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"Soccer Moms" auf dem Vormarsch

Inga Radel

Update 26/06/2015 um 09:51 GMT+2 Uhr

Bei der Frauenfußball-WM kicken einige Mütter mit. Verbände wie Norwegen und die USA unterstützen ihre "Soccer Moms", andere wie England oder Kamerun weniger.

"Soccer Moms" auf dem Vormarsch

Fotocredit: Imago

Mütter unter sich: US-Coach Jill Ellis und Amy Rodriguez
Bei der Frauenfußball-WM in Kanada kicken einige Mütter mit. Verbände wie Norwegen und die USA unterstützen ihre "Soccer Moms", andere wie England oder Kamerun weniger. Und wie reagiert das DFB-Team, falls Lira Alushi nach ihrer Schwangerschaft ein Comeback gibt?
Meine persönliche Lieblingsspielerin dieser Frauen-WM in Kanada war die Norwegerin Solveig Gulbrandsen. Nicht nur, weil die 34-Jährige eine begnadete Mittelfeldantreiberin ist, sondern weil sie auch schon zwei Kinder hat und nach dem norwegischen Aus gegen England in der ARD diesen rührenden Satz sagte:
"Wir haben das Turnier verloren, aber ich darf zurück zu meinen Kindern."
Theodor (9) und Lilly (4) waren nämlich nur die ersten zehn Turniertage zusammen mit ihrem Papa Espen mit bei ihr im Hotel in Kanada, dann flog die Familie zurück.
Solveig Gulbrandsen
Das Achtelfinale Norwegen gegen England, das trotz Gulbrandsens 1:0-Führungstor mit 1:2 verloren ging, war ein seltenes Duell mit Müttern in beiden Teams. Zum Kader der "Three Lionesses" gehörten Dreifach-Mutter Katie Chapman und Zwillingsmutter Casey Stoney, deren Karriere allerdings durch keine Schwangerschaft unterbrochen wurde, weil ihre Partnerin Megan Harris die sieben Monate alte Jungs zur Welt brachte.
Verbände zwischen Geiz und Großzügigkeit
Wie viele Mütter gibt es überhaupt bei dieser WM? Da muss die Fifa selbst passen, dazu werde keine Statistik geführt, heißt es. Die Vorzeige-"Soccer Mom", auf die natürlich jeder verweist, ist die US-Kapitänin Christie Rampone, die älteste WM-Teilnehmerin aller Zeiten, die an diesem Mittwoch bereits 40 Jahre alt wird. Rampones Töchter heißen Rylie Cate (9) und Reece Elizabeth (5). Im Team US haben außerdem noch Shannon Boxx, Amy Rodriguez und Nationalcoach Jill Ellis Kinder.
Die Verbände Norwegens und Amerikas gelten als besonders kinderfreundlich. Die USA lädt seit 1996 Spielerinnenkinder in alle Trainingslager ein und übernimmt die Kosten für eine Nanny, den Flug und die Unterkunft. Rückschrittliches ist diesbezüglich der englische Fußballverband FA, er trägt nicht die Reisekosten der Familien. Casey Stoney (33) hat ihre Zwillinge deshalb nicht bei sich in Kanada, "weil ich es mir finanziell einfach nicht leisten kann, ich vermisse sie so sehr".
Außerdem beklagte sich auch die Kamerunerin Madeleine Ngono Manie, dass sie keinerlei Unterstützung vom Verband bekomme. Auch sie vermisst ihren 13 Monate alten Sohn sehr, der mit seinem Vater in Kamerun blieb.
Christie Rampone
Kinder? Fehlanzeige  im deutschen Frauenfußball
Gulbrandsen erklärte kürzlich in der BBC, die Anwesenheit ihrer Kinder tue dem ganzen Team Norway gut. "Sie machen ein bisschen Lärm auf dem Flur, sie haben Spaß, spielen Spiele und sie lenken uns mal vom Fußball ab." Wenn die Vereinbarkeit von Familie und Karriere in der norwegischen Nationalelf nicht so gut möglich wäre, hätte sie kein Comeback mehr gegeben, betonte die 184-fache Nationalspielerin (55 Tore). "Die Unterstützung ist gut für die Mädchen, wenn sie länger spielen wollen."
Katie Chapman sagte während der WM dem "Independent", dass sie sich nach der Geburt ihres zweiten Babys fitter als je zuvor gefühlt habe. "Ich kam in der Saisonvorbereitung zurück und war am Fliegen. Ich denke, die Schwangerschaften halfen meiner Kondition", sagte die 33-Jährige. "Dein Körper ändert sich so sehr, du hast mehr Sauerstoff im Blut. Und nichts jemals im Training ist vergleichbar mit den Schmerzen einer Geburt."
Und wie sieht es in der DFB-Elf mit Kindern aus? Fehlanzeige. Seit dem Jahr 2000, dem Nationalmannschaftskarriereende von Martina Voss-Tecklenburg, die mitten in ihrer Karriere Tochter Dina bekommen hatte, gab es keine Mutter mehr in der DFB-Auswahl.
Im krassen Gegensatz dazu flitzte nach dem letzten Männer-WM-Finale in Rio eine Horde Kids um Louis Podolski und die Zwillinge Luan und Noah Klose über den Rasen. Bei den Frauen ist Insidern sogar in der ganzen Bundesliga keine einzige Mutter bekannt. Das ist einfach ein Phänomen, eine Erklärung liegt dafür nicht auf der Hand.
Lira Alsuhi
Spannend wird es, ob die aus der Reihe tanzende "Lira" Alsuhi (geborene Bajramaj) nach ihrer Schwangerschaft zurückkehrt in die Nationalmannschaft. Derzeit ist die Mittelfelddribblerin von Paris Saint-Germain im vierten Monat schwanger.
Nationalmannschaftsmanagerin Doris Fitschen sagte in Montréal auf Anfrage: „Wenn Lira wieder in der Nationalmannschaft spielen möchte, werden wir sie und ihre Familie dabei voll unterstützen! USA und Norwegen haben es vorgemacht und auch Dank ihrer ‚Mamas' viele Erfolge gefeiert!“
Inga Radel
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