 Freunde saßen, für die die in Gladbach fußballerisch groß gewordene 23-Jährige Karten besorgt hatte, war Sinnbild für das Spiel der deutschen Mannschaft: Losgelöst vom Druck des unbedingten Siegen-Müssens und mit einem Hauch von Leichtigkeit erledigte die Mannschaft von Silvia Neid die vom Papier her schwierigste Aufgabe in der Gruppenphase mit dem souveränsten Auftritt. "Wir waren die ersten zwei Spiele wie gelähmt", sagte Nadine Angerer, für die der Erwartungsdruck und die großen Kulissen zunächst hemmend wirkten. "Jetzt haben wir gesagt, die Leute wollen uns doch nur helfen. Das hat beflügelt."
Grings überzeugt, Prinz nur auf der Bank
Allen voran Inka Grings, die erstmals seit dem verlorenen Viertelfinale bei der WM 1999 wieder in der Startelf stand, zeigte, was sich die Mannschaft nach den beiden wenig überzeugenden Siegen gegen Kanada und Nigeria als Wiedergutmachung vorgenommen hatten. "Ich wollte schnell in die Mannschaft finden und mit ihr erfolgreich zu spielen, das ist hervorragend gelungen", strahlte die Doppeltorschützin (32./68. FE), die auch von der FIFA zum Player of the Match gekürt wurde. Als Ersatz für Birgit Prinz, die nach 26 Partien in Serie erstmals nicht in der Startformation stand, überzeugte die Duisburgerin mit einer engagierten, mannschaftsdienlichen Leistung - wie ohnehin die Offensive zu gefallen wusste.
Im Gegensatz zu den ersten beiden Spielen gab es Ansätze von Kombinationsfußball, die Aktionen wirkten überlegt, wenn auch in einigen Situationen eigensinnig, wie Bajramaj zugeben musste. "Man kennt das ja, dass ich den Ball gerne etwas länger halte", sagte die Mittelfeldspierin. Bajramaj bekam wie Grings, Bianca Schmidt und Lena Goeßling von Bundestrainerin Neid die Chance, sich von Beginn an zu präsentieren. Neid stellte bei Bajramaj eine "aufsteigende" Form fest. "Sie war sehr aktiv, sehr agil und hat auch in der Defensive gut gearbeitet", lobte die Chefin.
Rotation mit vier Neuen
Viel auszusetzen hatte Neid am Spiel ihrer Mannschaft ohnehin nicht. "Ich fand die Defensive in der ersten Halbzeit sehr gut, die Offensive war phantastisch", sagte Neid und fügte hinzu: "Wo wir unachtsam waren, war bei den Standards. Da haben wir nicht gut gestanden." Zwei Kopfballtore nach Eckbällen hielten die Französinnen im Spiel, bereiten der Bundestrainerin bei einem solchen Ergebnis jedoch kein Kopfzerbrechen. "Ich bin froh, da kann man die Fehler ansprechen, in der Hoffnung, dass uns so etwas nicht noch einmal passiert."
Neid konnte es sich sogar erlauben, die zuvor starke deutsche Schaltzentrale mit Kim Kulig und Simone Laudehr nach deren Gelben Karten zu schützen. Während Laudehr ein Halbzeit lang ran durfte und dabei das 2:0 per Flanke vorbereitete, genoß Kulig die kompletten 90 Minuten von der Bank. "Da konnte ich die Stimmung mal richtig wahrnehmen, auf dem Platz ist das anders. Es war gigantisch", erklärte die Neu-Frankfurterin lächelnd.
Neid: "Zeigt, wie schlecht es der Birgit momentan geht"
Doch nicht nur die Stimmung im Stadion war gut, auch in der Mannschaft scheint es kein böses Blut zu geben, wenn einmal andere auf dem Platz. "Wir haben ein sehr guten, ausgeglichenen Kader, das hat man gesehen, und wir wissen, dass wir alle Spielerinnen für das Turnier brauchen", sagte Kerstin Garefrekes, Torschützin zum 1:0 (25.) und Ersatzkapitän für Prinz, deren Auszeit das große Thema des Abends war. Bundestrainerin Neid verriet nach der Partie, dass sie ihre etatmäßige Stürmerin vorher gefragt habe, ob sie mental in der Lage sei, zu spielen. Prinz habe mit "Nein" geantwortet. "Das zeigt, wie schlecht es der Birgit momentan geht", sagte Neid.
Auf der Ehrenrunde war Prinz dann wieder mittendrin, feierte mit den Kolleginnen und bedankte sich bei den Fans. Wie es mit Prinz weitergeht, wollte noch niemand abschließend sagen. "Ich denke, dass wir von Birgit bestimmt noch etwas sehen werden", orakelte die Bundestrainerin. Nach dem beherzten Auftritt gegen Frankreich könnte dieser Satz auch für das gesamte Team stehen.
TV-Tipp:
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